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CSR als Beitrag zur Inklusions- und Diversitätsdebatte? Positionierungsversuche in der Dynamik von Ignoranz, Integration, Inklusion

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CSR und Diversity Management

Part of the book series: Management-Reihe Corporate Social Responsibility ((MRCOSORE))

Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird eine kritische Perspektive zur Nutzung von Differenz und sozialer Vielfalt im Rahmen von Corporate Social Responsibility (CSR) angeregt. Ausgehend von dem aktuell beobachtbaren Wechsel „von der Problemperspektive zur Potentialperspektive“ wird vor allem der Frage nachgegangen, wie eine Verbindung von ökonomischer Rationalität und politischem Anspruch zur Regelung sozialer Ungleichheit konzipiert werden kann. Mit Blick auf eine lange Tradition wirtschaftsethischer Überlegungen wird eruiert, worauf eine kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit Inklusion und Diversity im Kontext von CSR-Programmen Bezug nehmen kann, um ethisches und betriebswirtschaftliches Denken nicht allein als Gegensätze zu konstituieren.

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Notes

  1. 1.

    Der normative Bezug der Diversity Debatte wurde von uns bereits entwickelt (vgl. Koall und Bruchhagen 2004).

  2. 2.

    Wir danken Ulrich Thielemann für wichtige Anregungen zur Klärung der Begrifflichkeiten. Die Verantwortung für die Argumentation liegt bei den Autorinnen.

  3. 3.

    Vgl. auch Thielemann (2009): Der integrative Ansatz der Unternehmensethik – eine knappe Darstellung durch Abgrenzung vom ökonomischen und vom separativen Konzept, in: Maring, M. (Hrsg.) Verantwortung in Technik und Ökonomie, Karlsruhe 2009, S. 207–217. Ökonomik nach der Krise: Das Ende der Marktgläubigkeit, Wirtschaftsdienst 2009, Nr. 7, http://www.mem-wirtschaftsethik.de/fileadmin/user_upload/mem-denkfabrik/Dokumente/%C3%96konomikNachDerKrise.pdf. Gegenüber einer impliziten Ethik plädiert Thielemann für eine Entwicklung zur „explizite(n) Wirtschaftsethik … ohne gegenüber der Marktlogik voreingenommen zu sein – was übrigens nicht heißt, ‚Präskriptionen‘ aufzustellen, sondern lediglich, dass der Gegenstand in ethisch angemessenen, nicht von vornherein beschönigenden Begriffen gefasst wird.“ Kritisch formuliert er: „Eine … Ökonomik, die mit der Reflexion ihrer eigenen (normativen) Grundlagen abgeschlossen hat, ist als Wissenschaft am Ende.“ (S. 457).

  4. 4.

    Hier scheint es u. E. um eine frühe Konzeptionierung der Relevanz von Selbst‐ und Fremdreferenz zu gehen. Smith stellt eine Innen‐/Außenperspektive her, die ggf. geeignet scheint, die Auflösung binärer Spaltungen und der damit einhergehenden, alternativlosen Differenzierungs‐ und Wahrnehmungsmuster (z. B. Profit‐Nonprofit, Wirtschaft‐Ethik) zu ermöglichen.

  5. 5.

    In der Sprache und der Begrifflichkeit Luhmann’s könnten wir hier durchaus auf eine Paradoxie verweisen, die sich aus der Begrenztheit einer angenommenen ökonomischen Systemrationalität und dem „wertfreien“ Geltungsanspruch ergibt, wie er sich in der Praxis als Machtanspruch zur Definition von Wichtigkeit und Wahrheit aufrüstet. Die Paradoxie verweist auf das Ebenenproblem, dass entsteht, wenn nicht zwischen Handlungszwang und nachträglichem Legitimationsdruck auch für unintendierte Nebenfolgen unterschieden wird. Eine unintendierte Nebenfolge ökonomischer Rationalität trotz sozialer Verantwortung ist, dass Diskriminierungen systemisch kaum vermeidbar sind, bzw. dass in der Situation der Knappheit von Ressourcen moralische Entscheidungen getroffen werden, die auf normativen Annahmen und Prärogativen beruhen.

  6. 6.

    In sozialen Systemen entstehen Verantwortlichkeiten für Handlungen, vgl. Luhmann (1984, S. 228 f.), bzw. beobachtbares Verhalten von Personen aufgrund der Möglichkeit, sie der situativen Gestaltung ihrer Rollen zuzurechnen, vgl. Luhmann (1998, S. 333 f.). Menschen nehmen in Organisationen im Rahmen ihrer Personenrolle teil. Was Menschen als psychische und physische Systeme sonst noch, neben ihrer Rolle in Organisationen ausmacht, kann kaum ‚erklärt‘ werden. Deshalb bleiben Zurechnungen in Organisationen auf der Ebene des – sozial konstruierten und situativen – Mitgliedschaftsbeitrags. Menschliche Biographien werden durch institutionelle Regelungen (bspw. Sozialpläne) exkludiert.

  7. 7.

    Hagemann‐White (1994, S. 305 f.) unterscheidet zwischen konstitutiven Normen, die langfristig wirken und auf die kulturellen Pfeiler der Zweigeschlechtlichkeit verweisen, und andererseits die regulativen Normen, die situativ angewendet werden und stark reflektierbar sind. „Wenn wir aber die Forderung nach Frauen in Führungspositionen damit begründen, Frauen würden anders und besser handeln als Männer (z. B. einen ganzheitlichen und kooperativen Führungsstil entwickeln), haben wir die regulative Norm zwar angegriffen, aber eine konstitutive Norm der Polarität mit angebbarem Inhalt unterstrichen und verstärkt“ (ebenda).

  8. 8.

    Vgl. zur Kritik der neoliberalen Fundierung von Diversity‐Konzepten als Verschränkung von Makro‐Meso‐Mikroebene auch die Analyse von Bendl (2007).

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Koall, I., Bruchhagen, V. (2017). CSR als Beitrag zur Inklusions- und Diversitätsdebatte? Positionierungsversuche in der Dynamik von Ignoranz, Integration, Inklusion. In: Hansen, K. (eds) CSR und Diversity Management. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54087-9_3

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  • Publisher Name: Springer Gabler, Berlin, Heidelberg

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