Darwins Evolutionstheorie und die erste Vollendung der Biologie

Zusammenfassung

Noch im späten 18. Jahrhundert hatte die Biologie noch nicht über die Ebene des reinen Beschreibens hinausgehen können, auf der die Naturforscher seit Aristoteles verharrt waren. Dies begann sich zu ändern, als sich im 19. Jahrhundert die Erforscher des Lebens dem Ziel verschrieben, zu einem detaillierteren Verständnis der Funktionsweise, der Abläufe und der Entwicklung lebendiger Organismen zu gelangen. Doch zunächst verwirrten die sich nahezu im Wochentakt einstellenden Funde von neuen Arten und Fossilien die Biologen immer mehr. Diese Verwirrung löste sich innerhalb nur eines einzigen Jahres auf, in dem die Biologie ihre eigene ‚kopernikanische Wende‘ erfuhr und ihr ein erster Abschluss beschieden wurde, der sie in einer neuen Einheit entstehen ließ. Was Newtons Principia und das Jahr 1687 für die Physik waren, waren Charles Darwins The Origin of Species und sein Erscheinungsjahr 1859 für die Biologie. Mit diesem Werk trat auch die Biologie ins Erwachsenenalter ein.

Dieses Kapitel beschreibt den Weg Darwins zu seiner Evolutionstheorie sowie ihre fundamentalen Aussagen und Annahmen. Es umfasst auch die durch sie ausgelöste gesellschaftliche Diskussion um das Wesen des Menschen. Und dann beschreibt es auch, wie, ohne dass Darwin davon Kenntnis nahm, nahezu parallel zu ihm ein einsamer Mönch im Garten eines österreichischen Klosters eine Reihe bemerkenswerter Experimente durchführte, welche die wesentlichen Annahmen der Evolutionstheorie stützten und eine neue biologische Disziplin begründeten, die neben der Evolutionstheorie die zweite zentrale Säule der modernen Biologie werden sollte.