Skip to main content

Osmanisches Ägypten – eine Einführung

  • Chapter
  • First Online:
Aus allen Weltteilen Ägypten mit Sudan und Libyen

Part of the book series: Geographische Anthologie des 19. Jahrhunderts ((AAW))

  • 1738 Accesses

Zusammenfassung

Der Schlüssel zum Verständnis vieler moderner Phänomene im Nordosten von Afrika liegt in einer historischen Betrachtung von Ägypten, seit jeher das Herzland der Region. Es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn man dem französischen Militärabenteuer unter dem nachmaligen Kaiser Napoleon die Zeitenwende des gesamten osmanischen Afrika zur Moderne zuschreibt. In den Turbulenzen nach dem Abzug der Franzosen schwang sich der Söldnerführer Mehmed Ali zum faktisch souveränen ‘Vizekönig’ auf. Dieser modernisierte das osmanische Ägypten nicht nur grundlegend, sondern unterwarf ab 1820 auch die oberen Nilländer der doppelten Herrschaft des Sultans in Konstantinopel und seiner eigenen Dynastie. Die Modernisierung von Staat und Wirtschaft stützte sich nicht zuletzt auf eine damals überraschend kosmopolitische Bevölkerung mit zahlreichen ansässigen Europäern, blieb aber vielfältig alten Strukturen verhaftet wie etwa der Sklaverei.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 79.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD 99.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Seit der Aufklärung hatte das abendländische Interesse an Ägypten zwar zugenommen, jedoch stammten die immer noch wenigen Reiseberichte vor allem von Diplomaten und Kaufleuten. Der wissenschaftliche Pionierreisende für den deutschen Sprachraum war Carsten Niebuhr, der 1761–1767 eine auch das Nilland berührende Arabienreise unternahm; Abschn. 6.2 Das Katharinenkloster, . Noch vor Napoleons Landung bei Alexandria 1798 waren weitere Reisende ins Land gekommen – etwa der aus Pennsylvania stammende Herrenhuter John Antes (1740–1811), der ab 1789 für ein Jahrzehnt als Missionar bei den Kopten in Kairo lebte, und Friedrich Hornemann (1772–1801), der sich 1797–1798 in Kairo auf seine Sahara-Durchquerung vorbereitete; Abschn. 11.5 Das Sultanat Fessan und die Kufra-Oasen, ; Abschn. 9.1, Die deutsche Gelehrten-Expedition 1873–1874 – und hatten darüber verlässliche Berichte in die Heimat gesandt.

  2. 2.

    Gemeint sind die Mamelucken, eine aus zumeist kaukasischen Militärsklaven der osmanischen Oberherren gebildete Verwalterkaste, die seit Anfang des 18. Jahrhunderts unter Führung von Beys anstelle des nominellen osmanischen Gouverneurs die Herrschaft über Ägypten ausübten. Die Landung der Franzosen brach zwar die Herrschaft der Mamelucken, hinterließ aber nach deren Abzug 1801 ein Machtvakuum mit langwierigen Kämpfen um die neue Führungsrolle.

  3. 3.

    Pascha, Bey und Aga waren im Osmanischen Reich in absteigender Folge Rangtitel leitender Militär- wie Zivilbeamter.

  4. 4.

    Der osmanische Sultan in Konstantinopel hatte seine der schwer beherrschbaren römischen Prätorianergarde ähnlichen Janitscharen, eine aus christlichen Sklavenkindern gebildete Leibgarde, 1826 aufgelöst.

  5. 5.

    Siehe Abschn. 10.1, Traum und Alptraum einer Kolonialerwerbung, und Abschn. 10.3, Kordofan und Darfur.

  6. 6.

    Das 1804 in Kraft getretene Gesetzbuch von Frankreich, das Vorbildfunktion für die zivilgesetzliche Reform auch in den deutschen Staaten bis hin zum 1900 in Kraft getretenen Bürgerlichen Gesetzbuch hatte.

  7. 7.

    Das 1807 in Kraft getretene französische Wirtschaftsrechtsbuch.

  8. 8.

    Der besitzlose Bauern- und Landarbeiterstand in Ägypten.

  9. 9.

    Im Osmanischen Reich eigentlich die Steuerpächter, in Ägypten unter den Mamelucken jedoch ähnlich dem europäischen Feudalsystem eine Art Lehensträger, die ihrerseits den belehnten Grund verpachteten.

  10. 10.

    Ortsvorsteher, deren Landgüter auch dem Unterhalt von Moscheen und anderen öffentlichen Einrichtungen dienten.

  11. 11.

    Wesire waren im Osmanischen Reich den Ministern vergleichbare höchste Verwaltungsbeamte und der Großwesir erster oder leitender Minister; der korrekte Titel von Mehmed Ali zu der Zeit war jedoch Pascha oder Gouverneur.

  12. 12.

    Wie damals üblich, nahmen ausländische Offiziere als Berater an solchen Feldzügen teil. Bei Nizip war dies auf osmanischer Seite der preußische Hauptmann Helmuth von Moltke (1800–1891), der in Bismarcks deutschen Einigungskriegen 1864–1871 zum Generalfeldmarschall aufsteigen sollte, aber 1841 über seine anatolischen Beobachtungen ein sehr lesenswertes Erinnerungsbuch verfasste: Unter dem Halbmond. Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839 .

  13. 13.

    Mit diesem italienischen Wort für Sonnenaufgang wurden damals die unter osmanischer Herrschaft stehenden Küstenländer des östlichen Mittelmeeres bezeichnet.

  14. 14.

    Im osmanischen Rangsystem der Zeit war ein Bey ein hochgestellter Verwaltungsbeamter. Artin Bey entstammte der angestammten armenischen Verwaltungskaste und war ein wichtiger Diplomat des Paschas.

  15. 15.

    Dolmetscher und (Reise-)Führer vor allem in orientalischen Ländern im Osten und Süden des Mittelmeeres, aus dem traditionellen Berufsstand der Betreuer ausländischer Diplomaten und Kaufleute hervorgegangen.

  16. 16.

    Siehe Kap. 5, Der Suez-Kanal.

  17. 17.

    Im damaligen Sprachgebrauch stand merkwürdig nicht wie heute für seltsam, sondern meinte eher bemerkenswert.

  18. 18.

    Um dem Leser die Verwirrung der sich wandelnden orientalischen Herrschaftstitel, die von den europäischen Berichterstattern zudem mitunter falsch oder veraltet wiedergegeben werden, und da Mehmed Ali schon ab den 1810er-Jahren de facto souverän am Nil geherrscht hatte, werden er und seine Nachfolger in diesem Buch durchgängig mit dem formal erst 1873 verliehenen Titel Khediv oder Vizekönig bezeichnet.

  19. 19.

    Nach dem Tor des Topkapi-Palastes in Konstantinopel das Synonym für die Regierung des Osmanischen Reichs.

  20. 20.

    Nach dem arabischen Wort für Pflüger die besitzlose Landbevölkerung, im 19. Jahrhundert mehr als neun Zehntel der Ägypter.

  21. 21.

    „Außerhalb von Ägypten ist kein Leben“, in der Bedeutung von keiner Kultur und damit keinem Sinn, dorthin zu reisen.

  22. 22.

    Aus dieser Quelle rühren auch die Bezeichnungen Gysy im Englischen, Gitan im Französischen und Gitano im Spanischen.

  23. 23.

    Siehe Kap. 2, Alexandria und das Nildelta.

  24. 24.

    Eigentlich bezeichnet der Begriff Derwisch die Mitglieder des islamischen Sufi-Ordens.

  25. 25.

    Siehe Abschn. 10.3, Kordofan und Darfur.

  26. 26.

    Beides Landschaften mit vorwiegend schwarzer Bevölkerung im Nordwesten des Sudan, siehe Kap. 10.

  27. 27.

    Das wüstenhafte Hinterland der libyschen Küstenprovinzen; siehe Abschn. 11.5, Das Sultanat Fessan und die Kufra-Oasen. Da die Wüstenosten des Fessan von islamischen Araberstämmen bewohnt wurden, ist Fessan hier als Transitlandschaft des Handels mit der „schwarzen Ware“ zu verstehen.

  28. 28.

    Vielleicht die Verballhornung der Bornu benachbarten Landschaft Kassina. Dann siehe Abschn. 11.2, Der transsaharische Karawanenhandel, und insbesondere die Fußnoten  und 1 (Abschn. 11.5, Das Sultanat Fessan und die Kufra-Oasen).

  29. 29.

    Nach den Beobachtungen des Arztes Frank konnten „fehlerhafte“ Sklaven zurückgegeben oder umgetauscht werden. Als fehlerhaft galten bereits Schnarchen oder Bettnässen.

  30. 30.

    Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die zum Teil selbst aus schwarzen Militärsklaven hervorgegangene ägyptische Herrscherkaste.

  31. 31.

    Damaliger Haupthafen des Sudan an der Küste des Roten Meeres; siehe Kap. 7, Das Rote Meer, und Abschn. 10.5, Verkehrswege durch die Nubische Wüste.

  32. 32.

    Siehe Kap. 3, Der Nil und seine Oase.

  33. 33.

    Im Lande ansässige und daher sachverständige Europäer.

  34. 34.

    Etwas tun, weil (zu viel) Geld vorhanden ist.

  35. 35.

    Siehe Abschn. 1.2, Mehmed Ali – vom Söldnerführer zum Dynastiegründer.

  36. 36.

    Nach dem 1874 im Brockhaus-Verlag erschienenen Reiseführer Nilfahrt bis zu den zweiten Katarakten kostete die Schiffspassage erster Klasse von Triest nach Alexandrien alleine 135 Goldmark, der Aufenthalt in Alexandrien oder Kairo täglich 20 Goldmark und die Anmietung eines Dahabieh genannten Nilseglers auf drei Monate einschließlich Verpflegung für die „große Nilfahrt“ bis zu den zweiten Katarakten oberhalb von Abu Simbel etwa bei der heutigen Grenze von Ägypten zum Sudan weitere 8000 Goldmark. Da der Wert der Goldmark damals in etwa 10 Euro entsprach, mussten in den 1870er-Jahren für eine dreimonatige klassische Rundreise durch Ägypten etwa 100.000 Euro heutiger Kaufkraft veranschlagt werden.

  37. 37.

    Gemeint ist der Brockhaus-Führer, da der erste Ägypten-Bädeker erst zwei Jahre später 1877 erschien.

  38. 38.

    Dolmetscher und (Reise-)Führer vor allem in orientalischen Ländern im Osten und Süden des Mittelmeeres, aus dem traditionellen Berufsstand der Betreuer ausländischer Diplomaten und Kaufleute hervorgegangen.

  39. 39.

    Siehe Abschn. 10.3, Kordofan und Darfur.

  40. 40.

    Siehe Kap. 7, Das Rote Meer.

  41. 41.

    Hier wurde 1898–1902 der erste Assuan-Damm und 1960–1970 dann 13 Kilometer stromauf der Hochdamm errichtet, welche die gesamte Tallandschaft und die antiken Stätten bis zum zweiten Katarakt ertränkten; siehe Abschn. 3.4, Bewässerungsbauten von Mehmed Ali bis zum Assuan-Hochdamm.

  42. 42.

    Siehe Abschn. 10.2, Khartum, vor allem .

  43. 43.

    Siehe Kap. 10, Der osmanisch-ägyptische Sudan, vor allem .

  44. 44.

    Siehe Abschn. 8.1, Ein Besuch im Antonius-Kloster, vor allem .

  45. 45.

    Der baltendeutsche Georg Schweinfurth (1836–1925) ging nach der Promotion in Botanik 1863 nach Ägypten, wo er über ein Vierteljahrhundert mit nur kurzen Unterbrechungen blieb und dabei die gesamten Nilländer vom Mittelmeer bis zur Schwelle des Kongobeckens bereiste; vor allem in wüstenhaften Gegenden wie auch im äquatorialen Regenwald, die er teils als erster Europäer erkundete. Ab 1889 lebte er in Berlin, wo er als Auszeichnung im Botanischen Garten begraben ist. Da Schweinfurth eine gewandte Schreibfeder führte, ist er der deutsche Klassiker der geographischen Literatur über die Nilländer und taucht auch in mehreren Kapiteln dieses Buches auf.

  46. 46.

    Siehe Abschn. 9.1, Die deutsche Gelehrten-Expedition 1873–1874, vor allem , und Abschn. 11.5 Das Sultanat Fessan und die Kufra-Oasen.

  47. 47.

    Siehe Abschn. 11.5, Das Sultanat Fessan und die Kufra-Oasen.

  48. 48.

    Als im Ersten Weltkrieg deutsche Namen im englischen Sprachraum verpönt waren und das britische Herrscherhaus von Sachsen-Coburg-Gotha in Windsor und der Deutsche Schäferhund in Alsatian umbenannt wurden, musste die Bilharziose dem Begriff Schistosomiasis weichen, was nach dem Zweiten Weltkrieg dann auch im deutschen Sprachraum mit seiner Schwäche für Anglizismen übernommen wurde.

  49. 49.

    Siehe Abschn. 10.2, Khartum, insbesondere .

  50. 50.

    Ein den Zeitgenossen geläufiges um 1840 aufgekommenes Scherzlied, das heute völlig vergessen ist, auf die anti-napoleonischen Befreiungskriege 1813–1815, dessen Titel zum geflügelten Wort wurde, welches die politisch konservativen Widersacher des progressiven Liberalismus charakterisierte.

  51. 51.

    Zu Ernst Marno siehe an zahlreichen Stellen im Kap. 10, Der osmanisch-ägyptische Sudan.

  52. 52.

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine beliebte Mischung aus Kaffeehaus und Liedersaal mit Bühne für ein meist einfaches Publikum.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2017 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Demhardt, I.J. (2017). Osmanisches Ägypten – eine Einführung. In: Aus allen Weltteilen Ägypten mit Sudan und Libyen. Geographische Anthologie des 19. Jahrhunderts. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-46274-4_1

Download citation

Publish with us

Policies and ethics