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Sind Umweltkrisen Krisen der Natur oder Krisen der Kultur?

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Zusammenfassung

Mit dem Wort „Wissenschaft“ wird heutzutage ein lächerlicher Fetischismus getrieben. Deshalb ist es wohl angezeigt, darauf hinzuweisen, dass die Wissenschaft nichts anderes ist als die Summe der Meinungen der heute lebenden Forscher. Soweit die Meinungen der älteren Forscher von uns aufgenommen sind, leben auch sie in der Wissenschaft weiter. Sobald eine Meinung verworfen oder vergessen wird, ist sie für die Wissenschaft tot.

Nach und nach werden alle Meinungen vergessen, verworfen oder verändert. Daher kann man auf die Frage: „Was ist eine wissenschaftliche Wahrheit?“ ohne Übertreibung antworten: „Ein Irrtum von heute.“

J. v. Uexküll, Einleitung zu „Umwelt und Innenwelt der Tiere“ (1909, 1921), mit der durch Uexkülls Entdeckung der „Umwelt“ die Grundlage aller heutigen Umweltforschung gelegt wurde (Uexküll 2014).

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Notes

  1. 1.

    Erstveröffentlichung als „De dignitate et augmentis scientiarum“ (1605).

  2. 2.

    Interessanterweise ist eine Kompensation, eines durch Extremereignisse verwüsteten Landschaftsprospektes, durch Versicherungsleistungen nur dann teilweise möglich, soweit dabei versicherungsfähige Werte im Sinne wirtschaftlicher Verkehrswerte betroffen waren. Landschaft oder „Biotope“ als solche sind nicht versicherungsfähig. Auch wird ihre Wiederherstellung um ihrer selbst willen extrem selten oder praktisch nie angestrebt.

  3. 3.

    Einige dieser Extremereignisse, wie die Entstehung eines hochvirulenten Grippevirus, beruhen auf initialen Zufällen, andere, wie Erdbeben, ereignen sich nicht zufällig. In jedem Fall laufen alle Extremereignisse nach naturgesetzlichen Regeln ab, die allerdings oft nur dem Prinzip nach bekannt sind, wobei die Gesetze der spezifischen Komplizierung der Abläufe häufig menschliches Verständnis und prognostische Kapazität überfordern.

  4. 4.

    Die globale Erwärmung bis zum Jahre 2100 nicht über 2 °C steigen zu lassen, folgt zwar der Einsicht, dass bei sofortigem Einsetzen aller ingenieurtechnischen und politischen Leistungsfähigkeit weniger nicht erreichbar sein dürfte. Der prognostizierte Klimawandel von ≥ 2 °C würde allerdings bei einem Grenzwert von 2 °C in Mitteleuropa klimatische Verhältnisse wie etwa zur Zeit des mittelalterlichen Klimaoptimums zur Folge haben. Ihm folgte die Kleine Eiszeit. Es ist also der historische Zufall, der 2 °C vorgibt, und nicht etwa eine kluge Überlegung. Sie könnte ja, sofern angestellt, vielleicht zu einem Ergebnis kommen, dass unter dem Strich 3 °C oder 4 °C langfristig vorteilhafter wären als die Beschränkung auf 2 °C. Von derartigen Erwägungen hat der Verfasser nicht gehört. Sie wären auch nach heutigen Klimamodellen denkbar unwahrscheinlich, denn es werden schon für die Zunahme von 2 °C Meeresspiegelanstieg, Artensterben, zunehmende Desertifikation, zunehmende Extremwetterlagen und große Migrationswellen vorausgesagt. Eine allgemein existenzielle Optimumsphase jenseits der 2 °C‐Demarkation dürfte sich also erst, wenn überhaupt, nach einem globalen Desaster einstellen. Worin könnten also mögliche Chancen überhaupt bestehen?

  5. 5.

    Stichwort „Demografische Transition“ bzw. „Demografischer Übergang “.

  6. 6.

    Interessanterweise wurde diesem populären Stoßseufzer öffentlich nie die Frage „Wo?“ entgegengehalten.

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Herrmann, B. (2015). Sind Umweltkrisen Krisen der Natur oder Krisen der Kultur?. In: Herrmann, B. (eds) Sind Umweltkrisen Krisen der Natur oder der Kultur?. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-48139-4_1

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