Die Arbeitszeit-Kontrolle

Zusammenfassung

Die Kontrolle über die Arbeitszeit der Arbeiter wird in den industriellen Werken verschiedenartig behandelt. Es gibt Fabriken von ganz ansehnlichem Umfange, besonders in der Textilindustrie, wo sich die Kontrolle der Arbeitszeit der Arbeiter in so gemütlicher Weise vollzieht, daß man sich wundern muß, wie hierbei auch alles in Ordnung gehen kann. Und es geht in Ordnung! Die Meister sind in den Fabriken alt geworden, sie kennen alle ihre Untergebenen und deren Gewohnheiten sehr genau, sie wissen ganz bestimmt, wann jeder Arbeiter zur Arbeit kommt und fortgeht, und da sie ja auch wissen, wo jeder seinen Stand hat, so genügt ein Blick über den Fabrikraum, um feststellen zu können, ob bei Beginn der Arbeitszeit ein jeder Arbeiter zur Stelle ist oder nicht. In einem Werk, wo eine derartige Kontrolle ausgeübt wird, bestehen gewöhnlich ganz sonderbare Verhältnisse, welche man fast als partiarchalische bezeichnen könnte. Die Meister kennen ihre Untergebenen von klein auf, sie genießen eine Autorität bei denselben, wie sie sich nur dort denken läßt, wo das Zusammenwirken bisher nicht durch fremde Einflüsse gestört worden ist. Die Arbeiter fühlen sich wohl bei solcher Handhabung der Aufsicht, der Meister waltet in gerechter Weise seines Amtes und das Unternehmen gedeiht, denn Friede und gegenseitiges Vertrauen bringt Segen nach allen Seiten. Leider sind solche Verhältnisse heute nicht mehr in vielen Orten, am allerwenigsten oder niemals in größeren Städten mit vielen, bedeutenden industriellen Werken zu finden. Das Mißtrauen, welches überall wach gerufen ist und schon den jüngsten Arbeitern eingeprägt wird, das Bestreben, nur das anzuerkennen, was tatsächlich nicht mehr bestritten werden kann, und vor allen Dingen auch die Ausdehnung der Werke, welche bis in das kleinste hinein die sorgfältigste Handhabung der Geschäfte verlangen, haben Veranlassung gegeben, auch bei der Kontrolle der Arbeitszeit der Arbeiter Verbesserungen vorzunehmen, welche sich den zeitigen Verhältnissen anpassen.