Zusammenfassung
Empirische Erhebungen haben gezeigt, dass das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen sowohl von seiner inhaltlichen als auch seiner räumlichen Ausrichtung einen starken lokalen Bezug und damit eine deutliche Nähe zu Themen und Belangen der Stadtentwicklung aufweist. Zwar ergibt sich dieser Zusammenhang in den meisten Fällen beiläufig, doch stehen dem gegenüber Unternehmensbeispiele, die ihr Engagement gezielt an den lokalen Bedarfen ausrichten.
Der folgende Beitrag befasst sich damit, wie Unternehmen Zugang zu den Themen der Stadt- und insbesondere der sozialen Quartiersentwicklung finden, wie und ob sie lokale Bedarfe erkennen und wie sie ihr Engagement ausrichten. Er baut auf theoretisch-konzeptionellen Überlegungen zum Mehrwert eines gemeinwohlorientierten Zusammenwirkens, zur Verräumlichung sozialer Probleme und ihrer Behandlung auf der Maßstabsebene des Quartiers auf. Folglich stehen sozial benachteiligte Stadtteile als Handlungsräume des Engagements sowie ausgewählte Aspekte der Kooperation zwischen engagierten Unternehmen und der öffentlichen Hand im Mittelpunkt der Ausführungen. Es werden erste Erkenntnisse auf der Basis empirischer Erhebungen und praktische Erfahrungen aus der Zusammenarbeit in einigen ausgewählten Modellprojekten ausgeführt.
Wie die Ausführungen zeigen, besteht Potenzial hinsichtlich einer Intensivierung und Ausweitung des unternehmerischen Engagements in der sozialen Quartiersentwicklung. Zentrale Aufgabe wird es sein, den Dialog zwischen Öffentlichen und Privaten zu suchen und Unternehmen in ihrem gemeinwohlorientierten Handeln Geleit zu geben, das heißt, sie über Bedarfe zu informieren, Unterstützung zu organisieren und bei der Vermittlung von Kontakten zu Sozialpartnern zu helfen.
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Notes
- 1.
Die Autoren haben in den Jahren 2012 bis 2015 im Auftrag der Bundesregierung (BMUB/BBSR) das Forschungsfeld „Unternehmen und Stiftungen für die soziale Quartiersentwicklung“ im Rahmen des Experimentellen Wohnungs‐ und Städtebaus (ExWoSt) betreut. Der vorliegende Beitrag basiert auf diesen Vorarbeiten und fasst die im Endbericht vorgelegten Ergebnisse zusammen (Endbericht: BBSR 2015). Die Autoren bedanken sich bei BMUB und BBSR für die entsprechende Freigabe zur Nutzung dieser Vorarbeiten.
- 2.
„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. Anderseits kann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, das heißt, mit den Mitteln des Rechtszwanges und autoritativen Gebots zu garantieren suchen, ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben und – auf säkularisierter Ebene – in jenen Totalitätsanspruch zurückzufallen, aus dem er in den konfessionellen Bürgerkriegen herausgeführt hat.“ (Böckenförde 1976, S. 60).
- 3.
Einen umfassenden Einblick in die damit verbundenen Debatten und praktische Tipps vermittelt die Seite: www.sozialraum.de.
- 4.
Der Beirat hat das Forschungsfeld als Expertengremium begleitet und seine Einschätzungen in einem eigenständigen, oben zitierten Positionspapier aufbereitet. Im Beirat vertreten waren Experten aus der Ministerialverwaltung, Wissenschaft, Stiftungen, Unternehmen sowie ausgewählte Verbände.
- 5.
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH (IW‐Consult) hat für den Ersten Engagementbericht der Bundesregierung eine repräsentative Befragung von Unternehmen in Deutschland durchgeführt. Insgesamt 4392 Unternehmen haben auf die Frage, ob sie sich gesellschaftlich engagieren oder nicht, geantwortet. Über 2500 engagierte Unternehmen gaben Auskunft über Strategien, Motive, Bereiche und finanziellen Aufwand (BMFSFJ 2012, S. 22).
- 6.
Zwischen Juli 2013 und Januar 2014 wurden zwei Onlinebefragungen von Stiftungen und Unternehmen durchgeführt, wobei letztere für die vorliegende Veröffentlichung relevant ist. Es wurde ein auf Internetrecherchen basierender Verteiler von insgesamt 970 engagierten Unternehmen angeschrieben. Des Weiteren wurde die Befragung über diverse Plattformen und Netzwerke verbreitet. Der Rücklauf betrug 167, wovon 147 Unternehmen gesellschaftlich engagiert waren. Sie wurden hinsichtlich ihres Engagements in benachteiligten Stadtteilen befragt.
Literatur
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Faller, B., Wilmsmeier, N., Kleine-König, C. (2017). Unternehmen in der sozialen Quartiersentwicklung. In: Albers, HH., Hartenstein, F. (eds) CSR und Stadtentwicklung. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-50313-3_1
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