Zusammenfassung
Der Vortragende berichtete an Hand zahlreicher Lichtbilder über eine neue Methode1), die darauf beruht, daß eine stark schematisierte, gegenständlich sinnvolle Zeichnung in einzelne Teilstücke aufgelöst wird. Diese für sich sinnlosen Teilstücke werden in einer Folge von Projektionen, jedesmal um ein Stück vermehrt, kurzzeitig dargeboten. Der Beobachter hat die Aufgabe zeichnerisch und mit Worten festzuhalten, was er gesehen und erlebt hat. Der summativen Aneinanderfügung einzelner Stücke entspricht ein ganzheitlicher Prozeß, der mit ausgesprochener Gerichtetheit von Stufe zu Stufe fortschreitet, bis die gegenständliche Bedeutung der Zeichnung aufleuchtet. Ein Drang das zunächst Sinnlose sinnvoll zu gestalten beherrscht in gefühlsartig erlebten Spannungen den ganzen Prozeß, in charakteristischen Vorgestalterlebnissen2) kündigt sich, meist blitzartig ahnungsweise, ein Sinn der dargebotenen Stückzeichnung an, der dann durch den weiteren Verlauf bestätigt oder wieder verlassen wird, bis schließlich wie eine Erlösung aus oft qualvollen Spannungen heraus der Sinn des Ganzen endgültig wird und damit zugleich alles, was vorher stückhaft sinnlos war, sinnvoll in das Ganze eingeht.
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Referenzen
Über die Ergebnisse vgl. Friedrich Sander, Über Sinnerfüllung optischer Komplexe. Neue Psychol. Stud. 1928, 4, „Gestalt und Sinn“, hrsg. von Krueger und Sander. (Im Druck.)
Zum Begriff Vorgestalterlebnis vgl. Sander, Ergebnisse der Gestaltpsychologie. Bericht über den 10. Kongreß für exp. Psychologie in Bonn 1927. Jena 1928.
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Sander, F. (1929). Über Sinnerfüllung optischer Komplexe bei Schwachsinnigen. In: Lesch, E. (eds) Bericht über den Vierten Kongress für Heilpädagogik in Leipzig, 11.–15. April 1928. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-43066-8_5
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