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Zusammenfassung

Die Bewegung von geladenen Teilchen im Vakuum scheint im Prinzip eine höchst einfache Sache zu sein: Auf die Ladungsträger wirkt das von den Elektroden erzeugte elektrische Feld, und sie bewegen sich dann unter dem Einfluss der Kraft \(\vec{F}=q\vec{E}\). Die wichtigsten Beispiele hierzu hatten wir bereits in Abschn. 5.3 besprochen. Einen Punkt hatten wir dabei allerdings vernachlässigt: Die Wechselwirkung der Ladungsträger untereinander. Man berücksichtigt sie in pauschaler Weise, indem man die Modifikation berechnet, die das elektrische Feld durch die von den beweglichen Ladungsträgern aufgebaute Raumladung erfährt. Wir werden dies am Beispiel der Hochvakuum-Diode, der einfachsten Elektronenröhre, untersuchen und dann sehen, wie diese Phänomene in einer Triode zur Verstärkung von elektrischen Signalen ausgenutzt werden können.

Der elektrische Stromfluss in Gasen ist bestimmt durch die Wechselwirkung von Elektronen und Ionen mit den neutralen Gasatomen, die im zweiten Abschnitt beschrieben wird, daneben aber auch durch Raumladungen, die sich unter gewissen Umständen aufbauen. Das führt zu dem vielfältigen Erscheinungsbild der Gasentladungen, die wir zusammen mit einigen Anwendungen im dritten und vierten Abschnitt besprechen. Am Schluss des Kapitels behandeln wir die Elektrizität in der Erdatmosphäre. Wir werden dabei zu der überraschenden Erkenntnis gelangen, dass die Gewitter nicht etwa die „Luftelektrizität“ entladen, sondern im Gegenteil die Aufrechterhaltung eines elektrischen Feldes in der Luft bewirken.

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Notes

  1. 1.

    Das gilt nur, wenn die Moleküle des Neutralgases kein permanentes elektrische Dipolmoment haben. Bei polaren Molekülen, z. B. beim H\({}_{2}\)O, ist der Wirkungsquerschnitt für Anregung von Molekülrotationen relativ groß.

  2. 2.

    Carl Ramsauer (1879–1955), langjähriger Leiter der physikalischen Forschung der AEG in Berlin, entdeckte den Effekt 1920, damals noch als Dozent in Heidelberg. Es war die erste klare Manifestation der Elektronenbeugung (Bd. V/3). Sie wurde allerdings nicht gleich als solche erkannt. Das war erst möglich, nachdem die quantenmechanische Theorie der Teilchenstreuung entwickelt war. – Nach dem 2. Weltkrieg übernahm Ramsauer unter extrem schwierigen Bedingungen im Alter von 67 Jahren den Lehrstuhl für Physik an der TH Berlin-Charlottenburg, als Nachfolger des 1945 verstorbenen Hans Geiger. Im Winter 1946/47 war es im Hörsaal so kalt, dass den Studenten die Tinte im Füller gefror, wie ich aus eigener Erfahrung bezeugen kann.

  3. 3.

    Wir erinnern uns, dass bei einer statistischen Intervallverteilung die Zeit τ sowohl den Mittelwert der Zeit bis zum nächsten Stoß angibt, als auch die mittlere Zeit, die seit dem letzten Stoß vergangen ist. Auch die mittlere Zeit zwischen zwei Stößen ist τ (Bd. I/18.3). Manchmal findet man statt (8.9) die Formel \(\overline{\Updelta\vec{v}}=\vec{a}\tau/2\). Das wäre dann richtig, wenn die Teilchen zwischen zwei Stößen exakt die Zeit τverbringen würden; bei der statistischen Intervallverteilung stimmt es aber nicht.

  4. 4.

    John Townsend (1868–1957),Physik-Professor in Oxford, erforschte in Experiment und Theorie die Elektronenbewegung in Gasen und die Ladungsträgervermehrung durch Stoßionisation. Seine Arbeiten führten zum Verständnis der bis dahin völlig ungeklärten physikalischen Vorgänge in Gasentladungen.

  5. 5.

    Die Bezeichnung „Plasma“ stammt von Irving Langmuir (1868–1957) und bedeutet im griechischen „das künstlich Geformte“. Langmuir, ein amerikanischer Chemiker, arbeitete im Forschungslaboratorium der General Electrics Company. Er hinterließ als Chemiker ein außerordentlich reichhaltiges Lebenswerk, in dem seine Beschäftigung mit der Plasmaphysik nur einen kleinen Teil ausmacht.

  6. 6.

    Beide Zählrohrtypen wurden von Hans Geiger (1882–1945) erfunden. Zur Geschichte der Zählung einzelner atomarer Teilchen: Das Proportionalzählrohr und sein Vorläufer, der Geigersche Spitzenzähler lösten das Spinthariskop (Leuchtschirm + Mikroskop) ab, mit dem Geiger und Marsden die Streuung von α-Teilchen um große Winkel entdeckten und die Existenz des Atomkerns bewiesen (Bd. I/18.4). Der Geiger-Zähler, auch Geiger-Müller-Zählrohr genannt, war eine Zufallsentdeckung: Geigers Doktorand Müllerhatte beim Putzen einen mit Alkohol getränkten Wattebausch in seinem Zählrohr vergessen. Die entstehende Alkoholkonzentration im Füllgas genügte, um das Proportionalzählrohr in einen Geigerzähler zu verwandeln.

  7. 7.

    In der Frühzeit der Elementarteilchenphysik, bei der Untersuchung der durch die kosmische Strahlung ausgelösten Reaktionen, waren das Zählrohr, die Wilsonsche Nebelkammer und die Photoplatte die wichtigsten Spurendetektoren. Mit dem Aufkommen der Teilchenbeschleuniger wurden Photoplatte und Nebelkammer durch die Blasenkammer verdrängt. Das Zählrohr fiel in einen Dornröschenschlaf, aus dem es gegen Ende der sechziger Jahre George Charpak beim CERN mit der Erfindung der Vieldraht-Proportionalkammer erweckte. Im Millimeterabstand sind bei diesem Kammertyp viele sehr dünne Drähte nebeneinander ausgespannt, die im Proportionalbereich betrieben und separat elektronisch ausgelesen werden. Die damals noch junge Halbleiter-Elektronik machte das möglich. Bei der Driftkammer (Abb. 8.18 ) kann man mit weniger Zähldrähten eine bessere Ortsauflösung erreichen. Auf der Grundlage der Diplomarbeit von A. H. Walenta (1969) wurden von einer Arbeitsgruppe des Physikalischen Instituts der Universität Heidelberg bereits 1971 sieben quadratmetergroße Driftkammern bei einem Experiment am CERN zum Einsatz gebracht. In den darauf folgenden Jahren wurde die Driftkammer zum allgemein in der Teilchenphysik verwendeten Spurendetektor. Die enormen Teilchenflüsse, die am Large Hadron Collider (LHC) des CERN auftreten, stellten an die Spurdetektoren neuartige und sehr hohe Anforderungen, die besser mit Halbleiterdetektoren erfüllt werden können. Das Driftkammerprinzip hat dennoch nicht ausgedient: Das Myonspektrometer des ATLAS-Experiments erreicht seine hohe Genauigkeit durch Driftzeit-Messungen. Neben Silizium-Streifenzählern (Abschn. 10.3) verwendet das LHCb-Experiment Strohhalmkammern, große Bündel von strohhalmdicken Proportionalzählrohren, die mit Driftzeitmessung einzeln ausgelesen werden.

  8. 8.

    Diese Erkenntnis stammt von Johann Wilhelm Hittorf (1821–1914), Pionierder Gasentladungsphysik und Physikprofessor in Münster. Seine Versuche zur möglichen Länge der positiven Säule fanden ein Ende mit Schrecken: Nachdem er schließlich sein ganzes Labor hin und her mit Glasrohren durchzogen hatte, sprang ihm durch das geöffnete Fenster eine von Hunden gehetzte Katze in die Apparatur. Das war das Aus, denn Hittorf musste mit bescheidensten Mitteln und ohne jede technische Unterstützung arbeiten, hatte aber gleichzeitig gewaltige Lehrverpflichtungen (Physik und Chemie). – Hittorf entdeckte unter anderem die geradlinige Ausbreitung und die magnetische Ablenkbarkeit der Kathodenstrahlen. Auch verdankt man ihm die grundlegenden Erkenntnisse über die Ionenwanderung in Elektrolyten.

  9. 9.

    Durch Elektronenstoß wird im Ar-Atom ein metastabiler Zustand bei 11,55 eV angeregt. Metastabil heißt: Das Atom kann nicht durch Lichtemission in den Grundzustand zurückkehren. Trifft ein solches Atom auf ein Hg-Atom (Ionisierungsenergie: 10,43 eV), so wird dieses mit großer Wahrscheinlichkeit ionisiert. – Der Penning-Effekt tritt generell in Gasmischungen auf, wenn die Majoritätskomponente ein metastabiles Niveau hat, dessen Energie oberhalb der Ionisierungsenergie der Minoritätskomponente liegt.

  10. 10.

    Die Schaltung enthält eine Drossel (Spule mit Eisenkern) und einen Glimmschalter. Das ist eine Glimmlampe, deren Elektroden aus Bimetallstreifen bestehen. Wenn der Lichtschalter S 1 geschlossen wird, zündet die Glimmentladung im Glimmschalter S 2. Die Bimetallstreifen erwärmen sich und schließen den Kontakt. Die Elektroden werden nun geheizt und die kurzgeschlossene Glimmentladung in S 2 erlischt. Die Bimetallstreifen kühlen sich langsam ab, und nach einiger Zeit öffnet sich der Kontakt in S 2. Bei dieser plötzlichen Unterbrechung des Stroms entsteht in der Drossel ein Spannungsstoß, wie in Abschn. 16.1 gezeigt werden wird. Er zündet die Entladung in der Leuchtstofflampe, denn zu diesem Zeitpunkt haben die Elektroden bereits ihre Betriebstemperatur erreicht. Da die Brennspannung der Lampe niedriger ist als die Zündspannung von S 2, bleibt S 2geöffnet, bis der Zyklus nach Abschalten der Lampe erneut gestartet wird.

  11. 11.

    Unter Lumineszenzversteht man die Emission von Licht nach vorausgegangener Energieabsorption. Der Vorsatz „Photo-“ bedeutet, dass die Energiezufuhr durch Absorption eines Photons erfolgte.

  12. 12.

    Siehe z. B. Taschenbuch Elektrotechnik, Band 6, Technik-Verlag Berlin (1982)

  13. 13.

    Franklin ließ zu diesem Zweck bei gewittrigem Wetter einen Drachen steigen, der mit einer metallenen Spitze versehen war. Er brachte sich bei diesen Versuchen beinahe um, war aber glücklicher als die 200 Personen, die in seiner Nachfolge bei ähnlichen Experimenten zu Tode kamen.

  14. 14.

    Die Idee, dass das luftelektrische Feld von der Gewitteraktivität erzeugt wird, stammt von C. T. R. Wilson (1869–1959), dem Erfinder der Nebelkammer (Nobelpreis 1927). Als Sohn eines schottischen Schafzüchters wurde Wilson in den Highlands durch den Anblick der wallenden Nebel und der damit verbundenen merkwürdigen Lichterscheinungen zum Physikstudium und zu seinem späteren Lebenswerk angeregt. Die genannte Idee, untermauert durch Messungen des luftelektrischen Feldes unter Gewitterwolken, stammt schon aus den zwanziger Jahren. Seine letzte Arbeit („Theory of Thunderclouds“), die Wilson im Alter von 87 Jahren veröffentlichte, enthält die wesentlichen Elemente der noch heute gültigen Theorie des Gewitters. Wir kommen darauf weiter unten zurück.

  15. 15.

    Unter dem Aerosol versteht man Schwebteilchen und Flüssigkeitströpfchen im Größenbereich von \(10^{-2}\) bis 1 \(\upmu\)m. Sie sind stets in der Luft vorhanden. Positive oder negative Ionen können an das Aerosol angelagert werden. Die Beweglichkeit dieser relativ großen Teilchen ist gering, sie tragen daher selbst nur wenig zur Leitfähigkeit der Luft bei. Durch Anlagerung von Ionen beeinflusst das Aerosol jedoch indirekt die Leitfähigkeit, und eine Änderung der Leitfähigkeit bewirkt eine Änderung des elektrischen Feldes (\(E=j/\sigma_{\!\text{el}}\)). Der Bruchteil der immobilisierten Ionen ist proportional zur Aerosolkonzentration, und diese wird über dem Festland vom Sonnenstand, vom Wetter, von der Bodenbeschaffenheit und von menschlichen Aktivitäten beeinflusst. Über dem Meer ist dagegen bei schönem Wetter die Aerosolkonzentration relativ klein und konstant.

  16. 16.

    A. Few, Thunder, Scientific American, July 1975, p. 80. Der Artikel zeigt unter anderem, dass man auch ohne Instrumente aus dem Geräusch des Donners einiges über den Ablauf des Gewitters lernen kann.

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Aufgaben

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8.1 Gasverstärkung im Zählrohr.

In dem in Abb. 8.16 gezeigten Beispiel für ein Zählrohr setzt die Gasverstärkung bei einer Spannung von rund 800 V ein. Dabei entsprechen die Zählrohrdaten Abb. 8.15: \(r_{\text{i}}=15\)\(\upmu\)m, \(r_{\text{a}}=1\) cm. Wir nehmen Argon bei Atmosphärendruck und Zimmertemperatur als Füllgas an. Welche Feldstärke herrscht an der Oberfläche des Zähldrahts? Wie groß ist nach Abb. 8.11 der reduzierte Townsend-Koeffizient unter diesen Bedingungen (\(1\,\mathrm{Td}=10^{-21}\) Vm\({}^{2}\))? Da die Feldstärke mit wachsendem Abstand vom Zähldraht abnimmt und mit ihr der Townsend-Koeffizient, sollte der Wachstumsfaktor \(\,\mathrm{e}^{\alpha x}\) in (8.15), wenn man \(x\approx r_{\text{i}}\) einsetzt, merklich über 1 liegen. Kommt das heraus?

8.2 Füllhalterdosimeter.

Für sofortige Dosismessungen bei Arbeiten in Strahlungfeldern wird das wegen seiner Form so genannte Füllhalterdosimeter eingesetzt, das als Ionisationskammer arbeitet. Es ist ein gut isolierter Kondensator, der zu Beginn aufgeladen wird. Eine Elektrode ist ein Draht, an dessen Durchbiegung man die Ladespannung ablesen kann.

a) Die Energiedosis wird in Gray gemessen (\(1\,\text{G}=1\,\mathrm{J/kg}\) Absorbermaterial, siehe Bd. I/20.1). Daneben gibt es die Ionendosis: die erzeugte Ladung der Ionen eines Vorzeichens pro kg Absorbermaterial (Einheit: As\(/\)kg). Welche Ionendosis würde der Energiedosis 1 Gy in Luft entsprechen, wenn (1) die gesamte in einem Absorber deponierte Energie zur Ionisation der Moleküle zur Verfügung stünde, (2) die Hälfte dieser Energie in Wärme verwandelt wird? Man vergleiche mit der tatsächlichen Zahl aus Bd. I/20.1.

b) Das Dosimeter enthalte in seiner aktiven Zone 1 cm\({}^{3}\) Luft bei Atmosphärendruck, die anfängliche Ladespannung sei 100 V und die Dosimeterkapazität 1 pF. Wir nehmen Strahlungsgleichgewicht zwischen der aktiven Zone und der Umgebung (Dosimeterwände) an. Wie groß ist die maximal messbare Energiedosis? Man vergleiche mit der zulässigen Jahresdosis.

8.3 Elektrischer Durchbruch.

a) Welche Spannung würde man mit einem van de Graaff-Generator erzielen, wenn er mit einer SF\({}_{6}\)-Füllung 5 MV erreicht und statt mit SF\({}_{6}\) mit Luft betrieben würde?

b) Ein Draht mit dem Radius \(r=0{,}5\) mm befindet sich im Zentrum eines metallischen Rohres mit dem Innenradius \(R=0{,}5\) cm. Das Rohr sei zunächst mit Luft bei Atmosphärendruck gefüllt. Zwischen Draht und Rohr wird eine Spannung von −100 V angelegt. Wird es zu einem elektrischen Durchbruch im Rohr kommen, wenn das Rohr allmählich evakuiert wird?

8.4 Potential einer Plasmasonde.

Die Abschätzung (8.22) kann man aus (8.21) herleiten, indem man untersucht, um wieviel die Sondenspannung die Elektronenzahl an der Sondenoberfläche gegenüber dem Wert weit entfernt von der Sonde reduziert. Das Elektronengas im Plasma sei thermisch mit einer Temperatur \(T\approx 20\,000\) K. Bei der Einschätzung des Resultats bedenke man, dass die Zahlen in (8.21) auf eine Ziffer gerundet sind. Zur Energieverteilung siehe (4.27) und Bd. II/5.4.

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Heintze, J. (2016). Elektrizitätsleitung im Vakuum und in Gasen. In: Bock, P. (eds) Lehrbuch zur Experimentalphysik Band 3: Elektrizität und Magnetismus. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-48451-7_8

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