Zusammenfassung
Anschließend an die dem menschlichen Auge wahrnehmbare Lichtstrahlung folgt im Spektrum der elektromagnetischen Wellenstrahlung nach längeren Wellen zu ein Bereich, der nach seiner Stellung im Spektrum als Ultrarot 1) bezeichnet wird (Abb. 1). Auf der Erfahrung fußend, daß diese Strahlung von unserer Haut physiologisch als Wärme empfunden wird und daß die hauptsächlichste Quelle für diese Strahlung mehr oder weniger heiße feste Körper sind, wird das Ultrarot oft auch, allerdings weniger genau und treffend, Wärmestrahlung genannt. Dieser Bereich des Spektrums, auch sonst von erheblicher theoretischer und praktischer Bedeutung, ist für den Physiker und Chemiker deshalb von besonderem Interesse, weil er ihm in besonders schöner und klarer Weiseeinen Zugang zur Kenntnis des Molekülbaus gibt. Denn in diesem Spektralbereich liegen die Rotations- und Schwingungsspektren der Moleküle, also jene Manifestationen der Änderungen der molekularen Rotations- und Schwingungsenergie, die bei der Wechselwirkung der ultraroten Strahlung mit Materie in jedem der drei Aggregatzustände unter bestimmten Bedingungen eintreten. Die dabei auftretenden Rotations- und Schwingungsfrequenzen, sowie andere im Experiment beobachtbare Größen hängen unmittelbar von gewissen Molekülgrößen ab, wie z. B. von den Bindungskräften der Atome aneinander und von den Trägheitsmomenten um bestimmte Achsen, die so auf Grund ziemlich einfacher Modellvorstellungen aus den Spektren sich ermitteln lassen. Es ist daher verständlich, daß die Ultrarotspektroskopie, jener mit den Spektren des ultraroten Bereichs sich befassende Teil der Strahlungsphysik, heutzutage zu einem unentbehrlichen und nicht mehr fortzudenkenden Hilfsmittel der chemischen Strukturforschung geworden ist. Zu dieser mehr theoretisch-wissenschaftlichen kommt eine nicht minder große und wertvolle praktische Bedeutung, die — im Grunde auf denselben Erkenntnissen und Gesetzen fußend — ihren Ausdruck in einer heute schon weit entwickelten und verfeinerten, aber keineswegs schon als abgeschlossen anzusehenden qualitativen und quantitativen Analysentechnik durch ultrarotspektroskopische Messungen gefunden hat. Beides, ultrarote Strukturforschung und ultrarote Spektralanalyse, ist Gegenstand unserer Betrachtung, soweit dies mit dem Charakter einer Einführung in Übereinstimmung steht.
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Literatur
Unter dem Einfluß des anglo-amerikanischen Schrifttums hat sich seit etwa 1948 auch bei uns die Bezeichnung „Infrarot“ mehr und mehr eingebürgert. Seit es jedoch eine Forschung in diesem Spektralbereich in Deutschland gibt — und das ist bald 100 Jahre her —, war die bei uns übliche Benennung „Ultrarot”. Wir sehen keinen Grund, von dieser Tradition abzuweichen.
Nach einem Vorschlag.von MEGOERS empfahl die Joint Commission for Spectroscopy gemäß Beschluß in ihrer Sitzung vom September 1952 in Rom [J. opt. Soc. Am. 48, 410 (1953)] die Verwendung der Bezeichnung „kayser“ (K) für die Einheit cm-1. Candler(130) hat dafür die Benennung „rydberg” (R) vorgeschlagen; außerdem existieren noch andere Benennungsvorschläge. Der Beschluß der Joint Commission hat teilweise heftige Diskussionen hervorgerufen, wie in J. opt. Soc. Am. 46, 145 (1956) und in Spectr. Mol. 5 (1956) im einzelnen nachgelesen werden kann. Die Empfehlung wurde daraufhin praktisch wieder aufgehoben. Wegen der ungeklärten Lage bleiben wir bei dem kurzen, unmißverständlichen.,cm-1“.
Die Joint Commission for Spectroscopy empfiehlt gemäß Beschluß in ihrer Sitzung vom September 1952 in Rom [J. opt. Soc. Am. 48, 410 (1953)] die Verwendung des griechischen Buchstabens a für die Wellenzahl, um y für die Frequenz reservieren zu können. Auch dann sind Verwechslungen möglich, z. B. mit der international eingebürgerten Bezeichnung der Konstante des Stefan-Boltzmannschen Strahlungsgesetzes durch den Buchstaben a.
Nach Rank U. Shearer (698) liefert diese Formel im Ultrarot (n —1)-Werte, die um etwa 1,50/00 zu klein sind. Ausgerechnete Werte von n-1 nach EDLtxs Formel findet man für verschiedene Temperaturen bei PENN-DORF (638).
Literatur: K. W. F. Kohlrausch, Ramanspektren. (Hd. u. Jahrb. d. Chem. Phys.) (Leipzig 1943 ).
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J. Brandmüller U. H. Moser, Einführung in die Raman-Spektroskopie. (Darmstadt 1962 ).
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Brügel, W. (1962). Einleitung. In: Einführung in die Ultrarotspektroskopie. Wissenschaftliche Forschungsberichte. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-41472-9_1
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