Zusammenfassung
Sie will uns nicht mehr recht gelingen, die Kunst im öffentlichen Raum, obwohl alles wieder von ihr spricht. Sehnsüchtig schaut man zu den Zeiten zurück, in welchen die Architekten zuerst eine schöne städtebauliche Situation errichtet hatten und wo dann, unter allgemeiner Zustimmung, das Reiterstandbild von Erzherzog Carl, die Doppelstatue von Schiller und Goethe in Weimar oder das Teilen-Denkmal in Altdorf erstellt wurden. Weshalb können wir das nicht mehr? Erstens: Zu einer alle Einwohner begeisternden künstlerischen Manifestation fehlt uns heute der Konsens. Vor allem der inhaltliche: Politik und Produktion werden von der Bevölkerung kontrovers beurteilt. Was dem einen als Leistung imponiert, mißfällt dem anderen als Anmaßung, als Erzeugung von Risiko, als Bedrohung der Umwelt oder als Unrecht. Nicht einmal die Historie ist uns mehr gemeinsam: Manch einer von uns identifiziert sich mit den einstigen Herrschern, andere aber mit den damals Unterdrückten. Zudem ist die Sprache der Kunst zu einer Fachsprache unter mehreren geworden. Ich will nicht sagen, daß früher Kunst allen verständlich war, aber sie war doch Teil der “Sprache”, die von Allen gesprochen oder verstanden wurde. Das Verhältnis von Hochsprache, Alltagssprache und Volkssprache ließ sich damals noch im Bilde einer Pyramide mit Spitze und Fuß fassen. Heute sprechen die verschiedenen kulturellen Stämme verschiedene Sprachen, und diese Stämme ordnen sich weder nach Alter noch nach Klasse, Geschlecht, Generation oder lokaler Zugehörigkeit.
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Burckhardt, L. (1991). Eine Situation erlebbar machen. In: Veröffentlichte Kunst, Kunst im öffentlichen Raum. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-41213-8_9
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