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Zusammenfassung

Die auffälligste physikalische Eigenschaft der Metalle ist ihre hohe elektrische Leitfähigkeit. Wir hatten in Abschn. 6.1 bereits behauptet, dass sie durch Leitungselektronen verursacht wird, deren Teilchenzahldichte etwa gleich der Zahl der Atome pro cm\({}^{3}\) ist,

$$n_{\text{e}}\approx n_{\text{atom}}\approx 10^{23}\;\mathrm{cm}^{-3}\;.$$

Wie bewegen sich die Leitungselektronen durch das Metall, und wie ist ihre Wechselwirkung mit dem Ionengitter des Metalls beschaffen? Die vollständige Beantwortung dieser Fragen ist ein kompliziertes Problem der Festkörperphysik; man kann jedoch sowohl die Stromleitung als auch andere elektrische Eigenschaften von Metallen zumindest qualitativ mit einem sehr einfachen Modell beschreiben, dem Modell des freien Elektronengases. Die Annahmen, die diesem Modell zugrunde liegen, und die Eigenschaften des Elektronengases werden im ersten Abschnitt behandelt. Im zweiten Abschnitt wird untersucht, wie man die Gültigkeit des Ohmschen Gesetzes für die Stromleitung in Metallen begründen kann. In diesem Zusammenhang wird auch die Temperaturabhängigkeit des Widerstands diskutiert. Dabei stoßen wir auf das interessante Phänomen der Supraleitung.

Im zweiten Teil des Kapitels geht es um das Verhalten des Elektronengases an der Metalloberfläche: Es wird im vierten Abschnitt die Grenzfläche Metall–Vakuum untersucht, im fünften Abschnitt die Grenzfläche zwischen zwei Metallen. In beiden Fällen beobachtet man interessante physikalische Effekte, die auch ebenso interessante technische Anwendungen finden.

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Notes

  1. 1.

    Die sogenannte Quantenkonzentration \(n_{\text{Q}}\), eine nur von der Teilchenmasse und der Temperatur abhängige Größe, ist maßgeblich dafür, ob bei einem idealen Gas quantenmechanische Effekte berücksichtigt werden müssen, oder nicht. Nur wenn die Teilchenzahldichte \(n\ll n_{\text{Q}}\) ist, liegt ein klassisches ideales Gas vor (Bd. II/12.3). Zur Veranschaulichung von \(n_{\text{Q}}\): Ein Teilchen mit der Masse m und der kinetischen Energie \(\epsilon_{\text{kin}}={k}_{\mathrm{B}}T\) hat in der Quantenmechanik die de Broglie-Wellenlänge \(\lambda=h/\sqrt{2m\,{k}_{\mathrm{B}}T}\) (Bd. V/3.1). Dies definiert man als thermische Wellenlänge \(\lambda(T)\) eines Teilchens. Bei der Teilchenzahldichte \(n=(2\pi\,m_{\text{e}}\,{k}_{\mathrm{B}}T/h^{2})^{3/2}\) enthält das Gas im Mittel 1 Teilchen in einem Volumen \(V=\lambda^{3}(T)\).

  2. 2.

    Das chemische Potential ist eine thermodynamische Zustandsgröße, wie der Druck p oder die Temperatur T. Sie wird eingeführt, um Systeme mit veränderlicher Teilchenzahl N behandeln zu können (siehe Bd. II/12.1). Der erste Hauptsatz der Thermodynamik lautet für ein solches System

    $${{\mathrm{d}}}U=T\,{{\mathrm{d}}}S-p\,{{\mathrm{d}}}V+\mu\,{{\mathrm{d}}}N\;.$$

    Mit \({{\mathrm{d}}}N=0\) und \({{\mathrm{d}}}S={{\mathrm{d}}}Q/T\) geht dies in die gewohnte Form \({{\mathrm{d}}}U={{\mathrm{d}}}Q-p\,{{\mathrm{d}}}V\) über. – Ebenso wie sich Druck und Temperatur in zwei Teilsystemen angleichen, wenn Austausch von Wärme und Arbeit möglich ist, gleichen sich auch die chemischen Potentiale an, wenn Austausch von Teilchen möglich ist. Dies wird uns später in diesem Kapitel und in Kap. 10ausgiebig beschäftigen.

  3. 3.

    In der Festkörperphysik wird mitunter die Energie der Fermi-Kante auch bei \(T\neq 0\) mit \(\epsilon_{\text{F}}\) bezeichnet, man schreibt also \(f(\epsilon)=1/({\,{\mathrm{e}}}^{(\epsilon-\epsilon_{\text{F}}){k}_{\mathrm{B}}T}+1)\). Wir werden jedoch weiter bei der Schreibweise (9.9) bleiben.

  4. 4.

    Heike Kamerlingh Onnes (1853–1926), niederländischer Physiker, richtete an der Universität Leiden ein Kältelaboratorium ein – weltweit das erste. 1908 gelang ihm die Verflüssigung des Heliums. Mit der systematischen Erforschung der Eigenschaften fester Stoffe bei tiefen Temperaturen begründete er die Tieftemperaturphysik. – Die Messungen am Hg wurden von Kamerlingh Onnes’ Mitarbeiter Gilles Holst durchgeführt. Holsthatte auch das Verfahren entwickelt, mit dem extrem kleine Widerstände bei der Temperatur des flüssigen Heliums gemessen werden konnten.

  5. 5.

    Das entspricht der Energie \(h\nu_{\text{D}}\), wobei \(\nu_{\text{D}}\)die Debye-Frequenz des Kristallgitters ist. Sie wird in Bd. V/2.1 definiert.

  6. 6.

    Der thermoelektrische Effekt wurde 1821 von Thomas Johann Seebeck entdeckt, einem wohlhabenden Kaufmannssohn, der sich in Jena als Privatgelehrter betätigte. Dass es sich um eine durch die Temperaturdifferenz im Leiterkreis entstehende Spannung handelt, erkannte Georg Simon Ohm, der auch als erster die Größenordnung der Thermospannung ermittelte. Ohm verwendete ein Thermoelement als konstante und reproduzierbare Spannungsquelle bei seinen abschließenden, sehr präzisen Messungen zum Ohmschen Gesetz. Jean Charles Peltier, ein Pariser Uhrmacher, entdeckte den nach ihm benannten Effekt 1834.

  7. 7.

    Die Ableitung ist einfach, aber nicht korrekt. Streng genommen muss man die Wärmeleitung in den Drähten und die Thomson-Wärme berücksichtigen. Sie entsteht dadurch, dass ein Elektronenstrom, der vom heißen Ende des Drahts zum kalten fließt, „heiße“ Elektronen transportiert, die ihre überschüssige Energie an das Kristallgitter abgeben. Umgekehrt wird das heiße Ende des Drahts gekühlt, wenn der Elektronenstrom von kalt nach heiß gerichtet ist. Das Ergebnis der ziemlich schwierigen Rechnung ist wiederum (9.39) (siehe z. B. R. Becker, Theorie der Wärme, 3. erg. Aufl., XIII, Springer-Verlag (1985)).

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Aufgaben

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9.1 Glühemission.

Vergleichen Sie die Elektronenstromdichten, die bei einer Temperatur T = 1500 K durch Glühemission von einer Wolfram- und einer BaO-Oberfläche mit durchschnittlichen Materialeigenschaften emittiert werden.

9.2 Photomultiplier.

Wie im Unterabschnitt „Anwendungen“ beschrieben, verstärkt ein Photomultiplier mit \(n_{\text{d}}=10\) Cu-Be-Dynoden bei einer Dynoden–Dynodenspannung \(V_{\text{d}}=100\) V einen Photostrom um einen Faktor \(\approx 10^{6}\). Diesen Verstärkungsfaktor möchte man stabil halten. Schätzen Sie mit Abb. 9.18 ab, um wieviel sich die Sekundärelektronenzahl n S pro Dynode mit \(V_{\text{d}}\) ändert. Wie groß darf eine Änderung \(\Updelta V_{\text{d}}/V_{\text{d}}\) der Betriebspannung höchstens sein, damit sich der Verstärkungsfaktor um nicht mehr als 1 % ändert?

9.3 Kontaktspannung und Ladungstransport.

Eine ebene Kupferplatte und eine ebene Silberplatte stehen sich im Abstand \(s=0{,}1\) mm gegenüber. Die Platten sind mit einem leitenden Draht verbunden. Wie groß ist die Ladung pro Fläche \(\sigma_{\!q}\), die von einer Platte auf die andere fließen muss, damit die Kontaktspannung aufgebaut wird? Welche Platte ist positiv aufgeladen? Die transportierte Ladung muss klein gegen die Gesamtladung der freien Elektronen in den Platten sein, weil sonst das Fermi-Niveau beeinflusst würde und Gl. (9.32) nicht mehr korrekt wäre. Wie groß ist die Gesamtladung pro Fläche der freien Elektronen in einer einzigen atomaren Kupferlage und wie groß ist sie im Vergleich zu \(\sigma_{\!q}\)? (Daten in Tab. 9.1 und Abschn. 9.2, „Wechselwirkungen der Elektronen mit dem Kristallgitter“).

9.4 Thermospannung.

a) Wie groß ist die Thermospannung eines Kupfer–Konstantan-Thermoelements zwischen den Temperaturen \(\vartheta=60\) °C und Eiswasser? Macht es etwas aus, wenn die Leiter in Abb. 9.26 auf dem Weg vom Punkt a zum Punkt b aus anderen Materialien bestehen?

b) Trägt man die Abhängigkeit des Koeffizienten α als Funktion der Temperatur auf, kann man bereits mit den im Buchtext angegebenen drei Werten graphisch abschätzen, um wieviel sich α zwischen den Temperaturen \(\vartheta=0\) °C und \(\vartheta=100\) °C verändern wird. Wie groß ist \({{\mathrm{d}}}\alpha/{{\mathrm{d}}}T\) bei \(\vartheta=50\) °C und welche Abhängigkeit der Thermospannung von der Temperatur folgt daraus? Wie groß ist die Korrektur zu der im Teil a) ermittelten Thermospannung?

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Heintze, J. (2016). Metalle. In: Bock, P. (eds) Lehrbuch zur Experimentalphysik Band 3: Elektrizität und Magnetismus. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-48451-7_9

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