Zusammenfassung
Der Tod des Vaters war früher ein häufiges Ereignis. Aufgrund von Krankheiten, Hungersnöten und Kriegen verloren viele Kinder ihren Vater schon früh und waren plötzlich mit großer Verantwortung konfrontiert. Infolge der beiden Weltkriege war Vaterlosigkeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis weit über die Jahrhundertmitte hinaus ein weit verbreitetes Phänomen; nach dem Zweiten Weltkrieg etwa wuchs ein Viertel der Kinder vaterlos auf. In den folgenden Jahrzehnten änderten sich die Gründe für Vaterlosigkeit; Hauptursache war nun die Trennung der Eltern. Heute ist der Tod des Vaters selten geworden, und empirische Untersuchungen über die Auswirkungen des Todes des Vaters sind rar. Entscheidend für die Folgen des väterlichen Todes ist, ob dieser plötzlich und unerwartet oder absehbar war und in welcher Weise das Kind davon Kenntnis bekam bzw. einbezogen wurde. Häufig sind Auswirkungen des Todes des Vaters bis ins Erwachsenenalter der Kinder nachweisbar.
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Seiffge-Krenke, I. (2016). Der Tod des Vaters: Trauerarbeit und Erfahrungen mit dem Tod des Vaters. In: Väter, Männer und kindliche Entwicklung. Psychotherapie: Praxis. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-47995-7_9
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