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Kapitel 7: Licht und Schatten der Leitentscheidung

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Part of the book series: Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht ((BEITRÄGE,volume 266))

Zusammenfassung

Die im Verlauf der Arbeit hervorgetretenen Diskrepanzen zwischen dem wissenschaftlichen Diskurs und anderen Diskursen in ihrer Verwendung und Wahrnehmung von Kadizeigen, wie stark im Zuge der Leitentscheidungsentwicklung bestimmte Aspekte ausgeblendet werden, während andere in den Fokus rücken. Dies ist nicht das Verdienst desKadi-Urteils allein, sondern das Ergebnis eines komplexen Wechselspiels zwischen (Ursprungs-)Kontext, Entscheidungsinhalt und Verwendungspraxis. Denn gerichtliche Entscheidungen sind nicht mit ihrer Verkündung Leitentscheidungen. Sie werden zu solchen erst im Verlauf eines Entwicklungsprozesses.

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Notes

  1. 1.

    EGMR, Rs. Nr. 27.765/09, Hirsi Jamaa u. a. / Italien, 23.02.2012.

  2. 2.

    Dazu Maximilian Pichl/Katharina Vester, Menschenrechtspolitiken im Grenzraum am Beispiel des Hirsi-Falls, in: Forschungsgruppe „Staatsprojekt Europa“ (Hrsg.), Kämpfe um Migrationspolitik: Theorie, Methode und Analysen kritischer Europaforschung, 2014, 187-208, 198 f.

  3. 3.

    Vgl. Scott Douglas Gerber, The Myth of Marbury v. Madison and the Origins of Judicial Review, in: Marc A. Graber/Michael Perhac (Hrsg.), Marbury Versus Madison: Documents and Commentary, 2012, 1-15.

  4. 4.

    de Witte, Unified Academic Discipline?, 114 f.

  5. 5.

    Die im Jahr 2011 erfolgte Gründung des European Law Institute, welches von Wissenschaft und Praxis erarbeitete Vorschläge in die unionsrechtliche Politik einbringen soll, kann in diesem Zusammenhang als Versuch verstanden werden, in einenden Strukturen die Durchsetzungskraft wiederherzustellen, die man mit der FIDE einmal hatte. Zugleich kommt darin das Bestreben zum Ausdruck, eine institutionelle Schnittstelle zwischen dem wissenschaftlichen, dem unionsgerichtlichen und dem politischen Diskurs in der Union zu schaffen.

    Zur FIDE als wichtiger Institution für die Gründungsphase, siehe Vauchez, Judicialization; Rasmussen, Constructing and Deconstructing, 645 ff. Als Dachorganisation mitgliedstaatlicher Vereinigungen von Unionsrechtlern existiert die FIDE noch heute und hält alle zwei Jahre einen Kongress ab, an dem auch Mitglieder des EuGH und der Kommission teilnehmen, ist aber im Gegensatz zu den 1960er Jahren heute nur eines von vielen solcher Foren.

  6. 6.

    Vgl. insbesondere Aufsatztitel wie Veronika Fikfak, Kadi and the Role of the CJEU in the International Legal Order, Cambridge Yb. ELS 15 (2012-2013), 188-222, die den EuGH mit der Union gleichsetzen.

  7. 7.

    Siehe Wouters/Odermatt/Ramopoulos, Worlds Apart?.

  8. 8.

    Eine der wenigen Publikationen, die Sanktionen und ihre Problematiken behandelt, ohne sich ausschließlich auf Antiterror-Sanktionen und Sanktionen der UN zu beziehen, ist Iain Cameron (Hrsg.), EU Sanctions: Law and Policy Issues Concerning Restrictive Measures, 2013. Dass Publikationen wie diese eine Rarität in der Debatte um Sanktionen sind, hebt auch ein Rezensent hervor. Siehe Michael Wimmer, Book Review, CML Rev. 51 (2014), 1035-1037, 1036.

  9. 9.

    Siehe Sullivan/Hayes, Blacklisted.

  10. 10.

    Vgl. Europäische Kommission, European Union: Restrictive measures (sanctions) in force, abrufbar unter http://eeas.europa.eu/cfsp/sanctions/docs/measures_en.pdf, 30.9.2015.

  11. 11.

    Im Sinne eines „kritischen, sich selbst reflektierenden Realismus“ (Bourdieu, Meditationen, 141). Vgl. auch Balkin/Levinson, Canons of Constitutional Law, 1024. Im Zusammenhang mit orientierenden Texten der Verfassungslehre in dieselbe Richtung, Häberle, Klassikertexte, 49, 51.

  12. 12.

    Die Aussage Robert Covers, Gerichte seien ihrem Wesen nach „jurispathic“, da sie mit ihren Urteilen Deutungsvielfalt abschnitten und so die formative Kraft verschiedener Erzählmuster „abtöteten“ (Cover, Nomos and Narrative, 40 ff.), kann daher in ihrer Radikalität nicht überzeugen. Vgl. so auch Seyla Benhabib, Claiming Rights across Borders: International Human Rights and Democratic Sovereignty, Am. Pol. Sci. Rev. 103 (2009), 691-704, 696 Fn. 25.

  13. 13.

    Clifford Geertz, The Interpretation of Cultures: Selected Essays, 2005, 6-10 („thick description“), anknüpfend an den Philosophen Gilbert Ryle, der hiermit seine Forderung nach einer kontextinformierten Beschreibung ausdrückte, die über eine bloße Ansammlung von Tatsachen hinausgeht. Eingehend Joseph G. Ponterotto, Brief Note on the Origins, Evolution and Meaning of the Qualitative Research Concept „Thick Description“, The Qualitative Report 11 (2006), 538-549.

  14. 14.

    In diesem Sinne lässt sich auch das sich in der Unionsrechtswissenschaft formierende Geschichtsbewusstsein (vgl. Rasmussen, Constructing and Deconstructing; Frank Schorkopf, Rechtsgeschichte der europäischen Integration: Ein Themengebiet für Grundlagenforschung in der Rechtswissenschaft, JZ 69 (2014), 421-431) deuten. Mit Haltern, Europarecht, Bd. 1, Rn. 39 ff., kann man die Hinwendung zur Geschichtskenntnis als einen Versuch der Selbsterkenntnis in einer von Identitätssuche bestimmten Phase des Diskurses über Europa verstehen.

  15. 15.

    Vgl. auch von Bogdandy/Hinghofer-Szalkay, Die Selbsteinbettung staatlicher Organe: Zur horizontalen Europäisierung und neuen Bedeutung der Rechtsvergleichung, 14 (unveröffentlichtes Manuskript).

  16. 16.

    Vgl. die nur zehn Randnummern zählenden Entscheidungsgründe des Urteils EuGH, Rs. C-34/09, Ruiz Zambrano, EU:C:2011:124, insbesondere Rn. 42, um die sich im wissenschaftlichen Diskurs eine intensive Debatte rankt. Siehe zum Beispiel Hanneke van Eijken/Sybe A. de Vries, A New Route into the Promised Land? Being a European Citizen after Ruiz Zambrano, ELR 36 (2011), 704-721.

  17. 17.

    Vgl. Bundesverfassungsgericht, Lissabon.

  18. 18.

    Ein bloßes Andeuten kann ausreichen, wo die Erwartungshaltung in Bezug auf einen bestimmten Inhalt der gerichtlichen Entscheidung ohnehin bereits groß ist.

  19. 19.

    Zum Beispiel EuGH, Rs. C-36/02, Omega, EU:C:2004:614 (Dreierkammer, zur Menschenwürde); EuGH, verb. Rs. C-402/07, C-432/07, Sturgeon u. a., EU:C:2009:716 (Fünferkammer, zu Flugpassagierrechten).

  20. 20.

    Lasser, Judicial Deliberations, 206 ff., 229 ff.

  21. 21.

    Vgl. auch Thomas Henne/Arne Riedlinger, Zur Historisierung der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts – ein Programm und seine Folgen, in: dies. (Hrsg.), Das Lüth-Urteil aus (rechts-)historischer Sicht: Die Konflikte um Veit Harlan und die Grundrechtsjudikatur des Bundesverfassungsgerichts, 2005, 1-18, 5 f.

Bibliographie

  • Seyla Benhabib, Claiming Rights across Borders: International Human Rights and Democratic Sovereignty, American Political Science Review 103 (2009), 691–704.

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  • Iain Cameron (Hrsg.), EU Sanctions: Law and Policy Issues Concerning Restrictive Measures, Intersentia, 2013.

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  • Veronika Fikfak, Kadi and the Role of the CJEU in the International Legal Order, Cambridge Yearbook of European Legal Studies 15 (2012-2013), 188–222.

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  • Clifford Geertz, The Interpretation of Cultures: Selected Essays, Basic Books, 2005.

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  • Scott Douglas Gerber, The Myth of Marbury v. Madison and the Origins of Judicial Review, in: Marc A. Graber/Michael Perhac (Hrsg.), Marbury Versus Madison: Documents and Commentary, QC Press, 2012, 1-15.

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  • Thomas Henne / Arne Riedlinger (Hrsg.), Das Lüth-Urteil aus (rechts-)historischer Sicht: Die Konflikte um Veit Harlan und die Grundrechtsjudikatur des Bundesverfassungsgerichts, Berliner Wissenschafts-Verlag, 2005.

    Google Scholar 

  • Maximilian Pichl / Katharina Vester, Menschenrechtspolitiken im Grenzraum am Beispiel des Hirsi-Falls, in: Forschungsgruppe „Staatsprojekt Europa“ (Hrsg.), Kämpfe um Migrationspolitik: Theorie, Methode und Analysen kritischer Europaforschung, transcript-Verlag, 2014, 187–208.

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  • Joseph G. Ponterotto, Brief Note on the Origins, Evolution and Meaning of the Qualitative Research Concept “Thick Description”, The Qualitative Report 11 (2006), 538–549.

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  • Frank Schorkopf, Rechtsgeschichte der europäischen Integration: Ein Themengebiet für Grundlagenforschung in der Rechtswissenschaft, Juristenzeitung 69 (2014), 421–431.

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  • Hanneke van Eijken/Sybe A. de Vries, A New Route into the Promised Land? Being a European Citizen after Ruiz Zambrano, European Law Review 36 (2011), 704–721.

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  • Michael Wimmer, Book Review, Common Market Law Review 51 (2014), 1035–1037.

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  • EGMR, Rs. Nr. 27765/09, Hirsi Jamaa u.a. / Italien, 23.02.2012.

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  • EuGH, Rs. C-36/02, Omega, EU:C:2004:614.

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  • EuGH, Rs. C-34/09, Ruiz Zambrano, EU:C:2011:124.

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  • EuGH, verb. Rs. C-402/07, C-432/07, Sturgeon u.a., EU:C:2009:716.

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  • Europäische Kommission, European Union: Restrictive measures (sanctions) in force, abrufbar unter http://eeas.europa.eu/cfsp/sanctions/docs/measures_en.pdf%3E, 30.9.2015.

  • Armin von Bogdandy/Stephan Hinghofer-Szalkay, Die Selbsteinbettung staatlicher Organe: Zur horizontalen Europäisierung und neuen Bedeutung der Rechtsvergleichung, 2014 (unveröffentlichtes Manuskript).

    Google Scholar 

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© 2018 Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., to be exercised by Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Published by Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Yang, N. (2018). Kapitel 7: Licht und Schatten der Leitentscheidung. In: Die Leitentscheidung. Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, vol 266. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54864-6_7

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