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§ 7 Individuelle Religions- und Weltanschauungsfreiheit

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Book cover Religions- und Weltanschauungsrecht

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

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Zusammenfassung

Unter Religionsfreiheit, genauer: Religions- und Weltanschauungsfreiheit, versteht man zusammengefasst alle verfassungsrechtlichen Garantien zugunsten von Religion und Weltanschauung, und zwar sowohl individuell als auch korporativ, d. h. betreffend die Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften als solche. Dazu gehört auch die kollektive Religionsfreiheit, d. h. die Freiheit der Individuen, sich zu Religionsgemeinschaften zusammenzuschließen. Oft wird auch die korporative Religionsfreiheit als kollektive bezeichnet. Die individuelle Religionsfreiheit ist hauptsächlich in Art. 4 I, II GG angesiedelt (die Gewissensfreiheit gehört nach heutiger Ansicht als aliud nicht dazu, s. § 8), wird aber über Art. 140 GG durch Vorschriften der WRV ergänzt: Art. 136, 137 II 1 WRV. Auch die religiösen Gleichheitsrechte Art. 3 III und 33 III GG sowie Art. 137 VII WRV/140 GG werden durch den Sammelbegriff Religionsfreiheit bzw. „Religions- und Weltanschauungsfreiheit“ erfasst. Diese Sammelbegriffe sind wohl am zweckmäßigsten. Leider werden daneben missverständlich auch noch „Glaubensfreiheit“, „Bekenntnisfreiheit“ und verschiedene Begriffskombinationen wie „Glaubens- und Bekenntnisfreiheit“ als Sammelbegriff verwendet. Daher empfiehlt sich ggf. eine nähere stichwortartige Kennzeichnung des Gemeinten mit genauer Angabe des GG- bzw. WRV-Artikels und Absatzes.

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Notes

  1. 1.

    So ausdrücklich BVerfGE 105, 279.

  2. 2.

    BVerfGE 24, 236 (245); s. auch E 67 (26) und st. Rspr.

  3. 3.

    BVerfGE 32, 98 (106), Gesundbeter-Fall; 93, 1 (15), Kruzifix.

  4. 4.

    Nähere Begründung bei St. Muckel, Religiöse Freiheit (1997), 126 ff.; ders., in: Der Staat 2001, 96; ders., in: Friauf/Höfling, GG, Art. 4 Rn. 5–7; St. Huster, Die ethische Neutralität des Staates, 2002/2017, jeweils 376 ff.; im Übrigen etwa K. Fischer/Th. Groß, DÖV 2003, 932–939; K.-H. Kästner, JZ 1998, 974 (insb. 979 f.); s. schon R. Herzog, in: Maunz/Dürig, GG, Art. 4 Rn. 63 ff.

  5. 5.

    S. BVerfGE 19, 129 (132); st. Rspr., z. B. BVerfGE 99, 100 (118). Die Problematik des Art. 137 III WRV wird unten bei der Betrachtung des Verhältnisses von Art. 4 und 140 GG behandelt.

  6. 6.

    BVerfGE 24, 236.

  7. 7.

    BVerfGE 46, 73 (85 f.) – Goch; st. Rspr.

  8. 8.

    S. zu dieser im Detail immer noch ungeklärten Problematik statt aller erhellend M. Jestaedt, HdbStKirchR Bd. 2, 2. A. 1995, 371; 386 ff. zum RKEG.

  9. 9.

    Zu den umstrittenen Sonderregelungen in Bayern und dem Saarland s. § 13 V 2 f.

  10. 10.

    Vgl. aus der Rspr. BVerwGE 89, 368 (369 ff.); 90, 112 (115).

  11. 11.

    S. den instruktiven Artikel „Weltanschauungsgemeinschaften“ von H.-D. Reimer, EvStL, 3. A. 1987 Sp. 3963 ff.; eingehend auch St. Muckel, Religiöse Freiheit, 1987, 135 ff. und C. D. Classen, Religionsrecht, 2. A. 2014, S. 39 ff.

  12. 12.

    So auch z. B. BVerfGE 90, 1 (4); Lit.: statt vieler C. D. Classen, Religionsrecht, 2. A. 2014, S. 42; St. Korioth, in: Maunz/Dürig, GG, Art. 140/137 WRV Rn. 103; M. Morlok, in: H. Dreier (Hrsg.), GG, Bd. 1, 3. A. 2013, Art. 4 und Bd. 3, 2. A. 2008, Art. 137 VII WRV Rn. 126. Am intensivsten hat das C. Mertesdorf, Weltanschauungsgemeinschaften, Frankfurt 2008, untersucht.

  13. 13.

    Für einzelne Regelungen verneinen allerdings einzelne Autoren und sogar Gerichte die Anwendbarkeit auf WG.

  14. 14.

    BVerfGE 12, 1 (4); st. Rspr.

  15. 15.

    „Beschränkung der Religionsausübung auf diejenigen Richtungen, die sich bei den heutigen Kulturvölkern auf dem Boden gewisser übereinstimmender sittlicher Grundanschauungen im Laufe der geschichtlichen Entwicklung herausgebildet haben“, so BVerfGE 12, 1 („Kulturadäquanzklausel“).

  16. 16.

    BVerfGE 41, 29 (50) – Christl. Gemeinschaftsschule.

  17. 17.

    BVerfGE 83, 341 (353) –Bahá‘í.

  18. 18.

    Zum Begriff der RG: B. Pieroth/C. Görisch, JuS 2002, 937; R. Poscher, Der Staat 2000, 49.

  19. 19.

    Rigide Betätigungsformen, auffallende wirtschaftliche Ausnutzung der Anhänger, besonders aberwitzige religiöse Theorie (die weithin unbekannte Thetanen-Lehre). Aus der Rspr.: BAG NJW 1996, 143 ff. Rechtsvergleichend G. Thüsing, ZevKR 2000, 593.

  20. 20.

    So BVerfGE 33, 23 (29).

  21. 21.

    S. näher C. D. Classen, Religionsrecht, 2. A. 2014, S. 45 ff.

  22. 22.

    Aus dem zu Unrecht oft scharf kritisierten Kruzifix-Beschluss des BVerfG in E 93, 1 (hierzu § 13 IV) ergibt sich die indirekte Absage an eine positive und negative Religionsfreiheit als eigenständige Rechtsfigur.

  23. 23.

    Zur Kritik näher L. Renck, NVwZ 1994, 544 und ZRP 1996, 205.

  24. 24.

    Beispiele: C. D. Classen, Religionsrecht, 2. A. 2014, Rn. 146, der das sogar als „einhellige Auffassung“ bezeichnet; A. v. Campenhausen, in HdbStKirchR Bd. 1, 2. A. 1994, 78 (der Staat habe die Bürger religiös-weltanschaulich nicht zu erziehen); J. Hellermann, Die sogenannte negative Seite der Freiheitsrechte, 1993, 140 f.; R. Herzog in: Maunz/Dürig, Art. 4 GG Rn. 70; K. Hesse ZevKR 25 (1980), 239 (242) unter Berufung auf Anschütz; Jeand’Heur/Korioth, Grundzüge, 2000, Rn. 75 f.; J. Listl, in: HdbStKirchR I, 2. A. 1994, 439 (455: Einfluss auf Glaubensbildung „schlechthin verwehrt“; demg. S. 443 für Schulkreuze in verfehlter Annahme einer Grundrechtskollision); St. Muckel, Religiöse Freiheit (1997), 139 und ders., in: Friauf/Höfling, GG, Art. 4 Rn. 18; Pieroth/Schlink/Kingreen/Poscher, Staatsrecht II, Grundrechte, 31. A. 2015; J. Rux, Der Staat 1996, 523 (528 f.); M. Wenckstern, in: Umbach/Clemens, GG, Art. 4 I, II Rn. 38, 45 und viele andere.

  25. 25.

    BVerfGE 12, 1 (3); E 24, 236 (245) und st. Rspr.

  26. 26.

    BVerfGE 41, 29 (49), Christliche Gemeinschaftsschule Baden-Württemberg; E 93, 1.

  27. 27.

    M. Heckel, in: Hollerbach-FS (2001), 657 (689).

  28. 28.

    A. v. Campenhausen, HdbStR VI (1989), § 136 Rn. 41.

  29. 29.

    J. Listl, in: HdbStKirchR I, 2. A. 1994, 439 (455). Erstaunlicherweise haben sich gerade die Autoren v. Campenhausen, Heckel und Listl als scharfe Gegner des Kruzifix-Beschlusses BVerfGE 93, 1 profiliert, obwohl dieses das Einflussnahmeverbot ernst genommen hat.

  30. 30.

    BayVGH NVwZ 1986, 405; OVG Hamburg NVwZ 1986, 406; BVerwG NVwZ 1988, 937 (jeweils Bhagwan-Kleidung eines Lehrers); BVerwGE 79, 298 und BVerfG-K NVwZ 1990, 54 (Schulbuchzulassung); BVerwGE 84, 292 (Anti-Atomkraft-Plakette); BVerfGE 41, 29 und 41, 65 (Christliche Gemeinschaftsschulen); BVerfGE 93, 1 (Kruzifix).

  31. 31.

    Zu den Schwierigkeiten der praktischen, aber bei richtigem Verständnis nicht unmöglichen, Verwirklichung, insb. der Schule, s. § 10 V 2.

  32. 32.

    S. dazu BVerfGE 93, 1 (Kruzifix-Beschluss).

  33. 33.

    Problematisch daher ein Ethikunterricht usw. als Ersatzunterricht bzw. zwangsweiser Alternativunterricht.

  34. 34.

    Zur Freiheit von Offenbarungszwang umfassend und eindringlich St. Korioth, in: Maunz/Dürig, GG, Rn. 72–107 mit Beispielen, auch bezüglich der meist nicht möglichen Einschränkung.

  35. 35.

    S. ergänzend zum objektivrechtlichen Gebot der religiös-weltanschaulich Neutralität in seiner distanzierenden Form § 10 V 3.

  36. 36.

    Wie hier Jeand’Heur/Korioth, Grundzüge, 2000, Rn. 77 und C. D. Classen, Religionsrecht, 2006, Rn. 147.

  37. 37.

    Speziell zu Art. 4 II GG St. Muckel, Religiöse Freiheit, 1997, 128 f.

  38. 38.

    BVerfGE 24, 236.

  39. 39.

    BVerfGE 32, 98 (106); s. auch 93, 1 (15); 108, 282 (297).

  40. 40.

    Grdl. die Kritik von J. Wieland, Der Staat 1986, 323 (332 f., 342 ff.); s. im Übrigen G. Britz, Kulturelle Rechte und Verfassung, 2000, 122 ff.; J. Hellermann, Die sogenannte negative Seite der Freiheitsrechte, 1993, 138 ff.; A. Hense, Glockengeläut, 1998, 205 ff.; D. Herkströter, Wissenschaftsfreiheit und Theologie, 1996, 267 ff.; R. Herzog, in: Maunz/Dürig, GG, Art. 4 Rn. 102 ff.; K. Misera-Lang, Dogmatische Grundlagen …, 1999, 270.

  41. 41.

    K. Fischer/Th. Groß, DÖV 2003, 932.

  42. 42.

    BVerfGE 32, 98 (107); 33, 23 (30 f.); 93, 1 (21).

  43. 43.

    Das hat schon M. Fehlau, JuS 1993, 441 beklagt; vgl. im Übrigen etwa St. Muckel, Religiöse Freiheit, 1997, 16 ff. mit Beispielen.

  44. 44.

    So E.-W. Böckenförde, NJW 2001, 723 (724, Fn. 10).

  45. 45.

    Dazu näher St. Muckel, Religiöse Freiheit, 1997, 226 ff.

  46. 46.

    Neben S. Muckel, 1997, 226 ff. z. B. eingehend W. Bock, AöR 1998, 444 (462 ff.); M. Heckel, Religionsfreiheit, in: ders., Gesammelte Schriften IV (1997), 647 (748 ff.); K.-H. Kästner, JZ 1998, 974 (981 f.); St. Muckel, a. a. O., 224 ff.; H. Weber, ZevKR 2000, 109 (120 f., Fn. 29); umfassende Nachweise bei G. Neureither, Recht und Freiheit im Staatskirchenrecht, 2002, 136 ff., Rn. 43.

  47. 47.

    Ein diesbezüglicher Versuch des BVerwG in E 112, 227 (231 f.) ist daher vereinzelt geblieben. Das BVerfG hat seine bisherige Linie in E 104, 337 (Schächtverbot) und danach ohne nähere Begründung beibehalten.

  48. 48.

    BVerfGE 19, 226 (236); 53, 366 (400); 99, 100 (119); 102, 370 (387).

  49. 49.

    BVerfGE 102, 370 (387), betr. Zeugen Jehovas. Die Entscheidung ist einstimmig ergangen.

  50. 50.

    BVerfGE 19, 129 (135); st. Rspr.

  51. 51.

    So z. B. D. Ehlers, ZevKR 1999, 533 (536 f.); M. Morlok, in: H. Dreier-GG III., 2. A. 2008, Rn 45 zu Art. 137 WRV; G. Neureither, Recht und Freiheit im Staatskirchenrecht, 2002, 287 ff. (eingehend); K. Oellers-Frahm, in: Grote/Marauhn (Hrsg.), Religionsfreiheit zwischen individueller Selbstbestimmung, Minderheitenschutz und Staatskirchenrecht, 2001, 471 (486 f.).

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Czermak, G., Hilgendorf, E. (2018). § 7 Individuelle Religions- und Weltanschauungsfreiheit. In: Religions- und Weltanschauungsrecht. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56078-5_7

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