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Zusammenfassung

Ist die Welt wirklich verrückt? Oder erscheint sie uns nur so aus unserer bescheidenen menschlichen Perspektive? Oder ist es vielleicht eher verrückt zu glauben, man könne anhand einer Handvoll Prinzipien, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte der Zivilisation als brauchbar erwiesen haben zum Verständnis und zur Nutzbarmachung makroskopischer Körper und der sie regierenden Kräfte, die ganze Welt erklären? Welche Antwort man auch für sich findet, so ist doch nach der bisher präsentierten Analyse der Quantenmechanik ersichtlich, dass wir uns vom allzu einfachen Naturverständnis der klassischen Physik verabschieden müssen. Und dies folgt nicht erst aus der Unmöglichkeit, Lebens- oder Geistesprozesse anhand dieser Prinzipien zu beschreiben, sondern bereits aus einer Analyse der fundamentalen Eigenschaften der unbelebten Natur. Diese Prinzipien, die für einen großen Teil vor allem abendländischen Denkens zur meist unreflektierten Grundlage geworden sind, versagen bei der Ergründung der Struktur unserer Materie.

Einstein sagte, die Welt kann nicht so verrückt sein, wie uns die Quantenmechanik dies erzählt. Heute wissen wir, die Welt ist so verrückt.

                          (Daniel Greenberger)

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Notes

  1. 1.

    Beim Vergleich von Interpretationen finden sich mitunter Tabellen, die die unterschiedlichen Einbußen im Realitätsverständnis der verschiedenen Interpretationen illustrieren. Hier wollen wir auf eine solche Darstellung verzichten, da solche Tabellen fälschlicherweise den Eindruck erwecken können, die entscheidenden Begriffe wie Lokalität , Realität etc. besäßen in allen Interpretationen den gleichen Sinn. Sie können keinesfalls eine tiefere Analyse ersetzen. Auf subjektive Faktoren schließlich kann eine solche Tabelle überhaupt nicht eingehen.

  2. 2.

    Der Begriff der Emergenz beschreibt das Auftauchen neuer Eigenschaften bei einem System, die nicht schon bei den Teilen des Systems zu finden sind.

  3. 3.

    Man darf nicht missverstehen, dass „Reduktion“ oder „Kollaps “ stets eine Verringerung an möglichen Messausgängen und damit einen Gewinn an Information bedeuten. Dies bezieht sich nur auf die Variable, deren mögliches Wertespektrum reduziert wird. Aufgrund der Unschärferelation wird aber die zu dieser komplementäre Variable eben unschärfer, so dass wir auch Informationen verlieren können. Dies ist im Formalismus bei der Reduktion bereits enthalten.

  4. 4.

    Wir haben hier vor allem die Kopenhagener Deutung und ihre wichtigsten realistischen und stark objektiven Konkurrenten diskutiert. Es gibt überdies auf der anderen Seite des Spektrums auch äußerst idealistische Positionen, wie etwa die sogenannten many-minds-Interpretation . Ihr Realitätsbegriff ist allerdings meist recht spekulativ, weswegen sie nicht zum Kreis ernsthafter Alternativen zählen. Sie besitzen gegenüber dem Bell-Verdikt jedoch eine höhere Resilienz als ihre realistischen Gegenspieler, da sie die Wellenfunktion nicht als reale Entität deuten. Deshalb gerät bei solchen Interpretationen der Kollaps der Wellenfunktion genau wie bei den Kopenhagenern nicht in Schwierigkeiten mit der Relativitätstheorie.

  5. 5.

    Dies ist hier natürlich nicht im kantschen Sinne gemeint, sondern im Sinne einer stark objektivierbaren, dem Erkenntnisideal der klassischen Physik entsprechenden Sichtweise.

  6. 6.

    Dies wird sich begründen lassen durch eine Analyse des menschlichen Kognitionsapparates im Lichte der evolutionären Anpassung desselben, unterminiert die Zurückweisung einer ontologischen Interpretation der Quantenmechanik aber keineswegs. Die zu diesen Zwecken benutzte Laborsprache besitzt viele Elemente aus der Alltagssprache; daher ist sie zwar ungenau, aber flexibel.

  7. 7.

    Es handelt sich hier um eine andere Form der Teil-Ganzes-Beziehung als üblicherweise bei systemtheoretischen Betrachtungen. In systemtheoretischen Zusammenhängen finden sich Beschreibungsweisen desselben Systems unter unterschiedlichen Perspektiven oder methodologischen Voraussetzungen, bei denen die Erklärungen unterschiedlicher Ebenen nicht immer ineinander aufgehen. Die Beschreibungen oder Erklärungen höherer Ebenen entsprechen strukturell neuartigen Eigenschaften; sie beziehen sich aber auf dasselbe Objekt oder Phänomen. In der Quantenphysik hingegen wird durch den Akt der Messung bzw. Präparation, der Zerteilung in kleinere Einheiten, ein neues Phänomen geschaffen. Diese Aspekte einer Teil-Ganzes-Beziehung werden für die Reduktionismusdebatte noch eine Rolle spielen; vor allem für das Verhältnis von Physik, Chemie und Biologie, aber auch allgemein für die Diskussion eines modernen Wirklichkeitsverständnisses.

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Eidemüller, D. (2017). Zusammenführung der Ergebnisse. In: Quanten – Evolution – Geist. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-49379-3_7

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