Zusammenfassung
Ein Automat ist im antiken Sprachgebrauch ein Apparat, der selbstständig (autonom) agieren kann. Selbsttätigkeit charakterisiert nach antiker Auffassung lebende Organismen. Berichte über hydraulische und mechanische Automaten werden bereits in der antiken Literatur vor dem Hintergrund der damaligen Technik erwähnt. In der jüdischen Tradition wird Ende des Mittelalters der Golem als menschenähnliche Maschine beschrieben. Mit Buchstabenkombinationen des „Buchs der Schöpfung“ (hebr.: Sefer Jezira) kann der Golem programmiert werden – zum Schutz des jüdischen Volkes in Verfolgungszeiten.
Mit Beginn der Neuzeit wird Automation technisch‐naturwissenschaftlich angegangen. Aus der Renaissance sind Leonardo da Vincis Konstruktionspläne für Automaten bekannt. Im Zeitalter des Barocks werden Spielautomaten auf der Grundlage der Uhrmachertechnik gebaut. P. Jaquet‐Droz entwirft ein kompliziertes Uhrwerk, das in eine menschliche Puppe eingebaut war. Seine „Androiden“ spielen Klavier, zeichnen Bilder und schreiben Sätze. Der französische Arzt und Philosoph J. O. de Lamettrie bringt die Auffassung von Leben und Automaten im Zeitalter der Mechanik auf den Punkt: „Der menschliche Körper ist eine Maschine, die ihre (Antriebs‑)Feder selbst spannt“ [1].
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Mainzer, K. (2019). Eine kurze Geschichte der KI. In: Künstliche Intelligenz – Wann übernehmen die Maschinen?. Technik im Fokus. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58046-2_2
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