Zusammenfassung
Psychopathie und Schwachsinn können in der Übersicht über alle psychischen Störungen als eine Grundform zusammengefaßt werden: das Gemeinsame beider liegt darin, daß sie sich teilweise als die Folge von vererbten Persönlichkeitsvarianten verstehen lassen. Allzusehr schematisiert wäre es hingegen, sie schlechthin als Persönlichkeitsvarianten zu bezeichnen. Sie sind es nur teilweise, weil eine Minderzahl von Schwachsinns- und Psychopathieformen auch durch fetal oder frühkindlich erworbene Hirnkrankheiten zustande kommt. Die Störungen, die wir bei Psychopathen und Schwachsinnigen vor uns sehen, sind auch nicht die Persönlichkeitsvarianten selbst, sondern sind Aspekte einer auf Grund der vererbten Persönlichkeitsvariante unter dem Einfluß der Lebenserfahrung geprägten Persönlichkeit.
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Referenzen
Wir vermeiden den Namen und Begriff der „Entartung“ oder „Degeneration“; vgl. S. 136.
Schneider, Kurt: Psychopathische Persönlichkeiten. In Aschaffenburgs Handbuch der Psychiatrie. Wien: Franz Deuticke 1923.
Kahn, Eugen: Die psychopathischen Anlagen, Reaktionen und Entwicklungen. In Bumkes Handbuch der Geisteskrankheiten. Berlin: Springer 1928.
Siehe S. 60.
Nervöse Störungen der Organe siehe S. 432 und 473 ff..
Kretschmer: Körperbau und Charakter. Berlin: Springer 1951.
Das Verbrechen und seine Bekämpfung, 2. Aufl., S. 179. Heidelberg: Carl Winter 1906.
Als moral insanity bezeichnete Prichard 1835 Krankheiten, bei denen das „Moralische“ im weiten Sinne des englischen Ausdrucks affiziert schien, d. h. bei denen unrichtig gehandelt wurde, obschon eine Verwirrung der Gedanken nicht nachweisbar war. Dahin gehörten vor allem die Submanien (folie raisonnante der Franzosen), dann auch Zwangsimpulse u. a. In die deutsche Psychiatrie wurde der Name in der Bedeutung des Defektes der moralischen Gefühle herübergenommen. Name und Begriff sind wegen vielfachen praktischen und theoretischen Mißbrauches in Mißkredit gekommen. Der Begriff ist immerhin in der Psychiatrie nicht zu entbehren, weil er einen bestimmten Zustand bezeichnet; daß aber der Name ersetzt werden sollte, darüber ist man einig. Die moralischen Idioten bilden den Kern des Lombrososchen Begriffes des „geborenen Verbrechers“. Doch umfaßt dieser in unklarer Gliederung auch andere Verbrechernaturen, z. B. den jähzornigen und unklaren Rohling oder Leute mit epileptoidem Charakter. Die speziellen Auffassungen Lombrosos der „rei nati“ als versteckte Epileptiker oder Atavisten sind nicht haltbar. Aber trotzdem hat Lombroso das große Verdienst, das Studium und die Behandlung des Verbrechers an der Stelle der einfachen Repression des Verbrechens in Fluß gebracht zu haben; ihm ist es zu verdanken, wenn endlich das Verlangen nach Umgestaltung des bisherigen, für die heutigen Zustände ganz ungenügenden Strafrechts allgemeiner geworden ist und die Besserung allseitig angebahnt wird.
Von Marquis de Sade, einem mit der Anomalie behafteten Schriftsteller.
Von Sacher-Masoch, der die Anomalie in seinen Novellen verwendete.
Von Venus Urania; der männliche Homosexuelle wird in dieser Terminologie von Ulrichs „Urning“ genannt, die weibliche „Urninde“. Der entsprechende Name für die Heterosexuellen, der aber wenig gebraucht wird, ist „Dioning“ von Dione, der Mutter der Venus Vulgivaga.
Androgyne = Männer mit weiblichem, Gynandrier = Frauen mit männlichem Körperbau.
Sexuelle Perversionen bei endokrinen Erkrankungen sind selten; beobachtet worden sind z. B. homosexuelle Neigungen bei Virilisierung von Frauen durch Nebennierenrindentumoren. Eher als eigentliche Perversionen kommen bei endokrinen Störungen Beschleunigungen oder Verzögerungen der sexuellen Reifung oder Steigerung oder Verminderung des normalgerichteten Sexualtriebes vor.
Wie Kinder in den ersten Jahren und Primitive.
Bleuler, E.: Verhältnisblödsinn. Allg. Z. Psychiatr. 71, H. 4/5 (1914).
Sie läßt sich leicht nachweisen: Zusatz von Ferrichlorid (FeCl2) zum sauren Urin gibt grüne Farbreaktion.
Kommt gelegentlich auch bei Gesunden vor.
Interessanterweise ist die Intelligenzprüfung noch aus einem ganz anderen Grunde heikel: derjenige, dem sie als ärztliche Schlußfolgerung mitgeteilt wird, ist gerne bereit, sie überkritisch zu betrachten, gewissermaßen den Untersuchten gegen den Untersucher zu „verteidigen“. Es ist, wie wenn man die Intelligenzprüfung an einem Exploranden als Anmaßung des Untersuchers betrachtete, gegen die man sich auflehnen möchte, und als ob man fürchtete, man könnte selbst durch eine ähnliche Untersuchung „hineingelegt“ werden. Der Arzt, der auf Grund von Intelligenzprüfungen Schlußfolgerungen vertreten muß, setzt sich leicht Anfeindungen aus.
Wagner von Jauregg: Gutachten. Wien. klin. Wschr. 1913 II, 1947.
Ausführungen von Max Grob, Professor für Kinderchirurgie in Zürich.
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Bleuler, E. (1966). Persönlichkeitsstörungen in Beziehung zu angeborenen Persönlichkeitsvarianten. In: Lehrbuch der Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-43158-0_12
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