Zusammenfassung
„Leben“ tritt uns auf der Erde ausschließlich in Form lebendiger Wesen entgegen, die wir kurz als Lebe‐Wesen bezeichnen. Jedes Lebewesen existiert als einmalige, einzigartige, raum‐zeitlich begrenzte Entität mit – in der Regel – einem Beginn und einem Ende. Es gibt kein „Leben“ außerhalb und unabhängig vom Lebewesen.
Jedes Lebewesen repräsentiert ein dynamisches System mit einer internen funktionellen (teleonomen) und ganzheitsorientierten Ordnung, die man in Anlehnung an die ursprüngliche Bedeutung des griechischen Worts organon als Organisation (s. Abschn. 7.6) bezeichnet. Kurz gefasst sind Lebewesen organisierte Systeme, die ihre interne Organisation selbsttätig aufrechterhalten und vermehren – also selbstorganisierend sind. Man bezeichnet die Lebewesen deshalb auch mit Recht als Organismen. Die Organisation lebendiger Systeme ist weder das Produkt des „Lebens“, noch eine Eigenschaft neben anderen, sondern das Leben, der lebendige Zustand, selbst. Letztes Ziel einer „Theoretischen Biologie“ kann deshalb nur darin bestehen, diese Organisation in ihrer Eigendynamik und Spezifik richtig zu erklären und in ihrem Wesen zu verstehen.
Naturwissenschaft war immer die Kunst, das Komplizierte zu vereinfachen, und oft ist sie höchst erfolgreich gewesen; aber es gibt komplizierte Systeme, die durch Unterteilung nicht vereinfacht werden können, und das schwierigste, das am wenigsten reduzierbare System ist wahrscheinlich das Leben selbst
(Erwin Chargaff, 1989).
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