Zusammenfassung
Ein empfindlicher Mangel der Gastroskopie, der eine Reihe von Klinikern zur Ablehnung der Methode mitbestimmt hat, ist die durch die Lage und Form des Magens und die Richtung und Unverschieblichkeit des Einführungsweges gegebene Unvollständigkeit der endoskopischen Magenübersicht. Unsichtbar bleiben wegen der von Elsner und Schindler geschilderten anatomischen Verhältnisse ein Streifen der Korpushinterwand, ein Stück des absteigenden Schenkels der kleinen Kurvatur, ein kranial von der Kardia gelegener Teil der Fornix, die durch die Wirbelsäule verdeckte Hinterwand und die durch den überhängenden Magenwinkel verdeckte kleine Kurvatur des Antrum. Auch die Pylorussicht, so schön sie vielfach gelingt, macht bei Hoch- oder Tieflage, bei Abbiegungen nach vorne und nach hinten nicht selten Schwierigkeiten. Letztere vermehren sich noch in kaum übersehbarem Maße, wenn die Magenform von der Norm abweicht. So ist bei Hängemägen wegen des starken Ansteigens des Pyloruskanals und bei hochliegenden Stierhornmägen wegen der großen Entfernung des Antrum- und Pylorustrichters von der Optik die Pylorussicht bis zur Unmöglichkeit erschwert. Ebenso vermögen Kaskaden- und Sanduhrmägen die endoskopische Sicht der caudalen Magenabschnitte zu verhindern. Dazu kommen weitere Schwierigkeiten, wenn die Wirbelsäule die Hinterwand des Magens stark ventralwärts einbuchtet, wenn Kot- oder Luftfüllungen benachbarter Darmabschnitte die Magenwand eindellen oder Tumoren von außen her imprimieren. Hierdurch entstehende Taschen und Vorsprünge, wie sie auch bei Schwellungen und Spasmen der Magenwand vorkommen, versperren die Aussicht auf entfernter liegende Schleimhautteile. Diese unvorhergesehenen Hinderungen machen dem Anfänger die größten Schwierigkeiten und lassen ihn auf die Methode verzichten, ohne sie eigentlich zu kennen und zu beherrschen. Auch der fernstehende Kritiker wird sich leicht von ihr abwenden, wenn er die pathologischen Veränderungen nicht in allen ihren Teilen zu Gesicht bekommt. Unglücklicherweise sind es gerade die kranken und in ihrer Form veränderten Mägen, die größere Teilgebiete und häufig die wichtigsten nicht erkennen lassen. Ich halte es für nötig, auf diese besonderen diagnostischen Schwierigkeiten bei der Endoskopie des kranken Organs hinzuweisen, weil man nach den früheren methodischen Darstellungen leicht auf den Gedanken kommen könnte, daß der kranke Magen für die Gastroskopie ähnliche Verhältnisse böte wie der gesunde.
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Gutzeit, K. (1929). Größe der Magenübersicht und Sichtverbesserungen. In: Die Gastroskopie im Rahmen der Klinischen Magendiagnostik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-42534-3_13
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