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Zusammenfassung

Die Verfärbungen der Ohrmuschel durch eingesprengte feinste Teilchen des bearbeiteten Materials bei Kohlen- und Metallarbeitern sind sozialhygienisch von geringer Wichtigkeit Ekzeme dagegen, wie sie durch thermische, mechanische und chemische Reize entstehen, können durch Reiben, Kratzen, Verunreinigung verschlimmert werden. Freiluftarbeiter sind Erfrierungen, Heizer Verbrennungen ausgesetzt, pflegen sich aber durch Tragen von Ohrklappen zu schützen. Knorpelhautentzündung (Perichondritis) und Blutgeschwulst (Othäma- tom) sind von alters her als Berufskrankheit von Faustkämpfern, Akrobaten, Ringern, Boxern bekannt und entstehen bei Maurern, Schlächtern, Sackträgern manchmals allmählich durch Druck von Mulden und anderen Lasten. Unzweckmäßige Behandlung kann zu Verkrüppelung der Muschel führen. Infolge Druckes des Bügelhörers entsteht bei Telephonistinnen manchmal Überempfindlichkeit der Ohrmuschel. — Gehörgang. Zu den Verfärbungen, Ekzemen und Hyperästhesien kommen hier noch Furunculosen, diffuse Entzündungen, Fremdkörper, aus Partikeln des Arbeitsmaterials bestehende Konkremente und Mykosen. Letztere fand SIEBENMANN als Schimmelmykosen zu 29% bei Landbewohnern und Gärtnern. Schnitter sind nach GRAZZI den Einwirkungen von Ustilago carbo (Getreidemilzbrand) und Tilletia levis ausgesetzt. Bei der nötigen Reinlichkeit führen diese Affektionen selten zu schwereren Erscheinungen. — Mittelohr. Zu Atrophien des Trommelfelles kann es bei Glasbläsern infolge Dehnung durch Überdruck kommen, zu direkten Schädigungen desselben durch Auftreffen kleinster Arbeitsmaterialpartikel, z. B. in Drahtziehereien, Walz- und Hammerwerken. Verbrennungen und Verbrühungen sowie Trommelfellperforationen durch plötzliche Luftdruckschwankungen, Explosionen usw. gehören nicht zu den Gewerbekrankheiten, sondern zu den Unfällen. Kraftfahrer, Flieger, Luftschiffer zeigen durch Einwirkung der schnell vorbeistreichenden Luft Rötung und manchmal auch Schwellung; Ohrstopfen aus Baumwollstoff, mit Paraffin und Bienenwachs imprägniert, sind dagegen und gleichzeitig gegen übermäßiges Motorgeräusch angegeben. Rötung des Trommelfelles, Blutaustritte, Zerreißungen können im geordneten Betriebe des Brücken- und Tunnelbaues beim Einschleusen unter Retraktion, beim Ausschleusen unter Hervorwölbung auftreten, ferner sind sie bei Schwammfischern und gelegentlich beim Ein- und Ausfahren der Tunnelarbeiter und beim Maschinenpersonal von Bergbahnen beobachtet. Beim Arbeiten in komprimierter Luft sowie beim Tauchen kommt es zur Verlegung der Ohrtrompete, zu Schleimhautschwellungen, Transsudaten, auch zu gelegentlichen Entzündungen. Bei bereits bestehender Durchlöcherung des Trommelfells sind Wasserarbeiter, Taucher, Bademeister, Schwimmlehrer durch Eindringen infizierten Wassers, Arbeiter in Staubbetrieben durch das infizierter Teilchen der Mittelohrentzündung ausgesetzt. CTRSCHMANN hat solche Ohren als Einfallspforte bei Vergiftungen mit aromatischen Nitro- und Amidoverbindungen festgestellt, STEURER experimentell das leichtere Eindringen von Reizgas bewiesen. — Mittelohrkatarrhe und Mittelohrentzilndungen haben ihre Ursache häufig in gewerblichen Staub-, Witterungs-, Temperatureinflüssen. Wir halten im Gegensatz zu Autoren, welche die Erkältung als Krankheitsursache nicht mehr gelten lassen wollen, die Resistenzherabsetzung durch Abkühlung für experimentell erwiesen, da sie sich in Herabsetzung der Leukocytenzahl um 50 bis 75%, Verringerung, ja Aufhebung ihrer Beweglichkeit und bedeutender Abnahme der bactericiden Kräfte dokumentiert, sind jedoch der Ansicht, daß die Abkühlung allein bedeutungslos wird, wenn, wie bei Arbeiten auf hoher See, im Hochgebirge, bei Polarexpeditionen, Erreger in zu geringer Menge oder Virulenz vorhanden sind oder wenn ein gut ansprechbares Hautcapillarensystem zu der wünschenswerten Abhärtung geführt hat. Das wird statistisch erwiesen durch die relative Seltenheit akuter Entzündungen des Ohres bei reinen Freiluftarbeitern (OPITZ, PEYSER), wie Straßenbahnkehrern, Straßenbahnführern, Kutschern, landwirtschaftlichen Arbeitern. Häufiger Wechsel zwischen Freiluft- und Gebäudeaufenthalt dagegen stellt an die Abhärtung erhöhte Anforderungen. Treppensteigende Postboten, steintragende Maurer erkranken häufiger an Mittelohrentzündung, schweißerregende Tätigkeit im Wechsel mit Verdunstungskälte verschlechtert die Bedingungen. Kommt dazu noch Staubund Rußwirkung, dann wird der lokale Abwehrapparat der oberen Luftwege mechanisch, chemisch oder auf beide Arten zugleich geschädigt; so kommt es, daß in der Industrie, insbesondere der der Metalle, z. B. bei Heizern, Hochofenarbeitern, selten ein ideal-normales Mittelohr zu finden ist. Auch heilen bei solcher Arbeit anderweitig entstandene Mittelohrleiden schwerer ab, treten Rückfälle leichter ein. Konstitutionsschwache, insbesondere solche mit örtlicher Minderwertigkeit an oberen Luftwegen und Ohr, sind vorzugsweise befallen. Man findet Tubenkatarrh, Transsudate, akute Mittelohrentzündung, chronische Mittelohrentzündung, Residuen und chronische Katarrhe. Bei Fischern und Schiffern wirken die beschränkten Unterkunftsverhältnisse auf den Fahrzeugen ungünstig, man trifft bei ihnen häufig Mittelohrkatarrh an. Die beruflichen Erkrankungen der Binnenmuskulatur des Ohres bedürfen noch gründlicherer Erforschung. Reflexkrämpfe bei starken Schalleinflüssen auch bei berufsmäßigem Telephonieren sind festgestellt.

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Literatur

  • Die Literatur über gewerbliche Ohrenleiden bis 1914 ist enthalten in F. ROEPKE: Die Berufskrankheiten des Ohres und der oberen Luftwege. Wiesbaden: Bergmann 1902.

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Peyser, A. (1926). Gewerbekrankheiten des Ohres. In: Alexander, A., et al. Gewerbehygiene und Gewerbekrankheiten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-42986-0_35

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