Zusammenfassung
Die Augenheilkunde bietet einige Besonderheiten. Die Feinheit und Empfindlichkeit des Organs verbieten Derbheit bei der Untersuchung und Behandlung. Das Auge ist klein, bei vielen Operationen trägt der Arzt vergrößernde Sehhilfen oder blickt durch das Operationsmikroskop. Man könnte das Operieren mit einer Feinmechaniker-Arbeit vergleichen, wenn nicht die seelische Belastung für Patient und Arzt so groß wäre. Die Untersuchung der durchsichtigen Teile erfolgt im optischen Schnitt des Spaltlampenlichtes mit dem Untersuchungsmikroskop. Den Augenhintergrund sieht man bei der üblichen Betrachtung mit dem Augenspiegel bereits 16fach vergrößert, mit dem Untersuchungsmikroskop noch weit größer. In der Hornhaut erkennt der Arzt ohne weiteres Nerven, in der Retina Kapillaren. Diese ganz regelmäßig erhobenen Befunde im mikroskopischen Bereich kennen andere Fächer der Medizin nicht. Die Schönheit der Strukturen erfüllt den Betrachter mit Ehrfurcht vor der Schöpfung. Die Möglichkeit so klare Befunde zu erheben, veranlaßt ihn zu exaktem Beobachten und genauem ätiologischem und therapeutischem Denken. Die wertvollsten Quadratmillimeter des Körpers sind die beiden Foveæ centrales. Der hohe Wert des Auges legt dem Arzt eine besonders große Verantwortung auf. Das therapeutische Risiko ist groß. Ohne angewandte Psychologie, ohne Taktgefühl kann man nicht Augenarzt sein.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1968 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Leydhecker, W. (1968). Die Augenheilkunde. In: Grundriß der Augenheilkunde. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-41605-1_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-41605-1_1
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-41606-8
Online ISBN: 978-3-662-41605-1
eBook Packages: Springer Book Archive