Zusammenfassung
Auf Grundlage einer aktuellen Umfrage unter Erwerbstätigen wird untersucht, in welchem Ausmaß Beschäftigte von kritischen Lebensereignissen betroffen sind, welche Auswirkungen diese im betrieblichen Kontext haben und welche betrieblichen Hilfsangebote zur Unterstützung gemacht werden. Über die Hälfte der Befragten hat mindestens ein kritisches Lebensereignis in den letzten fünf Jahren erlebt. Dabei sind die Beschäftigten in Abhängigkeit von ihrem Alter unterschiedlich betroffen – sowohl bei der Art als auch dem Ausmaß der kritischen Lebensereignisse. So berichten jüngere Erwerbstätige eher über private Konflikte oder finanzielle Probleme, während Ältere häufiger von schwerer Krankheit oder dem Tod des Partners betroffen sind. Deutlich zeigt sich, dass diese kritischen Lebensereignisse starken Einfluss auf die körperliche und vor allem die seelische Gesundheit haben, mit Auswirkungen auf das Leben insgesamt und insbesondere auf die Berufstätigkeit. Bei den Betroffenen kommt es häufig zu Einschränkungen der Leistungsfähigkeit und vermehrt zu Arbeitsunfähigkeitszeiten, gleichzeitig sind sie aber auch trotz Krankheit am Arbeitsplatz zu finden. Durch den Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit sind diese kritischen Lebensereignisse auch aus Unternehmenssicht hoch relevant. Die Befragung zeigt: Die überwiegende Mehrheit der Betroffenen kommuniziert im Unternehmen über die kritischen Lebensereignisse. Dabei kommt neben den Arbeitskollegen der unmittelbaren Führungskraft eine herausragende Bedeutung zu. So hat die Führungskraft als »Gatekeeper« eine zentrale Rolle bei betrieblichen Unterstützungsleistungen inne. Doch auch bei der Bewältigung von kritischen Lebensereignissen spielt das Führungsverhalten eine wichtige Rolle: So geht eine positive Bewertung der Führungskraft durch die Beschäftigten mit einem besseren Zugang zu Unterstützungsmaßnahmen im Betrieb einher. Die angebotenen Maßnahmen sind außerdem abhängig von der vorhandenen Infrastruktur – große Betriebe, die über institutionalisierte Ansprechpartner und unterstützende Strategien verfügen, sind deutlich im Vorteil. Angesichts der Ergebnisse erscheint es sinnvoll, dass insbesondere auch kleinere Unternehmen ihren Beschäftigten die notwendige adäquate Unterstützung bei der Bewältigung von kritischen Lebensereignissen anbieten. Die Unterstützung des Beschäftigten in persönlichen Lebenskrisen kann zwar kurzfristig mit hohen Anforderungen an den Betrieb verbunden sein, wird jedoch mittelfristig die Bindung des Mitarbeiters an das Unternehmen erhöhen.
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Dieses Ergebnis findet sich auch in anderen Befragungen (vgl. Flüter-Hoffmann 2012).
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Waltersbacher, A., Zok, K., Klose, J. (2017). Die betriebliche Unterstützung von Mitarbeitern bei kritischen Lebensereignissen. In: Badura, B., Ducki, A., Schröder, H., Klose, J., Meyer, M. (eds) Fehlzeiten-Report 2017. Fehlzeiten-Report, vol 2017. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54632-1_13
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