Progressive Dekompensation nach einer „Fastenkur “

Zusammenfassung

Die Krankengeschichte eines 46-jährigen Lehrers begann zunächst mit unspezifischem Schwindel und führte dann bei bekanntem „gemäßigtem und kontrolliertem“ Alkoholgebrauch zum Verdacht auf eine Wernicke-Enzephalopathie. Dann leiteten Oberbauchschmerzen, zunehmende Bewusstseinsstörung und ein akutes Nierenversagen eine dramatische Verschlechterung ohne Fieber oder systemische Entzündungszeichen ein, die zu Intubation und Katecholaminpflichtigkeit führte. Durch eine versehentliche starke Steigerung der Kalorieneinfuhr kam es erneut zur erheblichen Verschiebung von Elektrolyten und pH-Wert, was den Fokus auf ein Refeeding-Syndrom lenkte. Der Patient erholte sich nach der Therapie vollständig. Ursache der Erkrankung war eine zweiwöchige Fastenkur im Sinne des „Heilfastens zur Entschlackung“ mit anschließendem „Belohnungsschlemmen“. Das wenig beachtete, aber potenziell lebensbedrohliche Syndrom begegnet uns im klinischen Alltag häufiger als angenommen.