Zusammenfassung
Wenn ich nach den wissenschaftlichen und mehr theoretischen Ausführungen über die Erbkrankheiten der Herren Eugen Fischer und von Verschuer das Gebiet der Klinik und der praktischen Medizin betrete, so muß ich doch zu Anfang aller meiner Ausführungen mich zunächst über das Wesen dieser Erbkrankheiten auch als Kliniker noch äußern. Da kann ich namentlich auf Grund aller naturwissenschaftlichen Untersuchungen und Feststellungen nur mit dem allergrößten Nachdruck das eine herausheben: Erbkrankheiten sind ausnahmslos Variabilitäten in der genotypischen Anlage. Sie entsprechen den de Vriesschen Mutationen. Sie entstehen plötzlich, ohne ersichtbare Ursache, oder, wenn äußere Momente eine Rolle spielen, so steht es auch hier genau so wie bei den Mullerschen Feststellungen über die Häufigkeitsrate der Drosophilamutanten: Die Anlage ist alles, der Reiz quasi nichts, jedenfalls unbedeutend und kann durch beliebige andere Reize ersetzt werden, weil die Mutation in ihren Richtungen sprungbereit ist. Warum aber der Sprung gerade so klein oder so groß und nicht anders ausfällt, das durchschauen wir nie, und diese Feststellung zwingt uns bei aller Freude über das tatsächlich gewonnene Neuland zur Bescheidenheit. Wir konstatieren Tatsachen; aber die wahren Ursachen sind uns völlig verborgen.
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Literatur
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Ich folge im wesentlichen den ausgezeichneten kritischen Ausführungen von Siemens: Die Vererbung in der Atiologie der Hautkrankheiten Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten, 3. Bd. 1929 und Arch. f. Dermat. 160 (1930). Die Erkennung und Sichtung vieler ungeklärter Heredopathien hat Siemens vor allem auch durch die Zwillingsforschung gefördert. Es zeigt sich, wenn ich hier auch nur die wichtigsten und gesichertsten Heredopathien wiedergebe, daß zweifellos durch weitere Forschungen noch manche Krankheit in erbbiologisch, genetisch und klinisch verschiedene erbkonstante Arten zerlegt werden muß, so daß wir wohl in Kürze vielen hunderten bewiesener Heredopathien der Haut gegenüberstehen.
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Naegeli, O. (1934). Klinische Erbpathologie innerer und Nervenkrankheiten. In: Géronne, A. (eds) Sechsundvierzigster Kongress. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-42920-4_4
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Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
Print ISBN: 978-3-662-42643-2
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