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Licht als elektromagnetische Welle

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Zusammenfassung

Im Band IV über Optik (Bd. IV/1–IV/9) haben wir das Konzept der Wellen eingeführt, verschiedene Wellenphänomene diskutiert und die Ausbreitung von Wellen studiert. Insbesondere haben wir uns mit elektromagnetischen Wellen sehr hoher Frequenz, mit „Licht“, befasst; die Gesetze der Wellenausbreitung wurden vorzugsweise an diesem Beispiel erläutert. Andererseits hatten wir schon in der relativistischen Mechanik (Bd. I/15) das Licht auch als Strahlung von masselosen Teilchen („Photonen“) betrachtet. Im letzten Teil dieses Buches wollen wir versuchen, die Doppelnatur Welle–Teilchen zu verstehen. Zunächst wollen wir in Kap. 1 die klassische Wellentheorie des Lichts noch weiter treiben, indem wir sie auf die Emission, Absorption und Streuung von Licht durch Atome anwenden. Auch die Erzeugung von Röntgenstrahlen in der Röntgenröhre, ihre Spektroskopie und ihre Anwendung in der Kristallographie werden mit der klassischen Wellentheorie behandelt. Das wird bis zu einem gewissen Grade zum Erfolg führen, wir werden aber auch an die Grenzen dieses Konzepts stoßen. Endgültig scheitert die klassische Wellentheorie des Lichts bei dem Versuch, die Wärmestrahlung zu erklären. Das wird in Abschn. 1.4 gezeigt.

Der Inhalt dieses Kapitels ist keineswegs nur von historischem Interesse. Bei der Wechselwirkung von Licht mit Atomen gibt es Phänomene, bei denen man auch heute noch die Auffassungen der klassischen Physik als bequeme Denk- und Redeweise verwendet. Das trifft besonders auf die Streuung von Licht und Röntgenstrahlen an Atomen zu.

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Notes

  1. 1.

    Der Chemiker Robert Bunsen (1811–1899) und der Physiker Gustav Kirchhoff (1824–1887) wirkten als Professoren an der Universität Heidelberg. Für die gemeinsame große Entdeckung (1860) waren Kirchhoffs Arbeiten zur Theorie der Wärmestrahlung und Bunsens Genie in der analytischen und präparativen Chemie ebenso Voraussetzung wie der von Kirchhoff gebaute Spektralapparat und der von Bunsen erfundene Gasbrenner, mit dem nahezu farblose Flammen hoher Temperatur hergestellt werden konnten.

  2. 2.

    Einige Bemerkungen zu den Spektren in Abb. 1.3: Die gelbe Linie des Heliums bei 5875 Å wurde 1865 bei einer Sonnenfinsternis als Emissionslinie im Spektrum der Sonnenkorona entdeckt, und einem hypothetischen neuen Element „Helium“ (von griechisch Helios = Sonne) zugeordnet, da sie in keinem der damals bekannten Spektren zu finden war. Erst 30 Jahre später wurde das Element von Ramsey auf der Erde nachgewiesen und als Edelgas identifiziert. – Die ultraviolette Hg-Linie bei 2537 Å ist die intensivste Linie im Quecksilberspektrum. Sie ist für das Funktionieren der Leuchtstofflampen verantwortlich und wird uns im Folgenden noch öfters begegnen. – Das Fe-Spektrum ist ein Beispiel für ein linienreiches Spektrum. Im UV-Bereich setzt es sich noch mit Hunderten von Linien fort. Derart linienreiche Spektren findet man vor allem bei den Elementen der Nebengruppen des Periodensystems. Warum, werden wir in Kap. 8 sehen.

  3. 3.

    Diese Abkürzung einzuführen ist nicht nur praktisch, um die Formeln übersichtlich schreiben und bequem numerisch auswerten zu können. Man hat auch den großen Vorteil, dass nun die Formel unabhängig vom Maßsystem ist (vgl. Bd. 3/11.4)!

  4. 4.

    Dass die Wellenzüge so viel deutlicher zu erkennen sind als in Abb. IV/7.1 b, liegt daran, dass eine kürzere Wellenlänge verwendet wurde.

  5. 5.

    John William Strutt, Baron Rayleigh, später Lord Rayleigh (1842–1919), englischer Physiker, wurde 1879 als Maxwells Nachfolger an das Cavendish-Laboratorium (Universität Cambridge) berufen. Er legte dieses Amt jedoch schon nach 5 Jahren nieder, um sich weiterhin auf dem Schloss seiner Väter (Terling Place, Witham, Essex) als Privatgelehrter zu betätigen. Seine Hauptarbeitsgebiete waren Akustik und Optik. Das berühmte Buch „Theory of Sound“ schrieb er während einer Schiffsreise auf dem Nil. – Als Rayleighs Nachfolger wurde übrigens J. J. Thomson (1856–1940), der Entdecker des Elektrons und der Isotope berufen, dem dann 1919 E. Rutherford als Cavendish-Professor folgte.

  6. 6.

    Dennoch erscheint unter Wasser die Sonnenscheibe und das von hellen Steinen reflektierte Licht nicht rötlich, wie jeder Taucher weiß. Das liegt daran, dass Wasser im Infraroten absorbiert (Abb. IV/5.19). Die Ausläufer der Absorption reichen bis ins Sichtbare. Das Maximum der Transparenz liegt im grünen Spektralbereich.

  7. 7.

    Bei dieser Gelegenheit entwickelte Mie die Methode der Multipol-Entwicklung von Strahlungsfeldern. Er leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Mathematischen Physik, der später besonders in der Kernphysik große Bedeutung erlangte. Wir werden darauf in Kap. 6 zurückkommen, Gustav Mie (1868–1957) wirkte als Professor für Physik an den Universitäten Greifswald, Halle und Freiburg.

  8. 8.

    Es gibt in Abb. 1.16 auch eine nach links laufende Streuwelle: Sie bildet die reflektierte Welle.

  9. 9.

    Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923) war Physik-Professor in Würzburg, als er 1896 seine große Entdeckung machte. Zur Erzeugung der Röntgenstrahlen benutzte er eine von Philipp Lenard gebaute Kathodenstrahlröhre, d. h. ein bei sehr niedrigem Gasdruck betriebenes Glimmentladungsrohr (Bd. III/8.4). Lenard war damals Assistent bei Heinrich Hertz in Bonn und als Experte für Kathodenstrahlen bekannt. Die „neue Art von Strahlen“ nannte Röntgen X-Strahlen. So werden sie auch heute in vielen Sprachen bezeichnet, z. B. (engl.) X-rays. – Röntgen hatte ursprünglich nur Experimente mit Kathodenstrahlen vor. Er entdeckte die Röntgenstrahlen dank eines Fluoreszenzschirms, der in seinem Labor von früheren Experimenten her zufällig ein paar Meter hinter der Kathodenstrahlröhre stand, und der ganz unerwartet aufleuchtete. Von da bis zu Abb. 1.19 war es nur noch ein Schritt.

  10. 10.

    Max von Laue (1879–1960) war damals (1912) als Privatdozent bei Sommerfeld in München tätig. Die von ihm geschaffene Theorie der Röntgeninterferenzen bildet einen wichtigen Baustein der Festkörperphysik. Max v. Laue trat auch durch Arbeiten zur Relativitätstheorie und zur Theorie der Supraleitung hervor sowie durch seinen Einsatz für Menschlichkeit, Wissenschaft und Geistesfreiheit in den Jahren 1933–1945. Zu dieser Zeit arbeitete er in Berlin an der Universität und am Kaiser Wilhelm-Institut für Physik.

  11. 11.

    Das stimmt nicht ganz: Bei streifendem Einfall auf eine mit feinen Strichen versehene Glasplatte erhält man wegen der Totalreflexion von Röntgenstrahlen an Glas (n < 1 !) ein Reflexionsgitter, das zur Wellenlängenmessung verwendet werden kann. Das wurde 1925 von Compton und Doan demonstriert. Dabei ging es mehr um das Prinzip; praktische Bedeutung hat diese Methode nur einmal erlangt: Sie ermöglichte es, die Röntgen-Wellenlängen mit höherer Genauigkeit in metrischen Einheiten anzugeben, als es vorher möglich war.

  12. 12.

    William H. (1862–1942) und William L. Bragg (1890–1971), Vater und Sohn, englische Physiker, Pioniere der Röntgen-Physik und ihrer Anwendungen in der Kristallographie. Das im Folgenden beschriebene Drehkristall-Spektrometer wurde von W. Bragg jun. erfunden.

  13. 13.

    Näheres zur Kristallstruktur und zur Definition der primitiven Gittervektoren findet man in Bd. II/1.3.

  14. 14.

    Die bedeutendste Leistung auf diesem Gebiet ist wohl die Strukturanalyse der DNA (Desoxyribonukleinsäure), des Trägers der Erbinformation. 1953 postulierten Francis Crick und James Watson (University of Cambridge, UK) die Doppelhelix-Struktur der DNA, gestützt auf Röntgen-Strukturuntersuchungen, die Rosalind Franklin († 1958 im Alter von 37 Jahren an durch Röntgenstrahlen ausgelöstem Krebs) und Maurice Wilkins am King’s College, London, durchgeführt hatten. – Zur Lösung des Phasenproblems siehe z. B. S. Hunklinger, „Festkörperphysik“, Oldenbourg-Verlag (2007).

  15. 15.

    Zur quantitativen Durchführung dieses Programms siehe Feynman, Leighton u. Sands: „The Feynman Lectures on Physics I“, S.  41-3, Addison-Wesley (1965).

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Übungsaufgaben

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1.1 Rayleigh-Streuung.

Der Brechungsindex \(n=1+2{,}78\cdot 10^{-4}\) von Luft bei Atmosphärendruck ist im sichtbaren Wellenlängenbereich fast konstant. Reproduzieren Sie die Daten in Tab. 1.1. Nehmen Sie an, dass die Dichte der Luft mit der Höhe z über dem Erdboden exponentiell abnimmt und in der Höhe z0 = 8 km auf 1 ∕  e-tel abgefallen ist. Die Molekülzahldichte am Erdboden ist N = 2,69 ⋅ 1019 cm−3. Hinweis: Bei horizontalem Lichteinfall führt eine Reihenentwicklung auf das Integral

$$\begin{aligned}\displaystyle\int_{0}^{\infty}{\,{\mathrm{e}}}^{-C\zeta^{2}}{{\mathrm{d}}}\zeta=\sqrt{\frac{\pi}{4C}}\;.\end{aligned}$$

1.2 Natürliche Linienbreite und Dopplerbreite.

Bei den Natrium D-Linien (λD = 589 nm) ist die Abklingzeit der Energieabstrahlung \(\tau_{\text{E}}=1{,}6\cdot 10^{-8}\,\mathrm{s}\). Wie groß ist die natürliche Linienbreite? Berechnen Sie zum Vergleich Form und Halbwertsbreite der Doppler-verbreiterten Linien bei T = 1000 K. Was kann man bei tieferen Temperaturen erreichen? (Daten: Atommasse des Na A = 23, atomare Masseneinheit \(m_{u}=1{,}66\cdot 10^{-27}\) kg, Boltzmann-Konstante \(k_{\text{B}}=1{,}38\cdot 10^{-23}\,\mathrm{J/K}\).)

1.3 Amplitude und Polarisation von Streulicht.

a) Zeigen Sie, dass das Streulicht in Abb. 1.14 wie im Text angegeben rotationssymmetrisch um die x-Achse verteilt ist. Hierzu ist die Lichtabstrahlung in eine beliebige, durch einen Einheitsvektor \({}\vec{\hat{n}}\) beschriebene Richtung zu berechnen, wobei die Intensitätsverteilungen aus Abb. 1.13a und Abb. 1.13b zu addieren sind.

b) Wie hängt die Polarisation des Streulichts vom Streuwinkel ϑ ab? Beschränken Sie sich hier auf die Betrachtung der (x , z)-Ebene. Wie groß ist die Polarisation beim Streuwinkel ϑ = 45?

1.4 Formfaktor.

a) Berechnen Sie aus (1.20) den Formfaktor (1.22).

b) Zeigen Sie: Der Formfaktor (1.22) lässt sich nach Potenzen von \(|{}\vec{K}|^{2}\) entwickeln:

$$\begin{aligned}\displaystyle F_{\text{At}}({}\vec{K})\approx Z\left(1-\rho^{2}_{2}|{}\vec{K}|^{2}R_{\text{At}}^{2}+\rho^{2}_{4}|{}\vec{K}|^{4}R_{\text{At}}^{4}\pm\dots\right)\,.\end{aligned}$$

Bei welchen Streuwinkeln konvergiert die Reihe am schlechtesten? Erfüllen die Daten in Tab. 1.2 die Bedingung für eine rasche Konvergenz der Reihe?

1.5 Lorentzkurve.

Die Messwerte einer physikalischen Größe seien gemäß einer Lorentzkurve verteilt.

a) Überzeugen Sie sich davon, dass die Lorentzkurve so breit ist, dass die mittlere quadratische Schwankung der Messwerte um die Resonanzstelle unendlich groß ist!

b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit liegt ein Messwert innerhalb der Halbwertsbreite um die Resonanzstelle?

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Heintze, J., Bock, P. (2019). Licht als elektromagnetische Welle. In: Bock, P. (eds) Lehrbuch zur Experimentalphysik Band 5: Quantenphysik. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58626-6_1

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