Zusammenfassung
Chief Financial Officers (CFO) müssen sich zunehmend mit der Frage auseinandersetzen, ob sich durch das systematische Verfolgen einer umfassend nachhaltigkeitsorientierten Geschäftsstrategie positive finanzielle Effekte (Ertrag, Risiko, Wert) erzielen und somit die langfristige Sicherung der unternehmerischen Erfolgs- und Entwicklungspotenziale erreichen lassen.
Der Beitrag beschreibt die Problematik der Bestimmung von Korrelation und Kausalität zwischen der Corporate Sustainability Performance (CSP) und der Corporate Financial Performance (CFP) von Unternehmen. Anhand zweier besonders belastbarer Kategorien von Studien (Metastudien und Studien von Nachhaltigkeitsratingagenturen) wird schließlich gezeigt, dass man grundsätzlich von einer positiven Korrelation und i. d. R. von einer CSP-CFP-Kausalität ausgehen kann.
Diese Erkenntnis ist von entscheidender Bedeutung für die Ausrichtung des strategischen Managements von Unternehmen durch den CFO. Er muss sich nun ernsthaft die Frage stellen (lassen), ob er auf eine nachhaltigkeitsinduzierte Verbesserung der finanziellen Position seines Unternehmens zukünftig verzichten will.
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Notes
- 1.
Unter „(Good Corporate) Governance“ wird die Führung und Überwachung eines Unternehmens nach dem Prinzip der Gewaltentrennung und Kontrolle, häufig zudem auch nach Kriterien einer als „gut“ erachteten Unternehmensführung verstanden. Hierunter fallen Bewertungskriterien wie z. B. die Veröffentlichung von Vorstandsgehältern, die Unabhängigkeit des Aufsichtsrats, Diversität in den Vorstands- und Aufsichtsgremien, Governance-bezogene Ereignisse oder Kontroversen etc. (Societe Generale 2013, S. 9 f.).
- 2.
Zum Beispiel stellt der deutsche Verband der Finanzanalysten und seine europäische Organisation in einer umfassenden Veröffentlichung eine Fülle von ESG-KPI für 10 Branchen und 112 Teilbranchen zur Verfügung, die Investoren und Analysten in die Lage versetzen sollen, Nachhaltigkeit in die rein ökonomisch ausgerichtete Finanzanalyse zu integrieren (EFFAS/DVFA 2010).
- 3.
Möchte ein Unternehmen z. B. in den globalen Nachhaltigkeitsindex Dow-Jones-Sustainability-Index (DJSI) aufgenommen werden, muss es einen Fragebogen ausfüllen, der folgende ESG-Kriterien umfasst: Corporate Governance, Risikomanagement, Compliance, Lieferkette, Steuerstrategie, Umwelt und Soziales, CO2/Energie/Abfall/Wasser, Arbeitsbedingungen und Menschenrechte, Mitarbeiterentwicklung, Talentmanagement und Corporate Citizenship (RobecoSam 2015).
- 4.
Der Vollständigkeit halber erwähnt sei die Vielzahl der Korrelationsstudien über den Zusammenhang zwischen einzelnen Nachhaltigkeitsaspekten, wie z. B. Diversität, Governance, Reputation, Emissionen und der CFP. Sie finden hier keine Berücksichtigung, da betrachtet werden soll, ob die Verfolgung eines umfassenden Nachhaltigkeitsmanagements zu finanziellen Effekten führt.
- 5.
Die zehn Empfehlungen betreffen die Bereiche Datenqualität, Definition von „social responsibility“, „survivorship bias“ (Ergebnisverzerrung durch Weglassen nicht mehr existierender Fonds), Wahl von Benchmarks sowie Sensitivität und Robustheit (Fondszusammensetzung, Fondsmanagement, SRI-Strategien etc.; Chegut et al. 2011, S. 87).
- 6.
- 7.
Die Untersuchung von Günther und Hoppe (2014) umfasst nur Daten der CEP. Die Struktur der erarbeiteten Kartografie, die im Ergebnis nichts über die finale Ausprägung der einzelnen untersuchten Zusammenhänge aussagt, lässt sich allerdings auf die CSP übertragen.
- 8.
Metastudien sind statistische quantitative Verfahren, mit deren Hilfe Einzelergebnisse vergleichbarer Studien (Abhängigkeit zweier Variablen) erneut analysiert und objektiv sowie nachvollziehbar vereint werden. Zu einer Beschreibung von Verfahren und der Bedeutung der ersten Metastudie über den CSP-CFP-Zusammenhang (Orlitzky et al. 2003) sowie zu ersten konsistenten und heutigen Analysen bereits vorweggreifenden Ergebnissen s. Wahl 2011, S. 42 ff.
- 9.
Die Übertragung der Ergebnisse einer Metastudie über den CEP-CFP-Zusammenhang auf den CSP-CFP-Zusammenhang erscheint auf den ersten Blick schwierig, da die CSP gegenüber der CEP ein um soziale/gesellschaftliche und Governance-Aspekte erweitertes Konstrukt darstellt. Bei näherer Betrachtung erscheint dies aber zulässig, wenn man bedenkt, welche direkten und indirekten finanziellen Effekte entsprechende Ausgaben haben können, z. B. für die Steigerung der Mitarbeiterbindung („employer branding“), für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen entlang von Lieferketten (Reduzierung von Reputationsrisiken), für Antikorruptionsprogramme (Reduzierung von Strafzahlungen) oder für die spezielle Ausbildung von Autisten (Optimierung der Qualitätssicherung durch Nutzung von Inselbegabungen).
- 10.
Diese Aussagen beziehen sich in der zugrunde liegenden Studie von Endrikat et al. (2014, S. 748) lediglich auf die CEP. Es kann aber als zulässig erachtet werden, die Ergebnisse auf das um soziale/gesellschaftliche Aspekte erweiterte Konstrukt CSP zu übertragen.
- 11.
Dieses Ergebnis korrespondiert mit der phänomenologischen Beschreibung des „business case for sustainability“ durch Schaltegger, der für das einzelne Unternehmen plausibel feststellt, dass bei immer weiteren Investitionen z. B. in Abfallvermeidung der Grenzertrag der Maßnahmen ab einer gewissen Grenze nicht mehr die durch sie entstehenden Kosten deckt (Schaltegger und Synnestvedt 2002, S. 341 f.).
- 12.
Im Rahmen der Studie über das Nachhaltigkeitsmanagement ihrer Unternehmen wurden 285 Senior-Executives aus Europa, Nordamerika und Asien/Pazifik befragt, zusätzlich gab es acht Tiefeninterviews. Einen Umsatz von mehr als 500 Mio. USD hatten 37 % der Unternehmen und 58 % der Unternehmen kamen aus Industrieländern.
- 13.
Im Rahmen der Studie über den Wandel der Haltung des CFO gegenüber Nachhaltigkeitsthemen wurden die CFO von 250 Unternehmen in 14 Ländern auf fünf Kontinenten befragt, jeweils mit einem Umsatz von über 1,0 Mrd. USD (Durchschnitt: 12,0 Mrd. USD).
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Schulz, T. (2017). Werttreiber Nachhaltigkeit: Einfluss der Corporate Sustainability Performance auf die Corporate Financial Performance. In: Wunder, T. (eds) CSR und Strategisches Management. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-49457-8_3
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