Zusammenfassung
Seit Jahren wird die Bevölkerung zu mehr persönlichem Gesundheitsengagement angeregt. Das hat v. a. in den hohen Soziallagen zu einer Intensivierung des Gesundheitsverhaltens geführt, wobei dort offenbar nicht nur funktional-nützliche, sondern auch soziale Motive das Gesundheitsengagement befördern. Gutes Gesundheitsverhalten ist Bestandteil des kulturellen Kapitals, das nicht nur Gesundheit, sondern auch soziale Distinktion ermöglicht. Der eigene gute Gesundheitszustand beglaubigt, dass man nicht nur fit und leistungsfähig ist, sondern auch selbstdiszipliniert, eigenverantwortlich und vernünftig handelt. Wer dem persönlichen Gesundheitsauftrag nicht nachkommt, gilt als Risikoträger für Krankheit und Kostenproduktion und u. U. als Versager, dem es an Selbstverantwortung und -kontrolle mangelt. Die Gefahr gesundheitsbezogener Stigmatisierungen kollidiert mit der inklusiven Gesellschaft, die allen Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen will, nicht nur jenen, die den dominierenden Gesundheitsregeln genügen.
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Schmidt, B. (2019). Gesellschaftliche Konstruktion von Gesundheit und Krankheit. In: Haring, R. (eds) Gesundheitswissenschaften. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58314-2_21
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