Zusammenfassung
Die Area striata weist gegenüber den anderen Rindenabschnitten architektonische Besonderheiten auf, die bereits makroskopisch in Form des Vicq-d’Azurschen Streifens erkennbar sind. Dieser Streifen repräsentiert einen Faserzug weißer Substanz, der — im Gegensatz zu den radiär verlaufenden weißen Fasern des Marks — quer verläuft. Dies ist von Bedeutung für die Ausbreitung des Hirnödems, das bei Schädelhirntraumen eine der am meisten gefürchteten Komplikationen darstellt und das Bild sekundärer Hirnschäden wesentlich mitbestimmt. Im allgemeinen ist das Ödem an die weiße Substanz gebunden, während die graue Substanz weniger betroffen wird. Nach Untersuchungen von Adachi und Feigin beruht das darauf, daß die weiße Substanz flüssigkeitsärmer und damit imstande ist, mehr Flüssigkeit aufzunehmen als die graue Substanz. Eine Zwischenstellung nehmen die subcorticalen U-Fasern ein. Der überwiegend radiäre Verlauf der Faserzüge der weißen Substanz bedingt eine vornehmlich radiäre Ausdehnung des Ödems, die zunächst durch die quer verlaufenden, flüssigkeitsreicheren U-Fasern begrenzt wird. Nach Durchbrechung dieser ersten Barriere bildet die flüssigkeitsreichere Rinde eine zweite Schranke, die erst nach längerer Zeit überwunden wird, so daß man Bilder sieht, auf denen die ödematöse Durchtränkung, vor allem im Bereich der großen Marklager, nur die unteren Rindenschichten erreicht. Schon hier gewinnt man den Eindruck, daß die in der gesamten Rinde vorhandenen, quer verlaufenden Baillargerschen Streifen eine Rolle spielen. Besonders deutlich zeigt sich dies aber in der Area striata, wo der äußere Baillargersche Streifen als Vicq-d’Azurscher Streifen seine größte Breite erreicht.
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Adebahr, G., Schewe, G. (1968). Sekundärschäden bei Hirntrauma in der Area striata. In: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Unfallheilkunde Versicherungs-, Versorgungs- und Verkehrsmedizin E. V.. Hefte zur Unfallheilkunde. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-41161-2_58
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