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Zusammenfassung

Die Physik der Wärme lässt sich auf zweierlei Weise formulieren: Einmal als Mechanik eines Systems, das eine enorm große Zahl von Teilchen enthält (statistische Mechanik), und einmal mit Hilfe von ad hoc eingeführten Größen, den sogenannten Zustandsgrößen, die geeignet sind, das Verhalten eines solchen Systems zu beschreiben, ohne dass man die Teilchen selbst und ihre Bewegungen betrachten muss (Thermodynamik). Wir werden beide Ansätze in ihrer einfachsten und anschaulichsten Ausprägung in Kap. 5 (kinetische Gastheorie) bzw. in Kap. 8 (Grundbegriffe der Thermodynamik) behandeln. Obgleich sich die volle Durchführung des Programms als begrifflich und mathematisch recht schwierig erweist – die Vorlesung „Thermodynamik und Statistik“ steht gewöhnlich am Ende der Kursvorlesungen über theoretische Physik – werden wir doch auf der Grundlage der Kap. 5 und 8 eine Menge über die Physik der Wärme lernen können. Den Ausgangspunkt der Wärmelehre bilden jedoch allemal die Naturerscheinungen, die wir hier in Kap. 4 behandeln wollen: Wärme, Kälte, Temperaturausgleich. Wir werden untersuchen, wie man diese Begriffe quantifizieren kann, und was bei der Erwärmung oder Abkühlung eines Körpers vor sich geht. Dabei werden wir auf den I. und II. Hauptsatz der Wärmelehre stoßen.

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Notes

  1. 1.

    Daniel Fahrenheit (1686–1736), geboren in Danzig, betätigte sich nach einer Kaufmannslehre als Naturforscher und Erfinder wissenschaftlicher Instrumente in Amsterdam. Anders Celsius (1701–1744) war Professor für Astronomie an der Universität Uppsala in Schweden.

  2. 2.

    Diese fundamentale Erkenntnis stammt von dem französischen Chemiker und Physiker Joseph Gay-Lussac (1778–1850), der aus seinen Messungen \(\beta=1/267\) ableitete.

  3. 3.

    Das erste für Präzisionsmessungen geeignete Gasthermometer stammt von Philipp Jolly (1809–1884), Physikprofessor in Heidelberg, später in München. Jolly war ein großer Praktiker und Organisator. Da er der Meinung war, man solle Physik nicht nur in gelehrten Vorlesungen lernen, schuf er in seiner Heidelberger Zeit das erste Physikalische Praktikum für Studenten, damals eine fast revolutionäre Tat. Sein Weitblick für die zukünftige Entwicklung der Physik war allerdings begrenzt: So riet er dem jungen Max Planck, ja nicht Physik zu studieren, weil dort schon alles erforscht sei; nur noch ein paar Lücken seien zu füllen.

  4. 4.

    Benannt nach dem schottischen Physiker Lord Kelvin, mit bürgerlichem Namen William Thomson (1824–1907), der durch zahlreiche Beiträge zur theoretischen, experimentellen und angewandten Physik hervortrat, übrigens auch als Erfinder und Fabrikant präziser Messinstrumente. Kelvins Begründung für die Einführung der absoluten Temperatur werden wir in Abschn. 9.2 diskutieren. Der Vorschlag, die Temperatur durch den Druckanstieg in einem Gasvolumen zu definieren und die Idee eines absoluten Nullpunkts der Temperaturskala stammen übrigens schon von dem französischen Physiker Guillaume Amontons (1663–1705).

  5. 5.

    Konstantan ist eine Legierung aus 55 % Cu und 45 % Ni.

  6. 6.

    Es ist wichtig, sich die Größe dieser Zahl klarzumachen. Nehmen wir an, Cäsar habe \(1\,\ell\) Luft ausgeatmet, als er bei seiner Ermordung die Worte aussprach: „Auch Du, mein Sohn Brutus“. \(1\,\ell\) Luft enthält ein dreißigstel Mol \(\approx 1\,\mathrm{g}\approx 2\cdot 10^{22}\) Moleküle N\({}_{2}\). Da die Atmosphäre schon im Laufe eines Jahres durchmischt wird, und da der damals vorhandene Stickstoff sich im Wesentlichen noch heute in der Luft befindet, atmen wir mit jedem Atemzug etwa 5 dieser historischen Moleküle ein, denn die Erdatmosphäre enthält \(4\cdot 10^{21}\) g N\({}_{2}\)!

  7. 7.

    Die Avogadrosche Regelbesagt, dass bei gleichem Druck und gleicher Temperatur gleiche Volumen verschiedener Gase die gleiche Anzahl von Molekülen enthalten. Sie basiert auf Messungen der Volumenverhältnisse bei chemischen Reaktionen von Gasen.

  8. 8.

    Es hat lange gedauert, bis sich diese Erkenntnis durchsetzte. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hielt man die Wärmemenge für etwas Stoffartiges, ein „Caloricum“, das nicht erzeugt oder vernichtet werden kann. Erst die Aufstellung des I. Hauptsatzes, die wir im nächsten Abschnitt besprechen werden, brachte den Umschwung.

  9. 9.

    Gay-Lussac erreichte bei seinen Messungen im Jahre 1807 eine Genauigkeit von ca. 0,01 °C (!). Er untersuchte den Effekt mit Luft, H\({}_{2}\), CO\({}_{2}\) und O\({}_{2}\), jeweils in Abhängigkeit vom Ausgangsdruck. Die Messergebnisse waren für ihn höchst unerwartet, denn sie passten gar nicht zu der damals gültigen „Wärmestoff“-Theorie.

  10. 10.

    Julius Robert Mayer (1814–1878), Mediziner, zunächst Schiffsarzt, später Oberwundarzt in seiner Vaterstadt Heilbronn. Mayer wurde zu seinen Betrachtungen über die Erhaltung der Energie angeregt durch die Beobachtung, dass das venöse Blut der Matrosen, die er in den Tropen zur Ader lies, fast so hell war wie das arterielle Blut (!). Dass er als Erster das Energieprinzip klar erfasst hatte, bewies er durch seine Berechnung des mechanischen Wärmeäquivalents, veröffentlicht 1842. James Prescott Joule (1818–1889), Privatgelehrter, Erbe und Besitzer einer Bierbrauerei in England, bildete sich autodidaktisch zu einem der bedeutendsten Experimentalphysiker seiner Zeit.

  11. 11.

    Ein derartiges Experiment wurde tatsächlich mit riesigem Aufwand durchgeführt; es handelt sich um die Explorer-II-Mission von 1935.

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4.1 Flüssigkeitsthermometer.

Ein Quecksilberthermometer besteht aus einer Glaskugel mit dem Innenradius R 0 und einer Kapillare mit dem Innenradius \(R_{i}=0{,}25\) mm. Die Volumenausdehnung des Quecksilbers zwischen den Temperaturen \(T_{0}=273\) K und \(T_{100}=373\) K ist gegeben durch

$$V=V_{0}\left(1+\gamma_{1}(T-T_{0})+\gamma_{2}(T-T_{0})^{2}\right)$$
(4.43)

mit \(\gamma_{1}=1{,}8\cdot 10^{-4}\) K\({}^{-1}\) und \(\gamma_{2}=8\cdot 10^{-9}\) K\({}^{-2}\).

a) Vernachlässigen Sie zunächst die Wärmeausdehnung des Glases. Wie groß müsste R 0 sein, damit der Quecksilberfaden bei der Erwärmung von T 0 auf T 100 um 10 cm länger wird?

b) An dem Thermometer ist eine lineare Skala angebracht. Um wie viel weicht die abgelesene von der tatsächlichen Temperatur in der Mitte der Skala ab, wenn die Eichung bei den Endpunkten T 0 und T 100 korrekt ist?

c) Der lineare Wärmeausdehnungskoeffizient der Glaskugel sei \(\alpha=9\cdot 10^{-6}\) K\({}^{-1}\). Welchen Radius R 0 erhält man an Stelle von Teil a)?

4.2 Gasthermometer.

Der Kolben K des in Abb. 4.3 gezeigten Gasthermometers wird zunächst in Eiswasser getaucht. Zwischen den Quecksilberspiegeln in den beiden Seiten des U-Rohres besteht eine Höhendifferenz h 0. Dann wird K in die zu untersuchende Flüssigkeit getaucht. Die Höhendifferenz zwischen den Quecksilberspiegeln ist nun h.

a) Welche Temperatur errechnet man aus h = 520 mm und \(h_{0}=400\) mm, zunächst ohne apparative Korrekturen?

b) Das Volumen des Kolbens K ändert sich mit der Temperatur. Der Volumenausdehungskoeffizient (bei der Temperatur des Eises) sei \(\gamma=2\cdot 10^{-5}\) K\({}^{-1}\). Um wie viel ändert sich die errechnete Temperatur, wenn man dies berücksichtigt?

c) In der Verbindungsleitung zwischen dem Kolben K und der Spitze S ist die Temperatur zum größten Teil nicht gleich der Temperatur in K, sondern gleich der Umgebungstemperatur \(T_{\text{U}}=293\) K. Um wie viel ändert sich die in Teil a) berechnete Temperatur, wenn \(V_{\text{K}}=1\,\ell\) das Volumen von K ist und das Volumen in der Leitung \(V_{\text{L}}=4\) cm\({}^{3}\) beträgt?

4.3 Gasballon.

Ein mit Helium gefüllter Ballon, der eine große Flughöhe erreichen soll, besitze eine dünne Hülle, die biegsam, aber nicht dehnbar ist. Das maximale Volumen des Ballons betrage \(V_{\text{max}}=100{.}000\) m\({}^{3}\). Am Boden werden aber nur \(V_{0}=7000\) m\({}^{3}\) Helium bei Atmosphärendruck eingefüllt.Footnote 11

a) Beim Aufsteigen dehnt sich das Helium so lange aus, bis es das volle Ballonvolumen ausfüllt. In welcher Höhe h 1 ist das der Fall? (Benutzen Sie für die Abschätzung in grober Näherung eine konstante Temperatur und Normalbedingungen am Boden).

b) Welche Gesamtmasse hätte der Ballon, wenn h 1 gerade die maximal erreichbare Flughöhe ist? Die Masse der Kabine, der Instrumente und der Besatzung sei M = 1000 kg. Wie viel Masse bleibt höchstens für 1 cm\({}^{2}\) der Ballonhülle übrig?

c) Der Ballon könnte noch höher steigen, wenn die Gesamtmasse kleiner wäre. Dann muss durch eine Öffnung immer so viel Helium entweichen, dass Druckgleichgewicht zwischen dem Balloninneren und der Umgebung besteht, weil sonst die Hülle mechanisch belastet würde. Geben Sie die erreichbare Flughöhe als Funktion der Gesamtmasse an.

4.4 Zur Tür hinaus.

Ein Zimmer hat ein Volumen V. Durch Beheizen werde die Luft von einer Temperatur \(\vartheta_{1}\) auf die Temperatur \(\vartheta_{2}\) erwärmt. Dabei entweicht durch Ritzen, z. B. an Türen, so viel Luft, dass der Luftdruck konstant bleibt. Vergleichen Sie die innere Energie der Luft im Zimmer vor und nach dem Heizen. Welche Wärmemenge wird zum Erwärmen der Luft einmalig benötigt? Welche Wärmemenge ist dagegen erforderlich, um eine Betonhülle mit der Fläche A, der Dicke d, der Dichte ρ und der spezifischen Wärme \(c_{\text{B}}\) auf die mittlere Temperatur \((\vartheta_{1}+\vartheta_{2})/2\) zu bringen? Zahlenbeispiel: V = 60 m\({}^{3}\), \(\vartheta_{1}=10\) °C, \(\vartheta_{2}=22\) °C, \(p=10^{5}\) Pa, A = 94 m\({}^{2}\), d = 30 cm, \(\rho=2{,}4\,\mathrm{g/cm}{}^{3}\), \(c_{\text{B}}=0{,}9\,\mathrm{kJ/kg\,K}\). Der zusätzliche ständige Wärmeabfluss an die Umgebung durch Wärmeleitung wird erst in Kap. 6 behandelt und bleibt hier außer Betracht.

4.5 Spezifische Wärme von Gasgemischen.

Geben Sie C V für ein beliebiges Gemisch idealer Gase an und überzeugen Sie sich davon, dass Gleichung (4.41) auch in diesem Falle richtig ist.

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Heintze, J. (2016). Phänomenologische Grundlagen der Wärmelehre. In: Bock, P. (eds) Lehrbuch zur Experimentalphysik Band 2: Kontinuumsmechanik und Thermodynamik. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-45768-9_4

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