Zusammenfassung
Um sich fortlaufende Einnahmen zu verschaffen, vertrieb A das von ihm als „Schlankheitsmittel“ bezeichnete Badesalz „Schlankbad“. In einer von ihm verfassten Zeitschriftenanzeige wird angegeben, dass es mit dem angeblich „wissenschaftlich erprobten“ Mittel möglich sei, ganz ohne Diät und Sport dauerhaft abzunehmen. „Schlankbad“ sei sogar bei Patienten, die unter krankhafter Fettleibigkeit (Adipositas) leiden, erfolgreich getestet worden. Die Wirkstoffe von „Schlankbad“ würden tief in die Fettzellen des Körpers eindringen und diese auflösen. Auf diese Weise würde „Schlankbad“ den Körper „im Blitztempo von nur zwölf Bädern wieder schlank, straff und jung formen, und zwar mit 100-prozentiger Figurgarantie“. Wie A wusste, handelte es sich bei diesem Produkt um ein medizinisch wirkungsloses Badezusatzmittel. Er verkaufte eine Flasche „Schlankbad“ zu einem „einmaligen Aktionspreis“ von € 99 „ohne jedes Risiko“ per Nachnahme zuzüglich Versandspesen mit „Rückgaberecht innerhalb von 14 Tagen und voller Geldzurückgarantie“. Aufgrund seiner Erfahrungen war er von einem Reklamationsanteil von höchstens 10 % aller Bestellungen ausgegangen. Zur Erledigung der Reklamationen stand ihm ausreichend Geld zur Verfügung. 90 Bestellern wurde aufgrund ihrer Reklamation der volle Kaufpreis zurückerstattet. Durch den Verkauf des Badezusatzmittels an mindestens 750 Verbraucher, die den in der Werbeanzeige gemachten Wunderversprechungen allzu unkritisch Glauben schenkten, erzielte A einen Reingewinn von ca. € 70.000.
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Notes
- 1.
BGHSt 47, 1 (3); Schönke/Schröder-Perron, § 263 Rn. 8; Rengier, BT I, § 13 Rn. 4.
- 2.
Vgl. hierzu BGH wistra 1992, 255 (256); Schönke/Schröder-Perron, § 263 Rn. 9; Fischer, § 263 Rn. 10; AnwK-Gaede, § 263 Rn. 20; Lackner/Kühl, § 263 Rn. 5; Wessels/Hillenkamp, BT 2, Rn. 495.
- 3.
Vgl. hierzu ausführlich Hecker, Produktwerbung, 220 ff.
- 4.
Im Ergebnis ebenso BGHSt 34, 199; Bottke, JR 1987, 428 (429); Müller-Christmann, JuS 1988, 108 (109 f.); Rengier, BT I, § 13 Rn. 195.
- 5.
BGHSt 34, 199 (201 f.); BGH NJW 2014, 2595 (2596); BGH NStZ-RR 2004, 110 (111); BGH wistra 1992, 95 (97); Schönke/Schröder- Perron, § 263 Rn. 32 a; Rengier, BT I, § 13 Rn. 50; Wessels/Hillenkamp, BT 2, Rn. 513.
- 6.
Vgl. hierzu Dannecker, ZStW 117 (2005), 697 (707 ff.); Esser, IntStR, § 2 Rn. 26; AnwK-Gaede, § 263 Rn. 6, 23; Hecker, Produktwerbung, 282 ff.; ders., EuStR, § 9 Rn. 33 ff.; Ruhs, Rissing-v. Saan-FS, 567 (567 ff.); Scheinfeld, wistra 2008, 167 (172); Soyka, wistra 2007, 127 (128 ff.). Auch OLG Frankfurt a. M. NJW 2011, 398 („Abo-Falle“ im Internet), legt das europäische Verbraucherleitbild als Irreführungsmaßstab zugrunde; vgl. hierzu Hecker, JuS 2011, 470.
- 7.
ABlEU 2005 Nr. L 194, S. 22.
- 8.
- 9.
EuGH NJW 2006, 2465 (2467); Hecker, EuStR, § 10 Rn. 6; ders., JuS 2014, 385 (386).
- 10.
- 11.
BGH NJW 2014, 2595 (2597).
- 12.
Zust. Rönnau/Wegner, JZ 2014, 1064 (1067); krit. hierzu Cornelius, NStZ 2015, 310 (312 ff.); Hecker, Jus 2014, 1043; ders./Müller, ZWH 2014, 329 (333 ff.); Satzger/Schluckebier/Widmaier-Satzger, § 263 Rn. 117 ff.
- 13.
Vgl. hierzu Hecker, EuStR, § 10 Rn. 23; ders./Müller, ZWH 2014, 329 (333); Heger, HRRS 2014, 467 (471 ff.); Satzger, v. Heintschel-Heinegg-FS, 391 (393 ff.).
- 14.
EuGH GRUR 2014, 196 (Tz. 23 ff.); EuGH GRUR 2012, 639 (Tz. 40, 47); Sosnitza, WRP 2008, 1014 (1028); ders., GRUR 2007, 462 (466 f.); Soyka, wistra 2007, 127 (129); Rittner/Dreher/Kulka, Wettbewerbs- und Kartellrecht, Rn. 330 f.; a. A. Dreyer, in: Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig, UWG, § 5 Rn. 137, 144, und Vergho, Der Maßstab der Verbrauchererwartung im Verbraucherschutzstrafrecht, 85 f., die Art. 6 I RLuG so verstehen, dass objektiv falsche Angaben stets als irreführend einzustufen sind, was jedoch nicht in Einklang mit Wortlaut und Teleologie der Richtlinie steht.
- 15.
BGHSt 34, 199 (201 f.); Rengier, BT I, § 13 Rn. 195; Wessels/Hillenkamp, BT 2, Rn. 548.
- 16.
BGHSt 42, 268 (271 f.); AnwK-Gaede, § 263 Rn. 160; Rengier, BT I, § 13 Rn. 265.
- 17.
BGH NJW 2004, 2840 (2841); BGH NStZ 2008, 282; BGH NJW 2009, 3798; OLG Frankfurt a. M. NJW 2011, 398 (403); Fischer, Vor § 52 Rn. 61; Rengier, BT I, § 3 Rn. 34.
- 18.
OLG Frankfurt a. M. NJW 2011, 398 (404); vgl. auch Schönke/Schröder-Perron, § 263 Rn. 188 d (mind. 20 Personen).
- 19.
BGHGrSSt 40, 138 = NJW 1994, 1663.
- 20.
Vgl. hierzu und zum Nachfolgenden BGH NJW 2004, 2840 (2841).
- 21.
BGH NJW 1998, 767 (769); BGH NJW 2004, 375 (378).
Hinweise auf Rechtsprechung und Literatur
BGHSt 34, 199 („Haarverdicker-Fall“) mit Bespr. v. Müller-Christmann, JuS 1988, 108
BGH NJW 2014, 2595 („Abofalle“ im Internet) mit Bespr. v. Hecker, Jus 2014, 1043, Heger, HRRS 2014, 467, u. Rönnau/Wegner, JZ 2014, 1064
OLG Frankfurt a. M. NJW 2011, 398 („Abo-Falle“ im Internet) mit Bespr. v. Hecker, JuS 2011, 470
Cornelius, Europäisches Verbraucherleitbild und nationales Betrugsstrafrecht am Beispiel von Kostenfallen im Internet, NStZ 2015, 310
Dannecker, Die Dynamik des materiellen Strafrechts unter dem Einfluss europäischer und internationaler Entwicklungen, ZStW 117 (2005), 697
Hecker, Europäisches Strafrecht, 5. Aufl., 2015, § 10
Ders., Die richtlinienkonforme und die verfassungskonforme Auslegung im Strafrecht, JuS 2014, 385
Ders./Müller, Europäisches Verbraucherleitbild u. Schutz vor irreführenden Geschäftspraktiken am Beispiel sog. Internet-Kostenfallen aus lauterkeits- u. betrugsstrafrechtlicher Sicht, ZWH 2014, 329
Herrmann/Michl, Die Wirkung von EU-Richtlinien, JuS 2009,1065
Rengier, Europäisches Verbraucherleitbild und Betrugsstrafrecht, Festschrift für Fezer, 2016, 365
Ruhs, Neue Wege für das Betrugsstrafrecht, Festschrift für Rissing-van Saan, 2011, 567
Soyka, Einschränkungen des Betrugstatbestandes durch sekundäres Gemeinschaftsrecht am Beispiel der Richtlinie 2005/29/EG über unlautere Geschäftspraktiken, wistra 2007, 127
Vergho, Das Leitbild eines verständigen Durchschnittsverbrauchers und das Strafrecht - ein inkongruentes Verhältnis, wistra 2010, 86
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Hecker, B. (2017). Wundermittel. In: Fallsammlung zum Europäischen und Internationalen Strafrecht. Juristische ExamensKlausuren. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54021-3_9
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