Zusammenfassung
In Göttingen begann für Dirac eine weitere seiner ungleichen Freundschaften. Dieses Mal mit Robert Oppenheimer, der aus Cambridge geflohen war und in Max Borns Abteilung für Theoretische Physik als Doktorand von seltener Befähigung, Selbstsicherheit und Eingebildetheit Furore machte. Als eitler intellektueller Selbstdarsteller sorgte Oppenheimer dafür, dass seinen Kollegen bewusst blieb, dass er über mehr als die Physik nachdachte: Seine vielseitige Leseliste schloss F. Scott Fitzgeralds gesammelte Kurzgeschichten Winterträume ein, Tschechows Theaterstück Iwanow und die Werke Friedrich Hölderlins. Er verfasste auch Verse, ein Hobby, das Dirac in Erstaunen versetzte. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie Du gleichzeitig in der Physik arbeiten und Gedichte schreiben kannst“, bemerkte er auf einem ihrer Spaziergänge. „In der Wissenschaft möchte man doch etwas sagen, was niemand zuvor wusste, und dies in Worten, die jeder verstehen kann. In einem Gedicht ist man gezwungen, etwas mit Worten zu sagen, die jeder schon kennt, aber niemand verstehen kann.“ Jahrzehnte später noch liebte es Oppenheimer, diese Anekdote beim Cocktail zu erzählen, zweifellos hatte er Diracs Originalformulierung aufpoliert, um ihr den Biss eines Paradoxons von Oscar Wilde zu verleihen.
[Diesen jungen Leuten hatte die große Inflation von 1923 das bürgerliche Ideal des Besitzes geraubt]; jetzt lebten sie bewusst von heute auf morgen und kosteten alles bis zur Neige, was umsonst zu haben war – Sonne und Wasser, Freundschaft und Liebe.
Stephen Spender, Welt in der Welt, 1951 (übers. Andreas Sattler, Piper 1992)
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Farmelo, G. (2018). Januar 1927 – Frühjahr 1927. In: Der seltsamste Mensch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56579-7_9
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