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Arbeitgeberpflichten in Entsendungsfällen (administrative Verpflichtung)

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Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

Zusammenfassung

Neben der Verpflichtung zur Zahlung von Mindestlöhnen und Beiträgen zu Sozial- und Urlaubskassen führen auch sog. administrative Verpflichtungen, die in Regelungen der Tätigkeitsstaaten vorgesehen sind und der Überwachung und Kontrolle von arbeitsrechtlichen Mindeststandards dienen, zu Auseinandersetzungen über die Reichweite der Dienstleistungsfreiheit. Arbeitgeber bzw. Dienstleister erheben gegenüber im Tätigkeitsstaat bestehenden Dokumentationspflichten den Einwand, dass alle relevanten Nachweise und Dokumentationen im Niederlassungsstaat schon vorhanden seien und etwaige präventive Anmelde- oder Genehmigungspflichten einen kurzfristigen Einsatz von zu entsendenden Arbeitnehmern erschweren oder gar verhindern würden. Demgegenüber besteht der Tätigkeitsstaat auf die Einhaltung der in nationalen Regelungen vorgesehenen Auskunfts-, Dokumentations- und Nachweispflichten, deren Verletzung zudem regelmäßig straf- bzw. bußgeldbewährt ist. Im Zuge der auf eine Verletzung solcher administrativer Pflichten folgenden Straf- bzw. Ordnungswidrigkeitsverfahren stellt sich dann die Frage nach der Zulässigkeit solcher administrativer Verpflichtungen vor dem Hintergrund der Dienstleistungsfreiheit nach Art. 56 AEUV.

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Notes

  1. 1.

    vgl. Rush EuGH Slg. 1990, I-1417; Arblade EuGH Slg. 1999, I-8453; Kommission/Luxemburg EuGH Slg. 2004, I-10191; Kommission/Österreich EuGH Slg. 2006, I-9041; Kommission/Deutschland EuGH C-244/04, Slg. 2006, I-885; Termiso Limitada EuGH Slg. 2010, I-9133.

  2. 2.

    vgl. zur gleichen Interessenlage im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung: Webb I EuGH Slg. 1981, 3305 (vgl. Kapitel 10).

  3. 3.

    vgl. §§ 16, 17 MiLoG; §§ 18, 19 AEntG, §§ 13, 14 MiArbG; ferner die vergaberechtlichen Regelungen in §§ 6, 8 BdgVergG; §§ 4–6 BerlAVG.

  4. 4.

    So wurden z. B. in Deutschland im Zusammenhang mit der Einführung eines allgemeinen Mindestlohns im Jahr 2015 von deutschen und ausländischen Arbeitgebern nicht nur die Höhe des Mindestlohns von 8,50 €, sondern auch die damit verbundenen administrativen Pflichten, wie die Dokumentation der geleisteten und bezahlten Stunden und die Verpflichtung zur vorherigen Anmeldung entsandter Arbeitnehmer kritisiert. Diese Verpflichtungen führen insbesondere dann, wenn Arbeitnehmer wechselnd in mehreren Mitgliedsstaaten tätig sind, wie z. B. Lkw-Fahrer, Zug- und Flugpersonal, Binnenschiffer oder Servicekräfte im grenznahen Bereich, zu erheblichen praktischen Problemen.

  5. 5.

    vgl. zur Entsende-Richtlinie 96/71/EG: Körner NZA 2007, 233 (236–238).

  6. 6.

    Ergänzend dazu ergeben sich Dokumentationsverpflichtungen aus der Richtlinie 91/533/EWG (Nachweis-Richtlinie) und der Richtlinie 89/391/EWG (Arbeitsschutz-Rahmenrichtlinie).

  7. 7.

    vgl. Liste mit Adressen der Verbindungsbüros in Heuschmid/Schierle in Preis/Sagan, Europäisches Arbeitsrecht, 2015, § 5 Rn. 178.

  8. 8.

    Regelungen zur Koordinierung und Harmonisierung des Arbeitnehmerschutzes sehen lediglich die Gemeinschaftsrichtlinien Richtlinie 91/533/EWG (Nachweis-Richtlinie) sowie die Richtlinie 89/391/EWG (Arbeitsschutz-Rahmenrichtlinie) vor. Allerdings enthalten diese Richtlinien ebenfalls keine Koordinierung hinsichtlich eines präventiven Datenaustauschs; vgl. hierzu Arblade EuGH Slg. 1999, I-8453.

  9. 9.

    vgl. Heuschmid/Schierle in Preis/Sagan, Europäisches Arbeitsrecht, 2015, § 5 Rn. 173–176 sowie 178 zu den Planungen einer sog. Durchsetzungs-Richtlinie; ferner Termiso Limitada EuGH Slg. 2010, I-9133.

  10. 10.

    vgl. Hailbronner/Jochum, Europarecht I, Rn. 597; Herdegen, Europarecht, 16. Auflage, § 10 Rn. 35–44; Hobe, Europarecht, 8. Auflage, Rn. 467 ff.

  11. 11.

    Bei den in § 2 a SchwarzarbeitsbekämpfungsG genannten Wirtschaftsbereichen oder -zweigen handelt es sich um das Baugewerbe, das Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe, das Personenbeförderungsgewerbe, das Speditions-, Transport- und damit verbundene Logistikgewerbe, das Schaustellergewerbe, die Unternehmen der Forstwirtschaft, das Gebäudereinigungsgewerbe, die Unternehmen, die sich am Auf- und Abbau von Messen und Ausstellungen beteiligen, die Fleischwirtschaft. Eine entsprechende Verpflichtung ergibt sich bei der Tätigkeit von geringfügig Beschäftigten nach § 8 SGB V.

  12. 12.

    vgl. hinsichtlich der in § 4 AEntG genannten Branchen Kapitel 11

  13. 13.

    vgl. hierzu Hantel ZESAR 2014, 314.

  14. 14.

    vgl. Mazzoleni/ISA EuGH Slg. 2001, I-2189 (Rn. 36).

  15. 15.

    vgl. Finalarte EuGH Slg. 2001, I-7831 (Rn. 75).

  16. 16.

    vgl. Rush EuGH Slg. 1990, I-1417

  17. 17.

    vgl. Kommission/Luxemburg EuGH Slg. 2004, I-10191; Kommission/Österreich EuGH Slg. 2006, I-9041; Kommission/Deutschland EuGH C-244/04, Slg. 2006, I-885.

  18. 18.

    vgl. Kommission/Luxemburg EuGH Slg. 2004, I-10191.

  19. 19.

    vgl. Arblade EuGH Slg. 1999, I-8453; Finalarte EuGH Slg. 2001, I-7831; vgl. zur Vereinbarkeit der Verpflichtung zur Vorlage von Aufzeichnungen über Arbeitszeiten mit der Datenschutzrichtlinie 95/46/EG, Worten EuGH NZA 2013, 723.

  20. 20.

    siehe auch NZA 1990, 653; EuZW 1990, 227.

  21. 21.

    siehe auch NZA 2000, 85; EuZW 2000, 88; BB 2000, 137.

  22. 22.

    siehe auch NZA 2005, 99; EuZW 2005, 90; BB 2005, 618.

  23. 23.

    siehe auch NJW 2007, 827; EuZW 2007, 89; NZBau 2007, 31.

  24. 24.

    siehe auch NZA 2006, 199; EuZW 2006, 145; NVwZ 2006, 313.

  25. 25.

    vgl. Rush Portuguesa EuGH Slg. 1990, I-1417.

  26. 26.

    siehe auch NZA 2010, 1404.

  27. 27.

    vgl. Termiso Limitada EuGH Slg. 2010, I-9133 (Rn. 25); Arblade EuGH Slg. 1999, I-8453 (Rn. 61); ferner zu den verwaltungsrechtlichen Möglichkeiten im Rahmen der sog. Durchsetzungs-Richtlinie: Heuschmid/Schierle in Preis/Sagan, Europäisches Arbeitsrecht, 2015, § 5 Rn. 75–77 sowie 178.

  28. 28.

    vgl. zu den Wirtschaftsbereichen oder –zweigen oben II. Die Anmeldung muss die für die Prüfung wesentlichen Angaben, wie Familienname, Beginn und Dauer der Beschäftigung, Ort der Beschäftigung usw., enthalten.

  29. 29.

    vgl. hinsichtlich der in § 4 AEntG genannten Branchen Kapitel 11.

  30. 30.

    vgl. hierzu auch Mindestlohnanmelde-Verordnung, BGBl. I 2014, 1825 sowie Mindestlohnaufzeichnungs-Verordnung, BGBl. I 2014, 1824.

  31. 31.

    Hinsichtlich der dargestellten EuGH-Rechtsprechung zu einem unverhältnismäßigen Genehmigungsverfahren und einem als milderes Mittel zulässigem Anzeigeverfahren ist auf die Parallelen zur Rechtsprechung des BVerfG zu den verwaltungsrechtlichen Instituten eines präventiven Verbots mit Befreiungs- oder Erlaubnisvorbehalt zu verweisen. Das BVerfG leitet aus den Grundrechten und dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz ab, dass Verbote mit Erlaubnis- oder Befreiungsvorbehalt nur dann zulässig sind, wenn die bloße Anzeige einer Tätigkeit vor dem Hintergrund der Gefahrenabwehr nicht ausreichend erscheint; vgl. BVerfGE 61, 318 (Tierpräparator); BVerfGE 17, 314 (Mitfahrzentrale); BVerfGE 20, 158 (Sammlungsfall); BVerwGE 22, 286 (Wahrsager).

  32. 32.

    vgl. Kommission/Österreich EuGH Slg. 2006, I-9041; Kommission/Deutschland EuGH Slg. 2006, I-885; Kommission/Luxemburg EuGH Slg. 2004, I-10191.

  33. 33.

    vgl. Termiso Limitada EuGH Slg. 2010, I-9133.

  34. 34.

    vgl. Kommission/Luxemburg EuGH Slg. 2004, I-10191.

  35. 35.

    vgl. Kommission/Deutschland EuGH Slg. 2006, I-885; Kommission/Österreich EuGH Slg. 2006, I-9041.

  36. 36.

    vgl. Arblade EuGH Slg. 1999, I-8453; ferner Fuchs/Marhold, Europäisches Arbeitsrecht, 4. Auflage, S. 542; Hantel ZESAR 2014, 313.

  37. 37.

    Problematisch könnte allerdings die Verpflichtung nach § 17 Abs. 2 Satz 2 MiLoG sein, auf Verlangen der Prüfbehörde die Unterlagen auch am Ort der Beschäftigung bereitzuhalten, die nach § 21 Abs. 1 Nr. 8 MiLoG bußgeldbewährt ist. In diesem Fall könnte das Vorhandensein entsprechender Unterlagen am Sitz der Niederlassung entsprechend den dargestellten Rechtsprechungsgrundsätzen ausreichend sein.

  38. 38.

    vgl. Sittard NZA 2015, 78; ferner Fuchs/Marhold, Europäisches Arbeitsrecht, 4. Auflage, S. 542, 543; Aus diesem Grunde sehen die aufgrund § 16 Abs. 5 MiLoG ergangenen Rechtsverordnungen Mindestlohnmeldeverordnung (MiLoMeldV) und Mindestlohnaufzeichnungsverordnung (MiLoAufzV) auch vor, dass bei einer mobilen Tätigkeit oder bei einer Tätigkeit, die täglich an mehreren Beschäftigungsorten stattfindet, anstelle der Anmeldung eine Einsatzplanung vorgelegt wird.

  39. 39.

    vgl. Mazzoleni/ISA EuGH Slg. 2001, I-2189.

  40. 40.

    vgl. Arblade EuGH Slg. 1999, I-8453.

  41. 41.

    Die gleichen Grundsätze lassen sich aus den dargestellten Vertragsverletzungsverfahren gegen Luxemburg, Österreich und Deutschland herleiten; vgl. Kommission/Großherzogtum Luxemburg EuGH Slg. 2004, I-10191; Kommission/Republik Österreich EuGH Slg. 2006, I-9041; Kommission/Bundesrepublik Deutschland (C-244/04) EuGH Slg. 2006, I-885.

  42. 42.

    Es fällt auf, dass die meisten in den Kapiteln K und L zum Entsenderecht dargestellten Entscheidungen nicht aufgrund von Klagen betroffener Arbeitnehmer vor den jeweiligen Gerichten für Arbeitssachen ergangen sind, sondern in Folge von staatlichen Aufsichtsinstanzen eingeleiteter Straf- und Bußgeldverfahren oder in Folge von Vertragsverletzungsverfahren. So sieht sich der in seiner Dienstleistungsfreiheit betroffene Arbeitgeber in der Regel nicht mit Klagen seiner Landsleute, sondern eher mit Zwangsmaßnahmen ausländischer Aufsichtsbehörden konfrontiert; vgl. hierzu Hantel ZESAR 2014, 313.

  43. 43.

    vgl. Fuchs/Marhold a. a. O., S. 544, 546.

  44. 44.

    vgl. hierzu u. a. Kewenig JZ 1990, 20; Schilling JZ 1994, 8 ff; Herdegen, Herdegen, Europarecht, 16. Auflage, § 6 Rn. 20; Frenz, Europarecht, Rn. 221; ders. in JZ 2007, 343; Hailbronner/Jochum, Europarecht II, Rn. 284; Hobe, Europarecht, 8. Auflage, Rn. 629–632; Bosman EuGH NZA 1996, 191; Höfner EuGH NZA 1991, 447; vgl. zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit einer Inländerdiskriminierung BVerfGE 115, 276 (Sportwetten); BVerfG DVBl. 2006, 244 sowie NVwZ 2001, 187 (Meisterzwang).

  45. 45.

    vgl. Rush EuGH Slg. 1990, I-1417; Kommission/Großherzogtum Luxemburg EuGH Slg. 2004, I-10191.

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Hantel, P. (2016). Arbeitgeberpflichten in Entsendungsfällen (administrative Verpflichtung). In: Europäisches Arbeitsrecht. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-46894-4_12

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