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Eisdrift der Fram 1893 - 1896

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Aus allen Weltteilen Die Arktis

Part of the book series: Geographische Anthologie des 19. Jahrhunderts ((AAW))

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Zusammenfassung

Nach den Erfahrungen der österreichisch-ungarischen Tegetthoff-Expedition 1872–1874 nach Franz- Josef-Land, dass es kein sommerlich ‚eisfreies‘ Nordpolarmeer gab, und den Beobachtungen von Nordenskiölds Vega-Expedition 1878–1879 entlang der nordsibirischen Küste, die nur durch die Tauwässer der sibirischen Ströme eine ufernahe eisfreie sommerliche Fahrrinne gefunden hatte, schien eigentlich kein Platz mehr für einen auf den Nordpol gerichteten Schiffsvorstoß. Wenn sich auch August Petermanns Hypothese des im Sommer aufgetauten Eismeeres als unzutreffend erwiesen hatte, so entwickelte der norwegische Ozeanograph Henrik Mohn daraus die Theorie einer von den Neu-Sibirischen Inseln über den Pol hinweg zur Grönlandsee unter dem Eise gehenden und dieses ‚mitnehmenden‘ Meeresströmung. Diesen Ansatz nutzte der norwegische Biologe Fridtjof Nansen (1861–1930), um der Norwegischen Geographischen Gesellschaft 1890 die überwiegend auf Skepsis stoßende Idee zu unterbreiten, ein Schiff bei den Neu-Sibirischen Inseln einfrieren und mit der Drift zum oder doch so nahe zum Pol driften zu lassen, um denselben mit einem Hundeschlittenvorstoß von Bord des Schiffes zu erreichen.

Die so verbreitete Ablehnung dieses Vorschlags erscheint verwunderlich, da Nansen trotz seiner Jugend schon über umfangreiche Arktiserfahrungen auch mit spektakulären Unternehmungen verfügte. Schon als Student hatte er 1882 an einer fünfmonatigen Reise eines Robbenfangschiffs ins Nordpolarmeer teilgenommen. Nach Studienabschluss und Promotion führte er sich 1888 in die Polarforscherszene mit dem Paukenschlag der ersten Durchquerung des grönländischen Inlandeises ein, nach deren Abschluss er kein Schiff mehr in die Heimat bekam und sieben Monate bei den Eskimo überwintern musste und dabei Gebrauch von Hundeschlitten auf arktischen Reisen erlernte. Nach der Rückkehr schon eine Zelebrität in geographisch interessierten Zirkeln gelang es ihm und dem Kapitän Otto Sverdrup, der ihn schon über das grönländische Inlandeis begleitet hatte, so viele öffentliche und private Zuwendungen einzusammeln, dass sie 1893 die zunächst so kritisch beäugte Expedition antreten konnten. Über deren Verlauf konnte er am 6.5.1898 in einem Vortrag vor der Kaiserlich-Königlichen Geographischen Gesellschaft in Wien berichten.

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Notes

  1. 1.

    Abschnitt 3.1: Österreich-ungarische Entdeckung im Polarmeer 1874.

  2. 2.

    Abschnitt 5.2: Die Fahrt der Vega unter Adolf Erik Nordenskiöld 1878–1879.

  3. 3.

    Abschnitt 15.2: Erste wissenschaftliche Untersuchung und Kartierung 1877 [von Jan Mayen].

  4. 4.

    Abschnitt 12.4: Die erste Durchquerung des Inlandeises.

  5. 5.

    Bei der Konstruktion der nur 39 m langen und etwa 800 Tonnen Wasserverdrängung großen Fram, einem kiellosen Dreimastschoner mit 220 PS starker Hilfsdampfmaschine, war alles daran gesetzt worden, dass es auch den stärksten Eispressungen schadlos widerstehen konnte – wenn auch auf Kosten miserabler Segeleigenschaften bei rauer See. Auf Nansens Ideen gingen dabei etwa die Einziehbarkeit von Propeller und Ruder zurück sowie die nahezu absolute Wärmedämmung des Schiffsinnern.

  6. 6.

    Der Norweger Frederik Johansen (1867–1913) galt als ein hervorragender Wintersportler und war als einzig anderer Hundeschlittenexperte an Bord die natürliche Wahl für diesen Vorstoß. 1910 begleitete Johansen auch Roald Amundsen in die Antarktis, wo er beim ersten Polvorstoß mit dem egomanisch veranlagten Landsmann aneinander geriet und, von diesem in der Folge ständig benachteiligt, nach der Rückkehr depressiv wurde und sich in einem Osloer Park erschoss.

  7. 7.

    Was Nansen und Johansen sahen, war der Nordrand des Archipels von Franz-Josef-Land.

  8. 8.

    Abschnitt 3.2: Die Expeditionen Jacksons (1894–1897) und Nansens Durchzug (1895/96). Ironischerweise hatte Nansen die Bewerbung Jacksons um Mitfahrt auf der Fram abgelehnt, da er eine rein norwegische Besatzung haben wollte, und wurde nun ausgerechnet von diesem gerettet.

  9. 9.

    Abschnitt 8.3: Die Suche nach der Jeannette-Expedition und Abschn. 9.2: Der Untergang der Jeannette-Expedition.

  10. 10.

    Abschnitt 5.2: Die Fahrt der Vega unter Adolf Erik Nordenskiöld 1878–1879.

  11. 11.

    Der Faden ist die maritime Version des Längenmaßes Klafter; Fußnote 6 in Abschn. 2.2: Die Schiffsexpeditionen von Friedrich Litke in den Jahren 1821 und 1822.

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© 2016 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Demhardt, I.J. (2016). Eisdrift der Fram 1893 - 1896. In: Aus allen Weltteilen Die Arktis. Geographische Anthologie des 19. Jahrhunderts. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-46276-8_6

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