Zusammenfassung
In Deutschland leben etwa sechzehn Millionen Menschen mit Migrationshintergrund (Engels et al. 2011). Sechzehn Millionen Geschichten. Sechzehn Millionen Identitäten. Im öffentlichen Diskurs wird insbesondere der Frage nachgegangen, inwieweit diese sechzehn Millionen zugewanderten Menschen integriert sind. Beim Blick auf das Allgemeine wird das Individuelle häufig aus den Augen verloren. Als wesentliche Voraussetzung für die soziale Integration eines Individuums gilt jedoch seine und ihre ganz persönliche Identitätskonstruktion. Für zugewanderte Menschen besteht ein erhöhtes Risiko, in ihrer Identitätsbildung beeinträchtigt zu werden. Das Finden einer Passung zwischen dem subjektiven Persönlichen (innere Welt) und der sozialen Rolle (äußere Welt) kann sich aufgrund der konträren kulturellen Erwartungen schwierig gestalten (Özbek 2006; Keupp et al. 2006; Uslucan 2011). Um die Ausbildung einer kulturellen Doppelidentität im Sinne eines doppelten Gewissens zu verhindern, müssen die ambivalenten Anteile innerhalb der eigenen Person stimmig miteinander verbunden werden (Özbek 2006). Es stellt sich die Frage, welche Faktoren diesbezüglich eine protektive Funktion einnehmen und zu einer Auflösung der erlebten Ambivalenz bzw. einer Anordnung derselben in ein individuell akzeptables Spannungsfeld (Keupp et al. 2006) beitragen. Das Wissen darum kann einen Mehrwert für die präventive Arbeit mit jugendlichen Migranten und Migrantinnen darstellen. Da Menschen mit einem türkischen Migrationshintergrund die größte Migrantengruppe in Deutschland darstellen (Oswald 2007), fiel der Entschluss, sich auf diese Personengruppe zu fokussieren.
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Literatur
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Burkhardt, T. (2016). Identität und Migration. In: Wintzer, J. (eds) Qualitative Methoden in der Sozialforschung. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-47496-9_16
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