Zusammenfassung
Das Gehirn gehört zu den immunprivilegierten Organen. Normalerweise sind Immunsystem und ZNS (Zentralnervensystem) voneinander durch die Blut-Hirn-Schranke getrennt. Wenn diese Barriere bei Autoimmunerkrankungen, wie der Multiplen Sklerose, oder bei Infektionen, wie einer bakteriellen Meningitis, geschädigt wird, kann es natürlich durch eine Immunreaktion zu einer Beeinträchtigung des ZNS kommen. Davon abgesehen sollte man aber erwarten, dass sich Immunsystem und ZNS nicht maßgeblich beeinflussen können. In der Realität ist aber genau das der Fall: Monocyten und Makrophagen sind in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke auch bei Gesunden zu durchqueren, und auch T-Zellen können in das ZNS einwandern, wenn auch meist nur für wenige Stunden.
Ein interessantes Beispiel für die Interaktion von Immunsystem und ZNS ist die Rolle von T-Zellen bei Lernprozessen. RAG-1/-2-defiziente Mäuse, die aufgrund fehlender Proteine für die somatische Rekombination ihrer Antigenrezeptoren keine reifen B- und T-Zellen bilden können, lernen schlechter. Im Vergleich zu Wildtyp-Mäusen schneiden sie bei einem Test, bei dem die Tiere in mehreren Versuchen lernen, schwimmend eine unter der Wasseroberfläche befindliche Plattform wiederzufinden, deutlich schlechter ab. Noch erstaunlicher ist, dass T-Zell-defiziente Mäuse schneller und besser lernen, wenn ihnen drei Wochen vor dem Test T-Zellen von Wildtyp-Mäusen injiziert werden. Es ist noch vollkommen unklar, auf welche Weise T-Zellen Lernprozesse beeinflussen können. Trotzdem scheint das adaptive Immunsystem das Lernen zu fördern.
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Haase, H. (2015). Psychoneuroimmunologie. In: Immunologie für Einsteiger. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-44843-4_13
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