Zusammenfassung
Man kann wohl behaupten, ohne in Gefahr zu kommen sich einer Übertreibung schuldig zu machen, daß es keinen Menschen gibt, der sich nicht schon einmal mit Fragen der Vererbung befaßt hat. Denn was ist es schließlich anders als der erste Anfang eines Studiums der Vererbung, wenn jemand ein Kind auf die Ähnlichkeit mit seinen Eltern prüft, wenn man bei einem Menschen Charaktere einer bestimmten Rasse sucht oder Eigenschaften näherer oder entfernterer Verwandter wiederfindet, wenn man sich wundert, daß in den Würfen einer Katze oder eines Hundes z. B. weiße und gescheckte Junge sich finden, wenn man vom Gärtner Samen einer ganz bestimmten Blumensorte verlangt. In all diesen Fällen setzt man voraus, sei es selbstverständlich oder sei es mit einem gewissen fragenden Erstaunen, daß Eigenschaften der Eltern oder weiterer Vorfahren auf die Nachkommenschaft vererbt oder übertragen werden. Wohl jeder Laie hat dabei auch das Gefühl, daß solche Erbübertragung nicht ganz regellos sein kann. Versucht er aber eine Regel zu finden, so bemerkt er bald eine scheinbar hoffnungslose Verwirrung. Einmal finden sich Eigenschaften der Eltern auf das genaueste bei ihren Kindern wieder, dann wieder schlagen Kinder ganz aus der Art ihrer Vorfahren, kurz, die wirklichen Verhältnisse spotten scheinbar einer einfachen Vorstellung.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Goldschmidt, R. (1927). Einleitung. In: Die Lehre von der Vererbung. Verständliche Wissenschaft, vol 2 . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-42034-8_1
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