Zusammenfassung
Als Sohn eines Professors der Kameralwissenschaften an der berühmten Karlsakademie in Stuttgart besuchte der sehr frühreife und begabte Knabe das Gymnasium, dann schon vom 13. Jahr ab die Karlsakademie, an der er unter Cuvier Naturwissenschaft und Medizin studierte. Mit 20 Jahren (1792) promovierte er zum Dr. med., geriet sodann auf großen Reisen unter den Einfluß von Scarpa und Peter Frank in Pavia, studierte in Amerika das Gelbfieber, schrieb einen Aufsatz über die Seekrankheit, wurde Hofmedikus in Stuttgart, 1797 ordentlicher Professor der Anatomie, Physiologie, Chirurgie und Geburtshilfe an der Universität Tübingen, wo er die erste Klinik in den Räumen der alten Bursa einrichtete. Jahrelang las er mit seltener Vielseitigkeit, war zugleich Medizinalvisitator für einen großen Teil Württembergs. Er bekämpfte die Auswüchse der wirklichkeitsfremden Naturphilosophie jener Zeit, ohne sich doch selbst von ihr ganz befreien zu können; 1805 übernahm er die Leitung der medizinischen Klinik. Daneben übte er eine große Praxis aus, erstattete für die Gerichte zahlreiche Gutachten die sein Sohn, der Professor der inneren Medizin in Tübingen Hermann Autenrieth, später nach seinem Tode, 1846, herausgab. Bald wurde er die führende Persönlichkeit der damaligen Tübinger Hochschule und als solche 1819 zum Vizekanzler, 1822 zum Kanzler der Universität ernannt. Er entwickelte nunmehr eine — freilich viel angefochtene — Reformtätigkeit, spielte auch in der württembergischen Ständekammer als streng konservativer Politiker eine nicht immer glückliche Rolle. Die politische Tätigkeit zwang ihn zur Einschränkung seines Lehrgebiets. In seinen späteren Jahren beschäftigte sich der ruhelose und vielseitige Mann in reger wissenschaftlicher Produktion mit allgemein-philosophischen Problemen (Ansichten über Natur und Seelenleben) und mit der Erklärung schwer zu lösender biblischer Fragen. Im Alter von 63 Jahren erlag er sehr rasch einem Schlaganfall.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Hirsch, Biographisches Lexikon berühmter Ärzte. Bd. I.
Hirsch, Neuer Deutscher Nekrolog 1835.
Hirsch, Allgemeine Deutsche Biographie Bd. I.
Robert von Mohl, Lebenserinnerungen. Bd. I. 1902.
Klüpfel, Geschichte der Universität Tübingen. 1849.
V. Schleich, Ein Stück aus der Geschichte der medizinischen Fakultät Tübingen. Rektoratsrede 1910. Tübingen.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1921 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Gaupp (1921). Ferdinand Autenrieth 1772–1835. In: Deutsche Irrenärzte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-41440-8_15
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-41440-8_15
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-40956-5
Online ISBN: 978-3-662-41440-8
eBook Packages: Springer Book Archive