Zusammenfassung
Mit Galilei hatte die Naturwissenschaft ihre Methode und Beschreibungsform gefunden. Ein neuer ‚Platonismus‘ auf der Basis mathematisch-abstrakter Formeln und bezogen auf eine empirisch-kausale ‚Realität‘ begann einen beispiellosen Siegeszug und ersetzte schnell das aristotelisch-scholastische Streben nach auf Gott bezogene finale Zweckerklärungen. Ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg waren die technologischen Anwendungen der neuen Form der Naturbeschreibung. Hier ergaben sich dramatische Entwicklungen. So war beispielsweise eine unmittelbare Konsequenz aus den Galilei’schen Gesetzen die Regelmäßigkeit der Pendelbewegung. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten der genaueren Zeitmessung lassen sich ohne Weiteres als die Schlüsseltechnologie des 17. Jahrhunderts bezeichnen. Zugleich begannen sich die Philosophen zu fragen: Woher stammt eigentlich die Gültigkeit der neu entdeckten Naturgesetze? Hier kommen Philosophen wie Descartes und Leibniz ins Spiel. Ihr Ehrgeiz bestand darin, die Gesetze der Natur direkt aus ersten Prinzipien herzuleiten und damit ein für alle Mal und endgültig ihre zu beweisen.
Zuletzt beschreibt dieses Kapitel, wie als Letzter in der Reihe der Revolutionäre des 17. Jahrhunderts der Engländer Isaac Newton der Physik nicht nur die Formeln gab, mit denen sich die Planetenbewegung berechnen ließen, sondern das System der Mechanik als Ganzes vollendete. Er schenkte der neuen Physik ihr erstes abgeschlossenes Theoriensystem, ihre erste ‚Weltformel‘. Durch den damit vermittelten Anspruch, alles Naturgeschehen ableiten und berechnen zu können, wirkte Newton weit über sein Zeitalter hinaus und prägte die nach ihm einsetzende „Aufklärung“ in Europa.
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Jaeger, L. (2015). Philosophische Auseinandersetzung mit der neuen Physik und ihre erste Vollendung. In: Die Naturwissenschaften: Eine Biographie. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-43400-0_4
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