Zusammenfassung
Um die aufgeworfenen Zurechnungsfragen in den beiden dargestellten Konstellationen im Vorhinein und nicht erst retrospektiv beantworten zu können, ist es notwendig zu wissen, welche Voraussetzungen an eine wirksame Grundaufklärung zu stellen sind. Die Rechtssicherheit gebietet es, dem sich potentiell der Haftung aussetzenden Behandelnden im Voraus darzustellen, welche Anforderungen an die Grundaufklärung zu stellen sind, was jedoch schwierig ist, weil die Rechtsprechung selbst uneins im Umgang mit der Grundaufklärung ist. Nichtsdestotrotz lassen sich aus den Urteilen, die mit der Grundaufklärung im richtigen Kontext umgehen, einige wenige Aussagen zum Umfang und zum Inhalt treffen (1.). Hinsichtlich der Form (2.) und dem Zeitpunkt der Grundaufklärung (3.) kann im Wesentlichen auf die allgemeinen Grundsätze der hinreichend erforschten Aufklärung im Großen und Ganzen zurückgegriffen werden. Gleiches gilt für den Empfänger (4.) sowie den zur Durchführung der Grundaufklärung Verpflichteten (5.).
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- 1.
Vgl. OLG München – 1 U 5076/10, Urt. v. 09.06.2011; OLG München – 1 U 1688/08, Urt. v. 15.07.2009; OLG Köln – 7 U 320/86, VersR 1988, 744; OLG Hamburg – 1 U 131/97, VersR 1999, 316; LG Dortmund – 4 O 55/09, Urt. v. 04.05.2011; OLG Jena – 4 U 646/99, OLG-NL 2000, 80; Beck’scher Online-Kommentar BGB, § 823, Rn. 607; Jaeger, Fachanwaltskommentar Medizinrecht, § 823, Rn. 155 ff.; Weber-Steinhaus, Ärztliche Berufshaftung als Sonderdeliktsrecht, S. 240.
- 2.
Kaiser, in: Ratzel/Luxenburger, Handbuch Medizinrecht, S. 745, Rn. 421.
- 3.
BGH – VI ZR 353/99, NJW 2001, 2798.
- 4.
BGH – VI ZR 232/90, NJW 1991, 2346, 2347.
- 5.
BGH – VI ZR 232/90, NJW 1991, 2346, 2347.
- 6.
BGH – VI ZR 359/94, NJW 1996, 777; OLG Brandenburg – 1 U 3/99, NJW-RR 2000, 398.
- 7.
BGH – VI ZR 232/90, NJW 1991, 2346.
- 8.
BGH – VI ZR 65/88, NJW 1989, 1533.
- 9.
OLG Köln – 5 U 37/10, Urt. v. 12.01.2011.
- 10.
OLG Köln – 27 U 41/88, VersR 1990, 489.
- 11.
BGH – VI ZR 15/83, NJW 1985, 1399.
- 12.
Gödicke, Formularerklärungen in der Medizin, S. 226 ff.
- 13.
Gödicke, MedR 2006, 568, 570.
- 14.
Gödicke, Formularerklärungen in der Medizin, S. 342.
- 15.
BGH – VI ZR 204/09, VersR 2010, 1183.
- 16.
Selbst bei Routineeingriffen (z. B. Impfungen) genügt die Aushändigung eines Merkblattes mit den wesentlichen Risiken nur dann einer ordnungsgemäßen Aufklärung, sofern der Patient ausdrücklich auf die Möglichkeit hingewiesen wurde, Fragen zu stellen.
- 17.
OLG München – 1 U 4984/10, Urt. v. 04.08.2011.
- 18.
Katzenmeier, Arzthaftung, S. 342.
- 19.
BGH – VI ZR 15/83, NJW 1985, 1399.
- 20.
BGH – VI ZR 15/83, NJW 1985, 1399.
- 21.
Katzenmeier, Arzthaftung, S. 343; BGH – VI ZR 74/97, NJW 1998, 2734; BGH – VI ZR 15/83, NJW 1985, 1399.
- 22.
In der Praxis wird es eine solche Betonung nicht geben, da im Rahmen der Aufklärung im Großen und Ganzen regelmäßig auch die Grundaufklärung erfolgt und diese somit zusammenfallen, sollten sie sich nicht ohnehin überschneiden.
- 23.
BGH – VI ZR 300/91, VersR 1993, 703; BGH – VI ZR 69/10, VersR 2011, 1146; OLG München – 1 U 4059/08, Urt. v. 07.05.2009; OLG Bamberg – 4 U 115/07, VersR 2009, 259; OLG Koblenz – 5 U 1198/07, VersR 2009, 70; OLG Nürnberg – 5 U 103/06, VersR 2009, 71; OLG Düsseldorf – 8 U 149/06, OLGR Düsseldorf 2009, 137.
- 24.
BGH – VI ZR 88/86, NJW 1987, 2291; BGH – VI ZR 178/93, NJW 1994, 3009; BGH – VI ZR 42/97, NJW 1998, 1784; BGH – VI ZR 131/02, NJW 2003, 2012.
- 25.
BGH – VI ZR 74/97, NJW 1998, 2734.
- 26.
Siehe dazu auch Abschn. V. 2. a) bb) bbb).
- 27.
A.A. Gehrlein, Grundriss der Arzthaftpflicht, S. 178, Rn. 59 wonach derjenige Aufklärungsempfänger ist, der sich dem Eingriff unterzieht. Bei Minderjährigen wäre demnach dieser selbst Adressat der Aufklärung obwohl der gesetzliche Vertreter die Einwilligung zu erteilen oder zu verweigern hat.
- 28.
BGH – VI ZR 74/05, VersR 2007, 217; Geiß/Greiner, Arzthaftpflichtrecht, S. 282, Rn. 15; Gehrlein, Grundriss der Arzthaftpflicht, S. 180, Rn. 64.
- 29.
BGH – VI ZR 288/87, NJW 1988, 2946; Katzenmeier, in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, Arztrecht, S. 120, Rn. 42.
- 30.
Katzenmeier, in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, Arztrecht, S. 120, Rn. 42; Gehrlein, Grundriss der Arzthaftpflicht, S. 179, Rn. 62.
- 31.
Für den Fall einer Herzoperation BGH – VI ZR 288/87, NJW 1988, 2946; Gehrlein, Grundriss der Arzthaftpflicht, S. 179, Rn. 63.
- 32.
Gehrlein, Grundriss der Arzthaftpflicht, S. 176, Rn. 56.
- 33.
BGH – VI ZR 206/05, VersR 2007, 209.
- 34.
BGH – VI ZR 167/72, NJW 1974, 604; OLG Brandenburg – 12 U 239/06, Urt. v. 27.03.2008; Geiß/Greiner, Arzthaftpflichtrecht, S. 275, Rn. 106.
- 35.
BGH – VI ZR 37/79, NJW 1980, 1905; OLG Karlsruhe – 7 U 163/03, NJW-RR 2005, 798.
- 36.
OLG Karlsruhe – 7 U 163/03, NJW-RR 2005, 798; Gehrlein, Grundriss der Arzthaftpflicht, S. 176 f.; An dieser Stelle wird zu Gunsten desjenigen, der vom Vorliegen einer wirksamen Einwilligung ausgeht, die tatsächlich allerdings nicht besteht von einem Erlaubnistatbestandsirrtum auszugehen sein.
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Schenk, R. (2015). IV. Inhaltliche Anforderungen der Grundaufklärung. In: Die medizinische Grundaufklärung. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-44512-9_4
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