Zusammenfassung
Neuritiden durch Überanstrengung sind nicht selten, sie kommen bei den verschiedensten Beschäftigungen vor und werden alsdann unter dem Namen „professionelle Neuritis“ zusammengefaßt. Die Erkrankten sind zuweilen im übrigen völlig gesunde Individuen, weder neuropathisch belastet noch erworben-neurasthenisch; des öfteren sind allerdings Nervenleiden in der Aszendenz nachweisbar, oder aber es besteht ein anderer mitwirkender schädlicher Faktor, wie Blutarmut, allgemeine Unterernährung, Infektionskrankheiten, Trauma, Alkoholismus, Nicotinismus, chronische Bleivergiftung (toxiko-professionelle Parese). Während des Weltkrieges machte Mann als erster (später Nonne) darauf aufmerksam, daß Polyneuritis als Begleiterscheinung nervöser Erschöpfungszustände, eine „Polyneuritis neurasthenica“, im Kriege verhältnismäßig häufig vorkam Die objektiven Symptome der professionellen Neuritis sind die gewöhnlichen der Neuritis, häufig allerdings nur in geringem Grade ausgeprägt: Muskelatrophie, Paresen, Sensibilitätsstörungen, Veränderungen der elektrischen Erregbarkeit, Herabsetzung bzw. Fehlen der Reflexe. Sie sind an der jeweilig überanstrengten Extremität nachweisbar und dokumentieren sich so als Zeichen einer professionellen Neuritis bzw. Arbeitsparese. Als subjektive Symptome bestehen vor allem Schmerzen und Parästhesien. Kombinationen mit Beschäftigungsneurosen kommen vor, desgleichen Übergangsformen zu denselben. Betreffs der Entstehung der Neuritis ist darauf aufmerksam zu machen, daß es sich häufig nicht um eine reine Überanstrengungsneuritis handelt, sondern eher um eine Druckneuritis, indem der Druck, der von dem entsprechenden Handwerk auf Nerven oder Muskeln dauernd ausgeübt wird, das Leiden direkt erzeugt. Demgemäß entsteht die Erkrankung zumeist in subakuter Weise. Die Prognose ist, sofern Schonung und eventuell Aufgabe der Beschäftigung möglich ist, günstig, indem alsdann die Progression des Leidens aufhört und — insbesondere unter zweckentsprechender Behandlung (Ruhe, Schonung der erkrankten Muskeln, Galvanisation, Faradisation, Duschemassage usw.) — Besserung und schließlich Heilung eintritt. Betreffs der Prophylaxe und der sozialversicherungsrechtlichen Bedeutung kann auf das bei den Beschäftigungsneurosen Ausgeführte verwiesen werden.
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Mendel, K. (1926). Nervenkrankheiten. In: Alexander, A., et al. Gewerbehygiene und Gewerbekrankheiten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-42986-0_33
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