Zusammenfassung
In meinem Artikel über „Allergie und Anaphylaxie“ (1929 a, S. 807) habe ich zu den Eigenschaften der Anaphylaktogene mit folgenden Sätzen Stellung genommen:
„Die typischen Anaphylaktogene sind Proteine und besitzen als solche gewisse gemeinsame chemisch-physikalische Eigenschaften wie bedeutendes Molekulargewicht, fermentative Spaltbarkeit, kolloide Löslichkeit, Aufbau aus zum Teil optisch aktiven Aminosäuren. Keines der aufgezählten Merkmale stellt eine hinreichende Bedingung der produktiven Antigenfunktion dar; auch ihre Vereinigung, wie sie eben in den Eiweißkörpern vorliegt, ist ungenügend, da man zahlreiche, nicht-antigene Proteine kennt. Dagegen steht man heute fast ausnahmslos auf dem Standpunkt, daß die genannten Faktoren den Charakter notwendiger Bedingungen haben (Landsteiner) d. h., daß eine Substanz, welcher sie mangeln, unfähig ist, Antikörperbildung auszulösen (zu sensibilisieren).“
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Literatur
Die Untersuchungen von J. Snapper und A. Grünbaum (1936), aus welchen hervorgeht, daß nicht das 3,5’Dijodtyrosin sondern die 3,5-Dijod-4-oxy-Gruppe die eigentliche Determinente der Jodproteine repräsentiert, ändern natürlich nichts am Grundgedanken, welcher für die obigen Ausführungen von Johnson und Wormall und ihre Kritik maßgebend ist.
P. Eisenberg und R. Volk (1902), F. S. Jones (1928a), A. Kleczkowski (1941).
F. S. Jones (1927, 1928b), J. Freund (1930/31, 1931, 1932 ).
H. Goldie und G. Sandor (1938b), J. T. Tamura und M. J. Boyd (1938).
A. Tyler (1945a, b), A. Tyler und ST. Swingle (1945).
P. Hartley (1925), F. L. Horsfall und K. Goodner (1935, 1936b). 6 H. Eagle (1938), ST. Mudd und Joffe (1933).
L G. Green und C. S. Stulberg (1946) führen außer den älteren Arbeiten über dieses Thema auch einige Veröffentlichungen neuesten Datums an. Sie berichten ferner über ihre eigenen Erfahrungen mit Staupe-Virus, welches durch fortgesetzte Frettchenpassage so modifiziert worden war, daß es für Füchse und Hunde zwar noch infektiös, aber nur noch in geringem Grade pathogen war [R. Green (1945)]. Füchse erliegen fast immer der Infektion mit genuinem Staupevirus, sobald sich bei ihnen Krankheitserscheinungen gezeigt haben; die Infektion mit dem Passagevirus wirkte aber antagonistisch, so daß die Tiere die Inokulation mit vollvirulentem Material überlebten, wobei es gleichgültig war, ob die Impfung mit dem Piassagevirus innerhalb der ersten Stunde nach der sonst tödlichen Infektion oder 12 Tage später vorgenommen wurde.
Das gilt auch von der Serumkrankheit; denn die Untersuchungen von E. A. Voss (1937/38) sowie von E. A. Voss und Hundt (1938) und die serologischen Beiträge von S. Karelitz und S. S. Stempien (1942) und von S. Karelitz und A. Glorig (1943) brachten nur eine Bestätigung der Hypothese von C. V. Pirquet und B. Scnicx (1905), daß diese Erkrankung auf einer Reaktion zwischen dem als Antigen fungierenden Pferdeserum und einem im Organismus produzierten Antikörper beruhen dürfte, ohne die kausale Erkenntnis zu vertiefen.
Über einen eigenartigen Verstärkungseffekt haben E. A. Kabat, Wolf und Bezer (1946) sowie J. M. Morgan (1946) gleichzeitig und unabhängig berichtet. Wenn man Rhesusaffen subkutan oder intramuskulär mit normalen Kaninchenhirn behandelt, entwickelt sich eine akute disseminierte Encephalitis, welche mit herdweiser Entmarkung einhergeht; doch sind hierzu zahlreiche, auf mehrere Monate verteilte Injektionen der artfremden Hirnsubstanz erforderlich [T. M. Rivers und F. F. Schwentrer (1935), A. Ferraro und G. A. Jarvis (1940)]; setzt man aber den Hirnemulsionen Adjuvantien (Aquaphor plus abgetötete Tuberkelbacillen) hinzu, so wird der gleiche Effekt mit wenigen Injektionen und in weit kürzerer Frist erreicht. Die Vermutung, daß die Hirnläsionen auf der Wirkung eines gegen die Hirngewebe gerichteten Antikörpers beruhen, wird durch die Verstärkung durch Adjuvantien nach der Ansicht von Karat und Mitarbeitern gestützt.
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Doerr, R. (1948). Die immunisierende (produktive) Antigenfunktion. In: Die Antigene. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-41436-1_4
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