Die Ausfuhrgeschäfte

Zusammenfassung

Die Ausfuhr von deutschem Getreide nach dem Ausland ist ein verhältnismäßig junger Zweig des Getreidegeschäfts. In den landwirtschaftlichen Verhältnissen Deutschlands ist in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein Umschwung eingetreten. Noch vor etwa 60 Jahren war Deutschland ein Land, das seinen Ernteüberschuß an das Ausland absetzen mußte, es gehörte zu den Getreideausfuhrländern. Infolge der starken Bevölkerungszunahme, die viel größer war als die Ertragsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft zunahm, ist Deutschland seit ungefähr 1870 ein Getreideeinfuhrstaat geworden, der in bezug auf die Einfuhrmenge an zweiter Stelle aller Einfuhrländer der Erde steht. Nur England hat noch einen größeren Importbedarf. Aber Deutschland ist im Gegensatz zu England kein reiner Importstaat geworden; es führte trotz seines Einfuhrbedürfnisses vor dem Weltkrieg ansehnliche Mengen Roggen, Weizen und Hafer aus. Die Höhe dieses Ausfuhrquantums schwankte je nach den Erträgen der Ernten und der Tendenz auf den Getreideweltmärkten.

Wesentliche Teile dieses Kapitels sind aus den früheren Auflagen übernommen worden, um den Vorkriegszustand klar erkennen zu lassen, der für die Entwicklung des deutschen Getreidehandels und für die Stellung zur künftigen Zollpolitik große Bedeutung hat. Zur Zeit sind die Getreidezölle suspendiert, und eine Ausfuhr findet nur in Ausnahmefällen statt. Das ist aber ein Übergangszustand, der noch nicht klar erkennen läßt, wie die zukünftige Entwicklung sich gestalten wird. Ich würde ein Wiederaufleben der Agrarzölle, vor allem der Einfuhrscheine, für sehr bedenklich halten.