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Realität versus Wirklichkeit: Vom Dasein der Quanten

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Quanten – Evolution – Geist
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Zusammenfassung

Die grundlegende Frage nach dem Dasein der Quanten, die im ersten Teil dieser Abhandlung angeklungen ist, kann nicht von der Physik allein gelöst werden, sondern nur in Einklang mit der Philosophie eine Antwort finden. Das Erstaunliche an der Quantenphysik ist ja, dass ihre Untersuchungsobjekte sich zwar nicht im strengen Sinne der klassischen Physik objektiv darstellen lassen, sie gleichwohl aber als Konstituenten unserer gewöhnlichen Materie doch so etwas wie dinglichen Charakter haben. Es stellt sich also die Aufgabe, mit Hilfe der bisher aus evolutionären Betrachtungen abgeleiteten Einsichten den Existenzbegriff für die Quantenwelt zu präzisieren. Zu diesem Zweck wird sich eine sprachliche Unterscheidung als hilfreich erweisen, die gemeinhin unberücksichtigt bleibt. Wir benutzen die Wörter „Realität“ und „Wirklichkeit“ sowie „real“ und „wirklich“ zumeist synonym. Dementsprechend haben wir auch in dieser Abhandlung bis zu dieser Stelle keine Unterscheidung zwischen diesen beiden Begriffen getroffen.

Wenn mir Einstein ein Radiotelegramm schickt, er habe nun die Teilchennatur des Lichtes endgültig bewiesen, so kommt das Telegramm nur an, weil das Licht eine Welle ist.

 (Niels Bohr)

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Notes

  1. 1.

    Diese Diskussion verdankt Wolfgang Paulis Essay „Phenomenon and Physical Reality“ wichtige Anregungen, siehe Pauli (1994), S. 127 ff.

  2. 2.

    Farben als phänomenale Empfindungen sind stets Bewusstseinsinhalte von Lebewesen. Sie lassen sich zwar physikalisch mit elektromagnetischen Wellen unterschiedlicher Wellenlängen und spektraler Verteilungen korrelieren, aber nicht aus ihnen ableiten. Im Prinzip hängt an diesem Punkt bereits die Leib-Seele-Problematik, vergleiche Kap. 11.3 und Kap. 17

  3. 3.

    Poincaré (1905), S. 14.

  4. 4.

    Hierzu wurden u. a. Studien an amerikanischen Colleges durchgeführt.

  5. 5.

    Die Aufgabe einer guten physikalischen Didaktik ist es also zunächst, den Schülern die neue Beschreibungsebene, die neue Methodik beim Analysieren von Phänomenen näherzubringen.

  6. 6.

    Oft genug muss allerdings der mathematische Apparat der physikalischen Theorie an den gemessenen Werten kalibriert werden, bzw. entscheidet sogar die Vereinbarkeit mit Messergebnissen zwischen verschiedenen mathematisch gleichermaßen möglichen Formulierungen der Theorie.

  7. 7.

    Unter Homogenität der Zeit versteht man die Tatsache, dass der genaue Zeitpunkt, zu dem ein physikalischer Vorgang stattfindet, keinen Einfluss auf die physikalischen Gesetzmäßigkeiten hat. Die Gesetze der Physik sind zeitunabhängig. Ein einzelner Vorgang mag trotz gleicher Präparation anders verlaufen (etwa aufgrund von Quantenfluktuationen); die Gesetzmäßigkeiten bleiben dieselben. Ändert eine physikalische Gesetzmäßigkeit sich nicht unter bestimmten Transformationen (wie etwa der des Koordinatensystems), so spricht man auch von einer Invarianz.

  8. 8.

    Den Konstituenten der Atomkerne, den sogenannten Quarks , lassen sich aus Gründen, die wir in Kap. 19.3 erörtern, jedoch keine eindeutigen Massen zuweisen. Es existieren mehrere unterschiedliche Massendefinitionen, die je nach Art der Betrachtung eingesetzt werden.

  9. 9.

    Parmenides – der von der Unveränderlichkeit des wahrhaft Seienden ausging – wäre von dieser Permanenz sicherlich recht beeindruckt gewesen. Quantenobjekte tragen diese Eigenschaften sogar noch in viel stärkerem Maße in sich als makroskopische Objekte: Zwei Elementarteilchen derselben Art sind in ihren Eigenschaften nicht unterscheidbar, sie sind von der Natur exakt genormt. Von Menschen hergestellte makroskopische Untersuchungsobjekte leiden hingegen stets unter unserer endlichen Präzision. Vergleiche auch Heisenbergs Platon-Zitat aus Kap. 6.9

  10. 10.

    Die Ladungserhaltung spiegelt sich in bestimmten, sogenannten Eichinvarianzen der Quantentheorie wider. Dies sind lokale Symmetrien der die grundlegenden Wechselwirkungen repräsentierenden Eichfelder, die zu einigen fundamentalen Erhaltungssätzen führen.

  11. 11.

    Paranormale Phänomene etwa erfüllen dieses Kriterium nicht, auch wenn manche Menschen durchaus eigentümliche Wahrnehmungen besitzen.

  12. 12.

    Zur Ontologie und Existenz theoretischer Entitäten kommen wir in Kap. 19.3 zurück.

  13. 13.

    Im späteren Verlauf dieser Abhandlung wird der Sprachgebrauch von Realität und Wirklichkeit dann wieder im herkömmlichen Sinn synonym – bis auf die Stellen, an denen die hier erarbeiteten Begrifflichkeiten explizit benutzt werden.

  14. 14.

    Eine extreme Deutung der Quantenfeldtheorie , die die Rolle der Messung durch makroskopische Körper vernachlässigt, könnte schließlich die gesamte Welt, inklusive uns selbst und unserer psychischen Prozesse, als angeregten, zeitlich veränderlichen Zustand des quantenfeldtheoretischen Vakuums ansehen: „The whole real world is manifest in this ‚vacuum state of reality‘. The vacuum is the stage for the phenomena of the real world to appear. The real physical world is simply nothing but an excited form of the ‚vacuum state‘. The vacuum in this respect can be compared to a violin, the real world to all forms of melodic sounds appearing when the strings of this violin are excited.“ Fahr (1989), S. 49. Vergleiche hierzu Kap. 6.6.

  15. 15.

    Diese Punkte spielen durchaus eine Rolle in der Wissenschaft, und zwar nicht nur als Motivation zur Forschung. Da diese Aspekte in den wissenschaftlichen Theorien selbst nicht enthalten sind, ja gar nicht enthalten sein können, werden wir sie insbesondere in den Kap. 19.4 und 19.7 noch einmal dezidiert aufgreifen.

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Eidemüller, D. (2017). Realität versus Wirklichkeit: Vom Dasein der Quanten. In: Quanten – Evolution – Geist. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-49379-3_15

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