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§ 10 Insbesondere: das Neutralitätsgebot

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Religions- und Weltanschauungsrecht

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

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Zusammenfassung

Das vom Trennungsgebot zu unterscheidende (s. § 9 I 2) Gebot religiös-weltanschaulicher Neutralität (meist ungenau bzw. unzutreffend „Neutralitätsprinzip“) gilt als rechtlich schwierig. Man hat diesen Zentralbegriff des Religionsverfassungsrechts als schillernd, ambivalent und konturenlos bezeichnet, und in der Literatur hat er (alles in allem) bis vor wenigen Jahren eine erstaunlich stiefmütterliche Rolle gespielt.

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Notes

  1. 1.

    Das betrifft leider vor allem themenübergreifende Arbeiten, die auf ein breiteres juristisches Publikum zielen.

  2. 2.

    F. Holzke, NVwZ 2002, 903 (dazu krit. G. Czermak, NVwZ 2003, 949); C. Möllers, VVDStRL 68 (2009), 47 (57) und in ZevKR 2014, 115 (117 ff.).

  3. 3.

    S. etwa die Nachweise bei G. Czermak, NVwZ 2003, 949, Fn. 35 ff.

  4. 4.

    BVerfGE 93, 1.

  5. 5.

    M. Heckel, DVBl 1996, 453 (472).

  6. 6.

    Ein gutes Beispiel hierfür bietet der soeben zitierte M. Heckel, a. a. O. 467 f. Das Schulkreuz diene lediglich als „visuelle Unterstützung der säkularen Kultur- und Werteerziehung in den Profanschulfächern.“ Das Kreuz in Schule und Gerichtssaal sei nicht Ausdruck eines christlichen Staatsverständnisses und Teil einer Zwangsmissionierung. Denn die Verfassungs- und Gesetzesnormen (insb. Art. 4, 3 III, 33 III GG) schlössen „für jedermann evident und jedermann bewusst“ jeden Religionszwang aus und schützten auch die Religionslosigkeit. Dabei ging es um einen bayerischen Fall, und gerade Bayern war (und ist) für eine dezidiert christliche Schulpolitik bekannt, die landesrechtlich noch heute sogar ausdrücklich verankert ist (s. die Einzelheiten bei G. Czermak, KJ 1992, 46 und L. Renck, NVwZ 1991, 116 sowie unten § 13 III 1).

  7. 7.

    St. Huster, Die ethische Neutralität des Staates, 2002, 23.

  8. 8.

    Vgl. BVerfGE 59, 128 (156).

  9. 9.

    S. BVerfGE 19, 129 (132); 70, 138 (161); st. Rspr.: auch juristische Personen können Träger des Grundrechts aus Art. 4 I, II GG sein.

  10. 10.

    M. Heckel, Gleichheit oder Privilegien? 1993, 40. S. z. B. auch H. Dreier: Säkularisierung und Sakralität, 2013.

  11. 11.

    Zu Einzelheiten und weiteren Gründen vgl. G. Czermak, NJW 1999, 1300 in Auseinandersetzung mit J. Ennuschat. Gegen eine Nominatio Dei spricht auch ihre nicht seltene Instrumentalisierung für religiös-politische Zwecke. Wenn der Gottesbegriff (trotz des in Europa traditionellen Verständnisses als persönlicher Gott) so inhaltsleer wäre, als wie ihn religiöse Politiker den Agnostikern und anderen Nichtgläubigen schmackhaft machen wollen, bräuchten sie nicht immer wieder so erbittert und mit Unterstützung von Theologen um ihn zu kämpfen, wie 2015 und 2016 wieder in Schleswig-Holstein. Ein Extrembeispiel lieferte der einflussreiche katholische Philosoph Robert Spaemann: Gott in der Präambel des GG sei „Legitimationsgrund allen Rechtes“. Wegen der unbedingten sittlichen Pflicht zur Gottesverehrung habe der Staat die Pflicht, diese zu privilegieren; so in Essener Gespräche 30 (1996), 5 (15 f.); Neuestens H. Dreier, Staat ohne Gott, 171–188.

  12. 12.

    S. insb. die religiösen Aspekte in den Verfassungen von Baden-Württemberg (Art. 1; 12 I; 16 I), Bayern (Präambel; Art. 131 II; 135 S. 2), Nordrhein-Westfalen (Art. 7 I; 12 VI), Rheinland-Pfalz (Präambel; Art. 33; 41 I 1), Saarland (Art. 26 I 2; 27 III), Sachsen (Art. 109 I). Ausf. Darstellung bei G. Czermak, KJ 2000, 229 (244 ff.).

  13. 13.

    Erhellend zur Dogmatik des Neutralitätsgebots S. Huster, Das Prinzip der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates …, 2010, 27 ff. (s. Lit.-Übersicht); H. Dreier, Staat ohne Gott, 2018, 95 ff.

  14. 14.

    BVerfGE 19, 1 (8); 19, 206 (216); 93, 1 (17), st. Rspr.

  15. 15.

    BVerwGE 109, 40 (57).

  16. 16.

    BVerfGE 12, 1 (4); 41, 29 (50); 41, 65 (84); 102, 370 (386, 394), st. Rspr.

  17. 17.

    Vgl. § 7 IV 1: Glaubensfreiheit als Beeinflussungsfreiheit.

  18. 18.

    M. Heckel, Gleichheit oder Privilegien, 1993, 42.

  19. 19.

    So Th. Maunz in seinem lesenswerten Neutralitätsaufsatz in AfkKR 139 (1970), 427. Zu Fragen einer Theorie der Religionsförderung unten § 15 IV 4.

  20. 20.

    So etwa C. Waldhoff, 68. DJT 2010, Gutachten D, D 42 und D 45.

  21. 21.

    M. Morlok, in: H. Dreier, GG III, 2. A. 2008, Rn 33 zu Art. 140.

  22. 22.

    So BVerfGE 24, 236 (246 f.), st. Rspr.; ausgenommen: notwendige Berücksichtigung des religiös-weltanschaulich Selbstverständnisses, z. B. beim Begriff Religion.

  23. 23.

    BVerfGE 19, 206 (216).

  24. 24.

    J. Rawls, Eine Theorie der Gerechtigkeit, 1975; ders., Der Vorrang des Rechten und die Ideen des Guten, in: ders., Die Idee des politischen Liberalismus, 1992, 364.

  25. 25.

    Der Begriff „Staatsideologie“ scheint in der Rspr. bisher nicht verwendet worden zu sein. Der Sache nach wurde die allgemeine ideologische Neutralität des Staats z. B. gefordert in BVerwGE 79, 298 (Schulbuchzulassung; die hiergegen gerichtete Verfassungsbe-schwerde wurde nicht zur Entscheidung angenommen, NVwZ 1990, 54); BVerwGE 84, 292 (keine Antiatomkraft-Plakette im Schuldienst); BVerfGE 108, 282 (Kopftuch: „… keine gezielte Beeinflussung im Dienste einer bestimmten politischen, ideologischen oder weltanschaulichen Richtung“ = Gründe B II 4 b, aa).

  26. 26.

    Dazu ausführlich St. Huster, Die ethische Neutralität des Staates, 2002/2017, 98 ff.

  27. 27.

    Zum Böckenförde-Dilemma näher G. Czermak, in: ders., Weltanschauung in Grundgesetz und Verfassungswirklichkeit, 2016; neuerdings H. Dreier, Staat ohne Gott, 189–214.

  28. 28.

    E.-W. Böckenförde, etwa in: KuR 1999 Nr. 980, S. 206 f. in Bestätigung von U. Neumann, ebenda S. 205 f.

  29. 29.

    Vgl. zu dieser Unterscheidung schon K. Schlaich, in: ders., Gesammelte Aufsätze, 1997, 448 = Essener Gespräche 4 (1970), 9; ders., in: P. Mikat (Hrsg.), Kirche und Staat in der neueren Entwicklung, 1980, 427.

  30. 30.

    Hierzu intensiv G. Britz, JZ 2000, 1127.

  31. 31.

    E.-W. Böckenförde, ZevKR 1975, 119 (132).

  32. 32.

    So der Katholik Böckenförde, a. a. O. 135. Eingehend zur Ablehnung des Gerichtskreuzes einschließlich der deutschen Rechtslage auch Kalb/Potz/Schinkele, Das Kreuz in Klassenzimmer und Gerichtssaal, Freistadt (Österreich) 1996, 88–108; im Ergebnis wie hier s. im Übrigen statt aller C. D. Classen, Religionsrecht, 2. A. 2014, S. 68 f.; eingehend D. Deiseroth, Betrifft: Justiz 2010, 374–379 (Nr. 104; auch Internet); St. Korioth, in: Maunz/Dürig, GG, Art. 136 WRV/140 GG, Rn. 119 = S. 141 (Stand 2003); M. Morlok, in: H. Dreier, GG, Bd. 3 2008, Art. 140 Rn. 38; St. Muckel, KuR 1996 Nr. 110, 21 (33 f.); R. Röger, DRiZ 1995, 471 (476; Fn. 50 und Zusammenhang); E. Schickedanz, BayVBl 1974, 188 ff.; K. Schlaich, in: P. Mikat (Hrsg.), Kirche und Staat in der neueren Entwicklung, 1980, 427 (447).

  33. 33.

    BVerfG NJW 1989, 93.

  34. 34.

    Zum erstaunlichen Düsseldorfer Justizkampf um das Kreuz G. Czermak, Weltanschauung in Grundgesetz und Verfassungswirklichkeit, 2016, 79–91 m. N.

  35. 35.

    BVerfGE 35, 366.

  36. 36.

    S. dazu die Eilentscheidungen VG Darmstadt NJW 2003, 2471, B. v. 26.11.2002 mit HessVGH, NJW 2003, 2471. Erst in seinem offenbar nicht veröffentlichten U. v. 26.09.2003 – 3 E 2482/02 (1) hat das VG Darmstadt ausdrücklich generell erklärt, dass „die Anbringung eines Kreuzes in einem Saal, in dem ein (mittelbar) staatliches Gremium wie der Kreistag tagt, um seinen Aufgaben im Rahmen kommunaler Selbstverwaltung … nachzukommen, rechtswidrig ist“ und das anhand BVerfGE 93, 1 erläutert.

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Czermak, G., Hilgendorf, E. (2018). § 10 Insbesondere: das Neutralitätsgebot. In: Religions- und Weltanschauungsrecht. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56078-5_10

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