Zusammenfassung
Fressen, bis man stirbt (oder wahlweise in der eigenen Scheiße versinkt), Lachen über Gott, Mitfühlen mit befeindeten Soldaten – was haben wir in diesem Band nicht alles an befremdlichen Tabubrüchen gesehen! Hinter den Tabubrüchen schlummert die diskursive Funktion, die den Filmen innewohnen kann. Skandalfilme können politisch wirksam sein und das gesellschaftliche Zusammenleben voranbringen: indem durch provokante Produktionen Diskussionen angestoßen, Stereotype und Diskriminierungen aufgebrochen sowie Ideologien kritisiert werden. Dabei möchten wir zeigen, dass Skandalfilme als „Gradmesser“ für den Pluralismus einer Gesellschaft fungieren: Denn Skandale können sich nur dort abspielen, wo in einem öffentlichen Raum gestritten, debattiert, verhandelt und provoziert werden darf. Deswegen sind Skandalfilme gleichzeitig Indikatoren für gesellschaftliche Umbrüche und kulturelle Divergenz. Sie stehen im Zeichen der Lebendigkeit von Kultur und Gesellschaft.
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Literatur
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König, H., Piegler, T. (2019). Bitterer Nachgeschmack. In: König, H., Piegler, T. (eds) Skandalfilm? – Filmskandal!. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58318-0_29
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