Zusammenfassung
Die Anästhesierungsmethoden treten in die Geschichte der Chirurgie ein mit der Entdeckung der Äther- und Chloroformnarkose: ein Göttergeschenk zugleich für den Kranken wie für den Arzt, ein Geschenk aber auch für die chirurgische Wissenschaft, die mit Hilfe der neuen Mittel einen gewaltigen Aufschwung nahm. Aber bei allem offensichtlichen Gewinn wirkten die seelischen und körperlichen Unannehmlichkeiten, Nachteile und Gefahren der Inhalationsnarkosen immerhin noch als Hemmschuh für die freie Entwicklung der Chirurgie. Die Erfindung der Lokalanästhesie gab die Schmerzlosigkeit ohne die subjektiven und objektiven Nachteile der allgemeinen Narkose: es gelang mit dem neuen Anästhesierungsverfahren nicht nur die Gefahrlosigkeit, sondern zugleich auch die Ausdehnung des chirurgischen Eingriffs zu vermehren. Dabei trat aber naturgemäß die Rücksicht auf die nervöse und seelische Widerstandsfähigkeit des Kranken mehr zurück und wir sehen nun die Chirurgie am Scheidewege: Zu den brutalen, anästhesielosen Operationen verflossener Zeiten kehrt sie bestimmt niemals wieder zurück! Soll sie nun bei den Operationen in strenger Objektivität allein die Gefahrlosigkeit ins Auge fassen oder soll sie in humaner Rücksicht dem subjektiven Empfinden des Kranken Konzessionen machen? Die Wege der einzelnen Chirurgen scheiden sich.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Anschütz, W., Specht, K., Tiemann, F. (1930). Einleitung. In: Die Avertinnarkose in der Chirurgie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-42548-0_2
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