Zusammenfassung
Das digitale Zeitalter hat derart weitreichenden Einfluss auf das Private, dass es einen Strukturwandel dieses Privaten bedingt. In den Bereichen Ökonomie, Politik und Soziales fassen wir diesen Wandel im nachfolgenden Abschnitt theoriebildend. Ziel der vorgeschlagenen Theorie ist es, eine um den Aspekt der Digitalisierung aktualisierte Sichtweise auf das Prinzip Privatheit bereitzustellen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Zuboff beschäftigt sich seit einem Vierteljahrhundert mit der Frage, wie verschiedene Formen der Überwachung das Leben der Überwachten beeinflussen. Bekannt wurde sie mit ihrem Buch In the Age of the Smart Machine (1984), in dem sie zu Beginn der Digitalisierung des Arbeitsplatzes auf die einhergehenden Kontrollmöglichkeiten und die Risiken hinwies und diese als neue Form des Panoptikums beschrieb.
- 2.
Es stellt sich die Frage nach der Wirksamkeit dieser Kundeninformation. Noch deutlicher wird die vorherrschende Logik in den mittlerweile in Europa vorgeschriebenen Hinweisen, dass Websites Cookies setzen. Der Nutzer wird informiert, kann aber nur „OK“ drücken. Eine Ablehnung oder ein „Opt-Out“ wird nicht ermöglicht. Aus Privacy-Perspektive wäre ein ganz anderer Weg, nämlich ein „Opt-In“ für alle persönlichkeitsrelevanten Online-Strukturen wünschenswert: Zu Beginn der Nutzung müsste ausdrücklich Einwilligung über Art und Umfang der Datennutzung gegeben werden. Dass der Service unter Umständen bei Nicht-Einwilligung nicht genutzt werden kann, bleibt davon unberührt. Im Sinne der umfassenden Wahrnehmung der Datennutzung wäre ein solches Opt-In aber hilfreich.
- 3.
Damit ist nicht gesagt, dass dieses Verhalten bei der Offline-Partnersuche nicht zu beobachten wäre. Allerdings unterstützt und fördert die digitale, das geheime Private nutzende Infrastruktur dieses Verhalten, indem sie die notwendigen Informationen (und den Blick auf die Möglichkeit: X-Millionen Singles!) aufarbeitet und mit dem Versprechen eines wissenschaftlichen Prozederes ‚den perfekten Match‘ findet.
- 4.
In Bezug auf die beschriebenen Kommunikationsmöglichkeiten.
- 5.
Dies gilt, könnte man anführen, für die meisten technischen Gegenstände: Soll man also kein Auto fahren, weil man nicht versteht, wie ein Motor funktioniert? Der Unterschied liegt in der jeweiligen Rolle des geheimen Privaten: Durch exzessives Autofahren gibt man nicht mehr Preis als die Präsenz auf der Straße. Mit der exzessiven Nutzung digitaler Infrastrukturen hingegen entsteht ein nuanciertes Bild des Selbst, ohne das dies vom Nutzer bemerkt wird und ohne das dieser Kontrolle darüber hätte, wo und wie diese Informationen verwendet werden.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
Copyright information
© 2017 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Seele, P., Zapf, C. (2017). Funktionale Systematik eines Strukturwandels des Privaten. In: Die Rückseite der Cloud. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54758-8_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-54758-8_4
Published:
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-54757-1
Online ISBN: 978-3-662-54758-8
eBook Packages: Business and Economics (German Language)