Zusammenfassung
Karl, Spurzheim ist 1809 geboren zu Wien als Sohn wohlhabender bürgerlicher Eltern. Er ist ein Neffe des bekannten Kraniologen Spurzheim. Nach Absolvierung seiner Studien in Wien erlangte er 1835 die Würde eines Doktors der Medizin, unternahm dann zwei Jahre lang Reisen in Deutschland, Belgien und Frankreich zum Besuche von Irren- und anderen Humanitätsanstalten. Zuerst durch drei Jahre in der Konzeptspraxis bei der niederösterreichischen Landesregierung tätig, wurde er 1840 Sekundararzt im „Lazarethe“, 1841 provisorischer Primararzt einer Filiale des allgemeinen Krankenhauses, 1842 provisorischer Primararzt der Irrenabteilung des Ybbser Versorgungshauses. Er nahm sofort den Kampf gegen die wahrhaft trostlosen Verhältnisse, die er in dieser Anstalt vorfand, mit aller Energie auf und strebte auch von Anfang an die Trennung der Irrenanstalt von der „Versorgung“ an, die er aber erst nach langen Mühen durchsetzte. Später erweiterte er die Irrenanstalt auf die ganze frühere Versorgungsanstalt unter gleichzeitiger Vornahme weitgehender baulicher Adaptierungen. Seine Hauptleistung ist aber darin zu erblicken, daß er einem durchaus humanen Geiste Eingang in die Anstalt verschaffte, in der bis dahin Roheit und Verständnislosigkeit ihr Unwesen getrieben hatten, und daß er vor allem an die Stelle des Zwangssystems einSystem setzte, das den Zwang soweit als nur möglich vermied und so den Übergang zum modernen System einleitete. Namentlich aus diesem Grunde muß Spürzheim als Reformator des Irrenwesens in Österreich neben Riedel genannt werden. Seit 1859 Direktor der Anstalt in Ybbs, wurde er 1869 als Nachfolger Riedels zum Direktor der Wiener Anstalt ernannt Er trug sich mit vielen Projekten, die er nur zum geringsten Teile zur Durchführung bringen konnte; denn schon drei Jahre nach seinem Dienstantritte in Wien, 7. Oktober 1872, ereilte ihn der Tod.
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Literatur
Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, 27. Teil (Wien 1894).
Gurlt-Hirsch, Biographisches Lexikon der hervorragenden Arzte aller Zeiten und Völker. Wien und Leipzig 1887.
Obersteiner, Grundzüge einer Geschichte des Vereines für Psychiatrie und Neurologie in Wien in den ersten fünfzig Jahren seines Bestehens (1868–1918). Jahrbücher für Psychiatrie und Neurologie, 39. Bd.
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Berze (1921). Karl Spurzheim 1809–1872. In: Deutsche Irrenärzte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-41440-8_45
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