Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit versucht die Persönlichkeit und die Psychose August Strindbergs1) unter psychopathologischen Gesichtspunkten zu analysieren. Als Grundlage der Analyse verwertet sie die in den autobiographischen Werken des Dichters niedergelegten Selbstschilderungen2), diese wichtigsten Dokumente für die Erkenntnis seiner
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Literatur
Einen guten Einblick in Strindbergs Leben und Schaffen vermittelt das jüngst erschienene Buch von Hermann Eßwein: August Strindberg. (Georg Müller 1919). Wichtige Beiträge zur Kenntnis von Strindbergs Persönlichkeit bringen die Strindberg-Erinnerungen von Schleich und von Adolf Paul, die sich beide auf den Zeitraum von 1892–94, d. h. die Jahre unmittelbar vor der Psychose, beziehen. (Das Buch von Paul enthält auch Briefe Strindbergs, im übrigen erscheint mir die Beurteilung des Verfassers nicht immer genügend unvoreingenommen). Über die Psychose Strindbergs existiert eine kleine Pathographie von S. Rahmer (August Strindberg, eine pathologische Studie, Grenzfragen der Literatur und Medizin, 6. Heft 1907), der dieselbe merkwürdigerweise als Melancholie ansieht, wogegen sich bereits Augstein wendet (Augstein, Medizin und Dichtung, Stuttgart Enke 1917).
Die Selbstbiographie schildert in 5 Bänden den gesamten Zeitraum von der Geburt (1849) bis 1900, mit Ausnahme der Jahre 1888—1892. Sie besteht aus 7 Teilen, die wir im Text mit römischen Zahlen bezeichnen. (Die hinzugefügten arabischen Zahlen bezeichnen die Kapitel). I. Der Sohn einer Magd (1849–1872). II. Die Entwicklung einer Seele (1872–1888). III. Die Beichte eines Toren (1872–1888). IV. Entzweit (1892–1894). V. Inferno (1894–1897). VI. Legenden (1897–1898). VII. Einsam (1899–1900). Die ersten 3 Teile, die Strindbergs Leben bis zum Ende der ersten Ehe schildern, schrieb er in den Jahren 1886—1888. Das 5. Buch (Inferno) und das 6. Buch (Legenden) bringen die Schilderung der Psychose; der 2. Teil der Legenden („Jakob Ringt“) muß als sinnbildliche Schilderung aufgefaßt werden. (Vgl. die Nachschrift zu den Legenden). Das 4. Buch (Entzweit), das die 2. Ehe Strindbergs schildert, wurde erst beträchtlich später, 1902, (also erst nach der Psychose) geschrieben und ist als autobiographisches Dokument in manchen Einzelheiten anscheinend von etwas geringerer Zuverlässigkeit (vgl. die Äußerungen Adolf Pauls in seinen Strindberg-Erinnerungen Seite 214). Der 7. Teil (Einsam) schildert den Seelenzustand nach der Psychose. Wir zitieren nach der Deutschen Gesamtausgabe (bei Georg Müller, Übersetzung von Schering). Persönlichkeit1). Der außerordentliche psychologische Gehalt der Selbstschilderungen gibt Einblicke in eigenartige Seelenzustände und Erlebnisweisen von großem psychopathologischem Interesse. Aufgabe ist, von der anschaulichen Vergegenwärtigung dieser inneren Erlebnisse her eine Erkenntnis der seelischen Kräfte zu gewinnen, die den Aufbau und die durch Krisen hindurchführende innere Entwicklung dieser komplizierten Persönlichkeitsstruktur, sowie ihre innere Umwandlung durch die Psychose bewirkten.
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Storch, A. (1921). Einleitung. In: August Strindberg im Lichte Seiner Selbstbiographie. Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-42923-5_1
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