Zusammenfassung
„Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, dass er seine Daseinsberechtigung hat, dann muss es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann“, schreibt Robert Musil. Im Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ analysiert er die geistige Situation der zwanziger Jahre des 20.Jahrhunderts an Hand dieses Gegensatzpaares. Der Held des Romans, Ulrich, hat gewisse Eigenschaften des Romanautors, der selbst Physik und Mathematik studiert und mit einer Arbeit über „Beiträge zur Beurteilung der Lehren Machs“ in Philosophie promoviert hat. Er meint, dass die Welt auch anders sein könnte: „Wer den Möglichkeitssinn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muss geschehen; sondern er erfindet: Hier könnte, sollte oder müsste geschehen; und wenn man ihm von irgendetwas erklärt, dass es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein.“
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Notes
- 1.
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften, Hamburg 1981, S. 16.
- 2.
Ibidem.
- 3.
Vgl. Max Tegmark: Our mathematical Universe: My Quest for the ultimate Nature of Reality, New York 2014, S. 319 ff. Für den Autor dieses Buchs stellt das platonische, mathematische „Level IV Multiverse“ die letzte Realität dar.
- 4.
Edmund Husserl: Grundprobleme der Phänomenologie 1910/1911, Hamburg 1992.
- 5.
Karl Löwith: Der Weltbegriff der neuzeitlichen Philosophie – Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Heidelberg 1960.
- 6.
Ibidem, S. 13.
- 7.
Ibidem, S. 23.
- 8.
Vgl. David Lewis: On the Plurality of Worlds, Oxford 1986, S. 2. „The book defends modal realism: the thesis that the world we are part of is but one of a plurality of worlds and that we who inhabit this world are only a few out of all the inhabitants of all the worlds.“
- 9.
Vgl. Possible Worlds in Humanities, Arts and Sciences – Proceedings of Nobel Symposium 65, Berlin-New York 1989.
- 10.
Der Begriff Potenzialität geht deswegen über den Alltagsbegriff von Möglichkeit hinaus, weil er die Befähigung zu etwas in sich trägt.
- 11.
Siehe dazu: Marie-Laure Ryan: From Parallel Universes to Possible Worlds: Ontological Pluralism in Physics, Narratology, and Narrative, in: Poetics Today 27 (2006), S. 633–674.
- 12.
W. V. O. Quine: On What there is, in: Review of Metaphysics 2 (1948), S. 2.
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Pirner, H.J. (2018). Der Wirklichkeitssinn und der Möglichkeitssinn. In: Virtuelle und mögliche Welten in Physik und Philosophie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56615-2_2
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